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Was Adaptogene bei Pferden bewirken können

von
Susanne Krauzig
zuletzt aktualisiert 05.03.2025
Mehrere braune Pferde auf einer grünen Wiese, über die eine Brücke führt
Foto © ZenitX shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Erstveröffentlichung am 05.03.2025 - Vielleicht hast du in letzter Zeit auch schon einmal den Ausdruck „Adaptogen“ gehört oder gelesen. Auch wenn es gerade im Trend liegt: Das Wort ist schon über 75 Jahre alt. Es steht für eine Substanz oder eine Heilpflanze, die den Organismus nachweislich dazu befähigt, besser mit psychischen oder körperlichen Stressoren umzugehen und/oder mehr Leistung zu erbringen. Anders als z.B. entzündungshemmende Medikamente oder Beruhigungsmittel, wirken Adaptogene nicht unmittelbar auf die Symptome eines aus dem Gleichgewicht geratenen Organismus ein. Stattdessen unterstützen sie ihn dabei, seinen Normalzustand wiederherzustellen. 

Was ist ein Adaptogen? – einfach erklärt

Wahrscheinlich weißt du, was ein Adapter ist: Ein Gerät, das irgendetwas (z.B. die Stromspannung) an etwas anderes anpasst. Das lateinische „adaptare“ bedeutet auf Deutsch „anpassen“. Das ...gen am Ende von Adaptogen kommt aus dem Griechischen und bedeutet in diesem Zusammenhang „hervorrufen“. Adaptogene passen also nicht irgendetwas aktiv an, so wie beispielsweise ein Adapter oder ein Blutdruck-senkendes Medikament. Sie veranlassen stattdessen den Organismus, selbst aktiv zu werden, und negative Stressoren wie psychischen Belastungen oder Krankheiten besser zu managen.

 

Menschen und Tiere brauchen allerdings ein gewisses Maß an Stress, um leistungsfähig zu sein. Bei Stress wird Cortisol ausgeschüttet, ein Hormon, das dem Organismus Höchstleistungen ermöglicht. Arzneimittel, welche die Stressanfälligkeit generell vermindern, haben häufig Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit oder verminderte Wahrnehmungsfähigkeit und setzen fast immer die Leistungsfähigkeit herab. Bei der Einnahme von Adaptogenen gibt es diese Nebenwirkungen normalerweise nicht. Tierversuche haben gezeigt, dass die meisten pflanzlichen Adaptogene auch in stark erhöhter Dosierung keine negativen oder gefährlichen Auswirkungen auf Patienten haben. Viele Adaptogene wirken aber nicht mehr besonders gut, wenn sie in falscher Dosierung eingenommen werden.

Stressmanagement bei Pferden

Fluchttiere wie Pferde profitieren besonders von dem „Leistungsbooster“ Cortisol, der innerhalb von Sekunden Körperfunktionen herunterfährt, die nicht für das unmittelbare Überleben notwendig sind. In Stresssituationen sorgt unter anderem Cortisol dafür, dass ein Großteil der körpereigenen Energie an die Muskeln weitergeleitet wird. Die Durchblutung verstärkt sich, es wird mehr Blutzucker von den Muskeln aufgenommen, die Atmung wird tiefer und beschleunigt sich.

 

Genau aus diesem Grund können Wildpferde bei einem rasanten Spurt fast alle Raubtiere locker hinter sich lassen. Aber was passiert nach so einer rasanten Flucht in einer Wildpferdeherde? Stehen die Pferde dann zitternd zusammen und werfen wilde Blicke um sich? Trauen sie sich nicht mehr, den Kopf abzusenken und zu fressen, weil sie nach eventuellen Verfolgern Ausschau halten? Daneben geraten: Sie hören auf zu galoppieren und fangen fast augenblicklich wieder an zu grasen. Wie kann das funktionieren?

 

Die meisten Menschen wären noch stundenlang aufgeregt, wenn ihnen plötzlich ein Wolf hinterhergerannt wäre. Pferde reagieren aber generell schneller als Menschen. Während wir durchschnittlich 1,6 Sekunden für eine Reaktion benötigen, braucht ein Pferd im Durchschnitt bloß 0,5 Sekunden, bis es auf einen Reiz reagiert. Für ein Fluchttier ist das sinnvoll – genauso, wie Adrenalin und Cortisol schnell herunter zu regulieren, um wieder ruhig fressen zu können. Sie sind schließlich Dauerfresser und ihr Magen braucht andauernd Nachschub, damit er nicht übersäuert. 

 

Körperlich und psychisch gesunde Pferde sind wahre Meister im Stressmanagement. Ihr Cortisol- und Adrenalinspiegel reguliert sich nach einer Belastungssituation im Handumdrehen wieder auf die Normalwerte. Ein wichtiger Faktor ist dabei unter anderem das Fressen bei langsamer Vorwärtsbewegung mit abgesenktem Kopf. Bestimmte Umstände können allerdings dazu beitragen, dass Pferde ihre „Alarm-Hormone“ nicht mehr herunterfahren können. Typische Situationen, die bei Pferden Dauerstress auslösen können, sind zum Beispiel:

 

  • Bewegungsmangel
  • permanente Überforderung beim Training
  • Training ist mit Schmerzen verbunden
  • zu lange Fresspausen / permanente Magenschmerzen
  • Verlust von geliebten Weidegenossen
  • rheumatische Schmerzen / Gelenkschmerzen
  • weitere chronische Schmerzen
  • fehlende soziale Kontakte
  • andauernde Rangauseinandersetzungen in der Herde
  • häufiger Einsatz bei Turnieren
  • zahlreiche Pferdetransporte
  • Stallwechsel
  • nicht besonders artgerechte Haltungsbedingungen 

 

Durch eine Kur mit pflanzlichen Adaptogenen und einer eventuellen Optimierung der Haltungsbedingungen kannst du dazu beitragen, dass der Organismus deines Pferdes besser auf Krankheiten oder auf bestimmte Lebensumstände reagieren kann. Außerdem scheinen Adaptogene nicht nur dazu beizutragen, dass Stress nach einer Belastungssituation schneller abgebaut wird. Sie haben auch den Ruf, indirekt die Leistungsfähigkeit bei anstrengendem Training (= körperlichem Stress) zu steigern. In den Fünfzigerjahren wurde die Borstige Taigawurzel sogar von den Sportlern der Sowjetunion bei einer Olympiade zur Leistungssteigerung eingesetzt.

Blauer Pferdeanhänger auf dem ein weißes Pferd mit roter Fliegenmaske steht und aus der Öffnung guckt
Pferde sind gezwungen, sich an unsere Lebensweise anzupassen
Foto © JW.photography31 shutterstock.com

Wie funktionieren Adaptogene?

Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass zumindest die vier von der EMA anerkannten Adaptogene Rosenwurz (Rhodiola), Borstige Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus), Chinesisches Spaltkörbchen (Schisandra) und Chinesischer Ginseng (Panax Ginseng) Wirkstoffe enthalten, die regulierend auf die sogenannte HPA-Achse des Organismus einwirken. Die HPA-Achse besteht aus dem Hypothalamus, der Hypophyse und der Nebennierenrinde.

 

Der Hypothalamus bildet in seinen Nervenzellen bestimmte Hormone, die der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) signalisieren, selbst Hormone wie FSH, TSH, STH oder ATCH zu bilden. ATCH bewirkt dann in der Nebennierenrinde die Produktion von weiteren Hormonen wie Androgenen, Aldosteron oder Kortison. Der Hypothalamus verursacht aber nicht nur die Ausschüttung von Hormonen. Er kann diese auch hemmen – zum Beispiel durch die Freisetzung von Dopamin und Somatostatin. Diese Hormone sind wichtig, um bestimmte Körperfunktionen nach akutem Stress wieder auf das „Normalniveau“ herunterzufahren.

 

Ein Pferd mit einem krankhaft erhöhten Cortisol-Level gleicht einem Auto, das auf einer ebenen, geraden Strecke mit Vollgas im zweiten Gang gefahren wird. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass so etwas nicht besonders gesund ist – ganz gleich, ob für Autos, Pferde oder Menschen. Der Versuch, Stress oder Schmerzen zu vermeiden, verursacht noch dazu oft Reaktionen, die ziemlich kontraproduktiv sind: Vermeidungsstrategien. Adaptogene können dazu beitragen, dass diese Stress-Spirale durchbrochen wird und betroffene Tiere wieder besser entspannen können.

Im Vordergrund Pferd mit Reiter von hinten. Im Hintergrund ist unscharf eine Straße mit Zebrastreifen und rotes und grünes dreirädriges Auto zu sehen
Adaptogene können dazu beitragen, dass Pferde sich besser an äußere Umstände anpassen
Foto © Jaromir Chalabala shutterstock.com

Fazit: Wissen zum Mitnehmen

  1. Adaptogene helfen Mensch und Tier, sich besser an stressige Situationen anzupassen.
  2. Adaptogene Pflanzen werden schon seit Jahrtausenden in China und Indien verwendet.
  3. Ashwaganda und Rhodiola sind die bekanntesten Adaptogene aus Ayurveda und TCM.
  4. In Europa werden adaptogene Pflanzen und deren Extrakte erst seit Kurzem genutzt.
  5. Von der Europäische Arzneimittel-Agentur als wirksame Adaptogene anerkannt sind:

 

  • Chinesischer Ginseng / Panax Ginseng
  • Sibirischer Ginseng / Taigawurzel
  • Rhodiola / Rosenwurz
  • Schisandra / Chinesisches Spaltkörbchen

 

 

 

Quellenangaben

https://european-union.europa.eu/institutions-law-budget/institutions-and-bodies/search-all-eu-institutions-and-bodies/european-medicines-agency-ema_de

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1756464623002955

https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/hormone-stoffwechsel/hormondruesen-und-moegliche-erkrankungen/hypothalamus.html

https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/Taigawurzel_-Wissenschaftliche_Brosch%C3%BCre.pdf

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1567576919328620

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6240259/

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8398443/

 

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

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