Von Janina Beule - Eine bedarfsdeckende Pferdefütterung ist unerlässlich für ein gesundes und leistungsbereites Pferd. Häufig herrscht unter den Pferdebesitzern jedoch große Unsicherheit wie man sein Pferd richtig füttert und wie man auf dem riesigen Markt für Futtermittel das passende Pferdefutter auswählt.
Um dies beurteilen zu können, braucht es einige Kenntnisse über die Pferdefütterung an sich, den Verdauungstrakt des Pferdes und zu guter Letzt auch über die einzelnen Futtermittel. Dieser Artikel ist einen kleine Pferdefütterung Beratung - Richtige Pferdefütterung als Basiswissen für Pferdehalter.
Aufgrund der Entwicklungsgeschichte des Pferdes ist der Verdauungstrakt daran angepasst, kontinuierlich kleine Mengen Futter mit einem hohen Rohfasergehalt aufzunehmen. Eine ausreichende Raufutterversorgung ist also essenziell wichtig und die Basis für eine gesunde Pferdefütterung. Die Gabe von rohfaserreichem Grundfutter bedingt lange Fresszeiten, viele Kauschläge und damit verbunden eine hohe Speichelbildung.
Nicht nur physisch, sondern auch psychisch, wirkt sich eine ausreichende Raufutterversorgung positiv aus, in dem man dem Pferd als Dauerfresser und Dickdarmverdauer bestmöglich Rechnung trägt.
Das Raufutter lässt sich grob einteilen in:
Als Faustregel gilt: Mindestens 1,5 kg Raufutter je 100 kg Körpergewicht.
Das Pferd muss zum Überleben verschiedene Nährstoffe über das Futter aufnehmen:
Proteine, Fette und Kohlenhydrate sind die Hauptnährstoffe und liefern alle Energie.
Proteine werden aus sogenannten Aminosäuren aufgebaut. Es gibt einige essenzielle Aminosäuren. Diese kann der Körper des Pferdes nicht selbst herstellen, weswegen sie über die Nahrung aufgenommen werden müssen und für verschiedene Stoffwechselprozesse unersetzlich sind.
Mengenelemente sind Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Chlor, Schwefel, Kalium. Spurenelemente sind Zink, Mangan, Eisen, Kobalt, Selen, Jod und Kupfer.
Die Vitamine werden unterteilt in fettlösliche Vitamine (A, D, E, K), die im Körper in größeren Mengen gespeichert werden, und in wasserlösliche Vitamine (B1, B2, B12, Biotin, Folsäure), die im Körper nur in geringen Mengen gespeichert werden und dadurch auch bei einer Überversorgung nicht toxisch wirken.
Zusätzlich ist natürlich auch eine ausreichende Aufnahme von Wasser essenziell für den Organismus. Der Bedarf an Wasser liegt bei einem Pferd ohne wesentliche Arbeitsleistung bei knapp 40ml je kg Körpergewicht und Tag.
Um zu wissen, wie viel Futter ein Pferd braucht, ist es nötig den Energiebedarf des Pferdes zu bestimmen. Es gibt verschiedene Energiestufen:
Heutzutage rechnet man im Kontext der Pferdefütterung normalerweise mit der metabolischen (umsetzbaren) Energie, da das die Energie ist, die dem Tier aus einem Futtermittel zur Verfügung steht, wenn Ausscheidungen (Kot, Urin, Gase) abgezogen sind.
Man unterscheidet zwischen dem Energiebedarf für die reine Erhaltung und dem Bedarf für die zusätzliche Leistung des Pferdes. Der Erhaltungsbedarf an Energie schließt alle normalen Körperfunktionen mit ein, wie die Atmung und die Verdauung.
Zur Berechnung des Bedarfs wird die Lebendmasse des Pferdes und die Rasse einbezogen.
Der Erhaltungsbedarf kann je nach Witterung und Haltung leicht variieren. Außerdem sind Zu-/Abschläge nötig für Über-/Untergewicht und Trainingszustand.
Den Leistungsbedarf lässt sich grob in geringfügige, leichte, mittlere, schwere und sehr schwere Arbeit einteilen, wobei natürlich jegliche Abstufungen zwischen den Arbeitsintensitäten möglich sind. Häufig wird die Arbeit des Pferdes vom Reiter überschätzt. Die meisten Pferde lassen sich in die leichte Arbeit kategorisieren.
"Zur leichten Arbeit zählt es, wenn du mit deinem Pferd circa eine Stunde am Tag in den Grundgangarten arbeitest. Bei der leichten Arbeit bewegt sich das Pferd circa 30 Minuten im Schritt, 25 Minuten im Trab und 10 Minuten im Galopp. Mittlere Arbeit beginnt bei einer aktiven Trainingseinheit von über einer Stunde."
Die Ration des Pferdes sollte immer so gestaltet sein, dass sie den Gesamtbedarf des Pferdes deckt, das Pferd mit allen Nährstoffen versorgt und eine gute Körperkonstitution sichert. Ein Überschuss ist in der Pferdefütterung ebenso negativ zu werten wie ein Mangel.
Die Futtermenge, -qualität und -hygiene, die Fütterungsfrequenz und die Futterart sind auf das jeweilige Pferd (die Arbeitsleistung, mögliche Erkrankungen, Gewicht, Rasse, Alter etc.) abzustimmen.
Um die momentane Körperkonstitution des Pferdes zu beurteilen, kann man den sogenannten Body Condition Score anwenden. Es werden verschiedene Körperregionen, wie z.B. Mähnenkamm, Schulter, Hüfte und Schweifansatz, betrachtet und beurteilt, um hinterher einen finalen Score zu erhalten, der dann zwischen sehr mager bis sehr fett liegt.
"Ist dein Pferd zu dünn oder zu dick? Tipp: Druck dir den Body Condition Score für Pferde aus und setze dich in Ruhe seitlich neben dein Pferd. Versuche dein Pferd möglichst objektiv zu beurteilen und schaue dir die markanten Körperstellen an."
Der reine Erhaltungsbedarf des Pferdes, sollte durch Grundfutter (Gras, Heu, Heulage) gedeckt werden. Je nach Menge des Grundfutters und der Leistung des Pferdes kann auch der zusätzliche Leistungsbedarf ohne Probleme über Heu, Heulage und/oder Gras gedeckt werden. Bei den meisten „Freizeitpferden“ sind nur geringe Kraftfuttermengen nötig, häufig sogar gar keine.
Sollte der zusätzliche Leistungsbedarf gar nicht oder nicht vollständig über das Grundfutter gedeckt werden können, kann man zusätzliches Krippenfutter ergänzen. Hier gibt es diverse Möglichkeiten, von Einzelfuttermitteln (z.B. Hafer, Gerste, Mais, Rübenschnitzel, Luzerne) über Mischfuttermittel in verschiedenen Formen (z.B. Müslis, Pellets, Mash), getreidehaltig/-frei, rohfaserreich, eiweißreich/-arm, energiereich/-arm, je nachdem, was das Pferd individuell benötigt.
Neben dem extra Energiebedarf, der sich aus der Arbeitsleistung ergibt, haben auch Pferde im Wachstum sowie tragende Stuten einen erhöhten Bedarf, den man bei der Pferdefütterung beachten und durch größere Mengen Grundfutter und/oder Kraftfutter decken muss. Abgesehen vom Energiebedarf hat jedes Pferd natürlich auch einen bestimmten Bedarf an anderen Nährstoffen, wie Eiweiß, Mengenelemente, Spurenelemente, Vitamine und Elektrolyte. Hier gibt die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie Bedarfstabellen heraus, die die verschiedenen Bedarfssituationen abbilden.
Um das Pferd mit Mineralstoffen und Vitaminen zu versorgen, kann man entweder ein mineralisiertes und vitaminisiertes Kraftfutter in ausreichenden Mengen füttern oder man ergänzt ein Mineralfutter. Auch bei den Mineralfuttern gibt es viele verschiedene Ausprägungen (Pellet, Pulver, ungepresst) und Einsatzbereiche.
Vom Mineralfutter für Fohlen, alte Pferde, Sportpferde, Pferde die 24/7 auf der Weide stehen, kranke Pferde etc. Auch ein Mineralfutter kann getreide- und melassefrei sein oder zum Beispiel zusätzlich Aminosäuren für den Muskelstoffwechsel enthalten. Hier kommt es also ebenfalls darauf an, was das Pferd individuell braucht.
"Die Pressform des Mineralfutters kann den Arbeitsalltag erleichtern. Mineralfutter in pelletierter Form ist nur schwer in einer Herde auf der Weide zu füttern, da jedes Pferd dort eine eigene Futterschüssel bekommen müsste. Mineralbricks sind im Handling auf der Weide einfacher. Pellets lassen sich jedoch super bei der täglichen Kraftfuttergabe untermischen."
Darüber hinaus gibt es diverse Supplemente, die zusätzlich gegeben werden können. Einige Beispiele sind hier konzentrierte Aminosäureprodukte, Bierhefe, Selen, Zink, Kollagen, Magnesium und viele weitere. Auch verschiedene Kräuter können zum Futter dazu gegeben werden.
Auch ein pflanzliches Öl kann die Ration noch ergänzen, indem es in recht konzentrierter Form hohe Mengen Energie liefert und sich währenddessen positiv auf den Magen-Darm-Trakt auswirkt. Darüber hinaus kann Pferdefütterung mit Öl das Pferd beim Fellwechsel unterstützen.
Insgesamt wird deutlich, dass die Basis der Pferdefütterung immer ausreichend Gras/Heu/Heulage sein sollte, um darauf aufbauend eine individuelle Ration mit Kraftfutter, Mineralfutter, Ölen, Kräutern und Supplementen zusammenzustellen.
Ein kleiner Überblick über die verschiedenen Futterarten, Lagerung von Pferdefutter und spezielle Fütterungszwecke
Mit 5 Regeln und einem effektiven 4-Wochen Pferd-Anweide-Plan