Wenn es langsam wärmer wird, geht es wieder los mit der Insektenplage. Pferdehalter bekommen im Sommer oft einen Hass auf die zahlreichen blutsaugenden Insekten, die über ihre Pferde herfallen. Oder zumindest: über sie herfallen wollen. Denn mit geschicktem Stall- und Weidemanagement und einem optimalen Fliegenschutz fürs Pferd sind Mücken und Fliegen durchaus in den Griff zu kriegen.
Allerdings kann es schnell passieren, dass du bei Fliegenschutzmitteln „aufs falsche Pferd setzt“. Es wirkt nämlich nicht jedes Fliegenspray bei allen Insekten. Und außerdem brauchst du mehr als nur Insektenspray, um die geflügelten Vampire abzuwehren.
Gute Frage: Schließlich gibt es schon seit Tausenden von Jahren Equiden – und in grauer Vorzeit hat sich noch niemand um Fliegenschutz fürs Pferd gekümmert. Der springende Punkt ist aber, dass die Pferde damals nicht domestiziert waren. Sie lebten frei und konnten selbst entscheiden, wo sie sich zu welchen Uhrzeiten oder Jahreszeiten aufhalten wollten. Die damaligen Wildpferde schützten sich beispielsweise während der heißesten Stunden im Sommer in luftigen, dunklen Wäldern vor Pferdebremsen & Co.
Sie grasten auf offenen, übersichtlichen Flächen und entkamen so ganz nebenbei den Stechmücken, die sich tagsüber oft in Brombeerhecken und anderen hochwüchsigen Unkräutern verstecken. Fließendes Wasser suchten sie nur frühmorgens oder spätabends zum Trinken auf, um den Kriebelmücken auszuweichen. Durch unsere aktuelle Lebensweise sind wir aber heutzutage dazu gezwungen, den Lebensraum unserer vierbeinigen Freunde stark einzuschränken. Mit einem adäquaten Fliegenschutz fürs Pferd können wir aber dafür sorgen, dass sie nicht allzu sehr von Insekten geplagt werden.
Kein Mensch kann behaupten, dass es früher weniger Fliegen, Pferdebremsen oder Gnitzen gab. Ganz im Gegenteil: Im 19. Jahrhundert starben zum Beispiel im Donau-Delta während eines einzigen Sommers mehr als 20.000 Weidetiere durch Attacken von Kriebelmücken. Und heute gibt es dort so gut wie keine mehr. Warum? Weil das Wasser der Donau nicht mehr sauber genug für ihre Larven ist… Wir haben die Studien zahlreicher Wissenschaftler zum Thema „Weidetiere und Insekten“ ausgewertet, um herauszufinden, wie ein optimaler Fliegenschutz fürs Pferd aussehen sollte.
Natürlich hat das Insektensterben in unserer Epoche unzählige negative Auswirkungen auf das biologische Gleichgewicht unserer Umwelt. Aber mal ehrlich: Auf die Blutsauger an unseren Pferden können wir doch gerne verzichten… Und es gibt tatsächlich einige Möglichkeiten, unsere Pferde besser vor Insekten zu schützen als wir es bisher tun. Ein effektiver Fliegenschutz fürs Pferd besteht nicht nur aus einer Fliegendecke, einer Fliegenmaske und einem wirksamen Fliegenspray. Das Wichtigste ist ein effizientes Insekten-Management im Stall und auf der Weide.
Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Fliegenschutz fürs Pferd ist das Trockenlegen von feuchten Stellen auf dem Auslauf oder auf der Pferdeweide und das Vermeiden von stehendem Wasser. Nicht nur Gnitzen – die gefürchteten Auslöser von Sommerekzem und Afrikanischer Pferdepest – legen dort gern ihre Eier ab. Auch zahlreiche andere kleine Parasiten brauchen stehendes Wasser, feuchten Untergrund oder verrottende Biomasse, um sich fortzupflanzen.
Aber du brauchst deshalb nicht gleich den Bulldozer kommen zu lassen und Drainagerohre zu legen. Es bringt schon viel, wenn du Pfützen mit scharfkantigem Bausand auffüllst und das Wasser in offenen Wasserbehältern regelmäßig erneuerst. Die meisten blutsaugenden Insekten ziehen sich gern an schattige Plätze zurück, wenn sie nicht gerade ein Opfer suchen. Deshalb lohnt es sich, regelmäßig Gestrüpp und hoch wachsende Unkräuter wie beispielsweise Brombeerhecken, Brennnesseln und Sauerampfer abzumähen.
Eine Schweizer Studie hat außerdem ergeben, dass mit Fliegenschutzmitteln imprägnierte Netze vor den Zugängen zu Unterständen, Ställen oder Weidezelten die effektivste Methode zur Abwehr von Gnitzen und anderen Blutsaugern sind. Wir selbst benutzten bisher immer nicht imprägnierte Fliegennetze vor den Fenstern und Fliegennetz-Streifen / Flatterband im Eingangsbereich unserer Weidehütten. Das zeigte bis heute auch eine recht gute Wirkung – unsere Pferde verschwinden um „kritische Uhrzeiten“ in Windeseile in ihren geschützten Bereich.
Wer jemals gesehen hat, wie viele Insekten sich auf einem ungeschützten Pferdekopf niederlassen können, wird sein Pferd nie wieder ohne Fliegenmaske ins Freie lassen. Fliegen kriechen um die Pferdeaugen herum, um das Sekret der Tränendrüsen zu fressen. Sie verbreiten dabei zahllose Bakterien und Viren, die schlimmstenfalls zum Verlust des Augenlichts führen können.
Gnitzen – die berüchtigten Auslöser des Sommerekzems – und Kriebelmücken schwirren lautlos um die Pferdeohren herum, um einen Landplatz für ihre nächste Blutmahlzeit zu finden. Und in der Dämmerung bilden sich Mückenschwärme, die es auf die dicht unter der Haut liegenden Adern am Pferdekopf abgesehen haben. Die Fliegenmaske ist eine der wichtigsten Komponenten zum textilen Fliegenschutz fürs Pferd.
Noch besser schützt du dein Pferd mit einer Decke, die speziell zum Schutz vor Insekten konzipiert wurde. Eine Pferdedecke im Sommer? Schwitzen Pferde nicht unter einer Fliegendecke? Wir haben festgestellt, dass es mit den heutigen Technologien möglich ist, einen effizienten Fliegenschutz fürs Pferd herzustellen, der keine Überhitzung verursacht. Fliegendecken mit 3D-Mesh sorgen zum Beispiel für einen guten Temperaturausgleich und bieten gleichzeitig einen guten Mückenschutz für Pferd.
Wobei die als “Fliegendecken“ angebotenen Produkte nicht unbedingt einen Rundum-Insektenschutz für Pferde darstellen. Sie bedecken zwar einen großen Teil des Pferdekörpers und haben teilweise auch einen Bauchlatz und/oder einen Schutz für den Hals. Aber sie schließen einfach nicht so dicht ab, dass sie einen wirklich sicheren Fliegenschutz fürs Pferd bieten. Und wenn sich eine Pferdebremse unter eine Fliegendecke verirrt und verzweifelt nach einem Ausgang sucht, ist es ziemlich verständlich, dass ein Pferd mit Panik reagiert.
Der einzige wirklich sichere textile Fliegenschutz fürs Pferd ist die Ekzemerdecke – auch wenn dein Pferd kein Sommerekzem hat. Diese Variante der Fliegendecken hat eine sehr gute Passform und dicht abschließende Ränder. Außerdem haben alle Ekzemerdecken einen Schweif- und einen Bauchlatz, der die empfindlichsten Bereiche des Pferdekörpers schützt. Der Hersteller HORSEWARE hat neuerdings sogar Decken entwickelt, die mit einem Insektenrepellent imprägniert sind.
Zudem werden seit einiger Zeit auch Fliegengamaschen angeboten, mit denen du die Beine deines Pferdes optimal vor Gnitzen schützen kannst.
Laut einer Studie aus Irland saugen Gnitzen, die hauptsächlichen Verursacher von Sommerekzem, sehr häufig Blut an den Pferdebeinen – und zwar zumeist auf der Höhe des Röhrbeins und der Fesseln. Bisher war das noch nicht bekannt, weil an diesen Stellen keine offensichtlichen Hautläsionen auftreten. Der Grund dafür könnte sein, dass Pferde sich dort nicht scheuern können. Unter dem Link oberhalb dieser Infobox findest du unter anderem auch eine kurze Zusammenfassung der Studienergebnisse auf Deutsch.
Verschiedene Studien haben bestätigt, dass eine Ekzemerdecke in Kombination mit einer Fliegenmaske tatsächlich der effektivste Fliegenschutz fürs Pferd ist. Allerdings bleiben dann immer noch die Pferdebeine frei, die von den Insekten angesteuert werden können. Ein hochwertiges Fliegenspray kann aber dafür sorgen, dass die Plagegeister dein Pferd nicht in die Beine stechen. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, greift dazu auf bewährte Produkten von namhaften Herstellern zurück.
Einige Marken bieten sogar Insektenschutzmittel an, die sich sowohl für Pferde als auch für Menschen eignen. Besonders wirksam sind dabei Fliegensprays, die als aktive Wirkstoffe DEET, Icaridin oder IR3535 enthalten. Auch wenn das „chemische Wirkstoffe“ sind: Sie bieten einfach einen besonders langfristigen Fliegenschutz fürs Pferd. Übrigens: Wer sich die Mühe macht, die Zusammensetzung mehrerer Fliegensprays zu analysieren, die als natürlich beworben werden, wird auch viel „Chemie“ darin finden.
Eine weitere Studie hat bestätigt, dass ätherische Öle von Zitroneneukalyptus – Eucalyptus citriodora – ebenso wirksam gegen Insekten sind wie DEET. Vor einiger Zeit hat sogar AUTAN ein Insekten-Repellent für Menschen mit Zitroneneukalyptus-Öl als aktivem Wirkstoff auf den Markt gebracht. Und so ein großes Unternehmen setzt bestimmt nicht auf ein lahmes Pferd. Generell solltest du aber davon ausgehen, dass „natürliche“ Fliegensprays mit ätherischen Ölen als aktive Wirkstoffe nur über einen relativ kurzen Zeitraum hinweg wirken.
Manche Pferde fürchten sich vor dem Auftragen eines Fliegensprays. Im Handel findest du zwar Fliegenschutzroller, Fliegenschutzcremes und Fliegenschutzgels, die du stattdessen verwenden könntest. Sie sind aber eigentlich für den Einsatz am Kopf gedacht und kosten wesentlich mehr als dasselbe Fliegenschutzmittel in Form eines Sprays. Gewöhne lieber dein Pferd Schritt für Schritt an das Auftragen von Fliegenspray.
Bevor du anfängst, solltest du dir klarmachen, dass du jetzt etwas von deinem Pferd verlangen wirst, das völlig gegen seinen Instinkt ist. Das solltest du während allen Ausbildungsphasen im Kopf behalten. Als ersten Schritt befüllst du eine Sprühflasche – zum Beispiel eine leere Flasche Fensterreiniger – mit Wasser. Putze dein Pferd wie gewohnt und sprühe zwischendurch immer wieder in Richtung von ihm weg, damit es feststellen kann, dass dieses zischende Geräusch nicht von einer Schlange stammt.
Wenn es die Flasche untersuchen will, lass es zu. Mach das so lange, bis es sich daran gewöhnt hat. Anschließend wäschst du dein Pferd mit einem feuchten Schwamm. Zwischendurch sprühst du das feuchte Fell immer mal an und lobst dein Pferd, wenn es ruhig bleibt. Nach ein paar Tagen besprühst du deinen Freizeitkameraden auch, ohne ihn vorher anzufeuchten. Loben und so weiter. Beim nächsten Anlauf trägst du etwas Fliegenspray mit der Hand auf, damit sich dein Pferd an den Geruch gewöhnt.
Wenn das geklappt hat, kannst du im nächsten Schritt damit anfangen, das Insektenschutzmittel ganz normal aufzusprühen. Wichtig: Immer erst einen Schritt weiter gehen, wenn dein Pferd bei der vorherigen Lektion völlig gelassen dasteht. Und die Sitzung jedes Mal mit einer gelungenen Aufgabe beenden – auch wenn das heißt, dass du vielleicht etwas verlangen musst, was dein Pferd schon lange kann. So kannst du die Lektionen mit einem Lob beenden und das Tier behält sie in guter Erinnerung.
Ein optimaler Fliegenschutz fürs Pferd beginnt mit gutem Stall- und Weidemanagement. Dadurch verringerst du das Insektenaufkommen im Umfeld von Pferden. Den zweiten Platz nimmt der textile Insektenschutz durch Fliegenmasken, Fliegendecken oder Ekzemerdecken ein. Fliegensprays & Co sind zwar auch nützlich, ersetzen aber keinen textilen Fliegenschutz für Pferde.
Quellenangaben
https://library.ndsu.edu/ir/bitstream/handle/10365/4831/eb55.pdf?sequence=1&isAllowed=y
https://www.msdvetmanual.com/horse-owners/skin-disorders-of-horses/flies-and-mosquitoes-of-horses
https://hles.unl.edu/horse-insect-pests-part-2
https://thehorse.com/features/insect-control-strategies-for-horse-owners/
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