Von Christin Großmann - Das Süddeutsche Kaltblut ist ein ehemaliges Arbeitspferd der deutschen und österreichischen Alpenregionen, welches heute vor allem als klassisches Freizeit- und Fahrpferd genutzt wird.
Wie viele andere Kaltblutrassen auch, ist es leider vom Aussterben bedroht. Zum Glück erholte sich in den letzten Jahren der Bestand ein wenig, gefördert durch gezielte Zuchtprogramme. Sehr zur Freude vieler Pferdefans, denn diese wunderschöne Rasse hat so einiges zu bieten!
Herkunft: Bayern, Slowenien und Österreich
Größe: circa 160 bis 165 cm
Gewicht: rund 850 kg
Höchstalter: circa 16 bis 18 Jahre
Fellfarbe: meist Füchse und Braune, Rappen, Schimmel und Tigerschecken sind ebenfalls möglich
Körperbau: muskulöser und zugleich harmonischer Körperbau mit mittelschwerem Kopf und ausdrucksstarken Augen, mittellangem Hals, breiter und tiefer Brust sowie klaren und trockenen Gliedmaßen
Charakter: ausdauernd und leistungsstark, freundlich, aufmerksam, unkompliziert und lebendig
Eignung: Kutschpferd, Freizeit- und Therapiepferd, Wanderpferd
Ursprünglich entwickelte sich das Süddeutsche Kaltblut aus den Norikern und wurde erstmals in der ehemaligen römischen Provinz Noricum gezüchtet. Diese erstreckte sich über die heutigen Regionen Bayern, Österreich und Slowenien. Schon der Noriker galt als besonders trittsicher, was dem Süddeutschen Kaltblut in den unwegsamen Bergregionen und seiner Arbeit in der Landwirtschaft stets zugutekam. In den deutschen und österreichischen Alpenregionen wird die Rasse bis heute gezüchtet und seit dem 20. Jahrhundert auch weltweit als eigenständige Zuchtlinie anerkannt.
Optisch ähnelt das Süddeutsche Kaltblut auch heute noch seinem nahen Verwandten, ist jedoch etwas größer und auch schlanker. Sogar im Temperament sind Unterschiede zu finden, gilt das Süddeutsche Kaltblut im Gegensatz zum Noriker als äußerst unkompliziert und sehr freundlich. Auf diese Unterschiede wird bei beiden Zuchtlinien stark geachtet, um einen eigenständigen Fortbestand der beiden Rassen zu gewährleisten. Durch diese speziellen Zuchtbemühungen sind sowohl Noriker als auch Süddeutsches Kaltblut die am wenigsten vom Aussterben bedrohten Kaltblutrassen.
Süddeutsche Kaltblüter gelten als sehr besonnen und strahlen eine besondere Ruhe aus. Zugleich sind sie arbeitswillig und leistungsstark, was auf ihr ursprüngliches Zuchtziel zurückgeht. Denn in ihrer Heimat wurden sie noch vor wenigen Jahrhunderten als zuverlässige Arbeitstiere in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. Beim Arbeiten oder Reiten zeigt es sich aufmerksam sowie konzentriert und kann trotz einer gewissen Lebendigkeit stets gut geführt werden. Generell ist es auch sehr freundlich, unkompliziert und lernfreudig, weshalb es heute als ideales Freizeitpferd gilt.
Das Süddeutsche Kaltblut ist eine eindrucksvolle Kaltblutrasse mit muskulösem und zugleich harmonischem Körperbau, bei dessen Zucht viel Wert auf Eleganz und Wendigkeit gelegt wird. Der mittellange Hals mündet in einer breiten und tiefen Brust, während der mittelschwere Kopf von großen und ausdrucksstarken Augen geprägt wird. Die Hufe des Süddeutschen Kaltbluts sind hart, das Langhaar fein und Gliedmaßen trocken und klar.
Meist sind bei dieser Rasse Füchse mit hellem Langhaar sowie Braune anzutreffen. Jedoch sind auch Rappen, Schimmel und Tigerschecken bei der Fellfärbung möglich.
Das Süddeutsche Kaltblut wurde ursprünglich als leistungsstarkes Arbeits- und Zugpferd für die Land- und Forstwirtschaft gezüchtet. Durch Modernisierung und Industrialisierung wurde es jedoch immer seltener in diesen Bereichen benötigt, was auch fast zum Aussterben dieser und auch anderer Kaltblutrassen führte.
Heute wird das Süddeutsche Kaltblut gerne als klassisches Kutschpferd eingesetzt und zieht Festwägen bei traditionsreichen Umzügen in seiner Heimat. Zudem erfreut es sich auch als Reittier im Freizeitbereich immer größerer Beliebtheit und kann mit seiner besonnen und ruhigen Art sogar als Therapiepferd eingesetzt werden.
Für den Springsport ist diese schwere Pferderasse nicht geeignet, ebenso wenig für die Teilnahme an Dressurprüfungen. Generell ist das Süddeutsche Kaltblut aber sehr lernwillig und kann mit seiner enormen Trittsicherheit auch als Wanderpferd in den Alpenregionen zum Einsatz kommen.
In manchen Forstgebieten seiner Heimat wird es zudem immer noch als Arbeitspferd genutzt und leistet einen enormen Beitrag zum hiesigen Naturschutz. Insbesondere im Winter, wo Maschinen es schwieriger haben, finden die Pferde beim Holzrücken vermehrt Verwendung. Leider beherrschen nur noch wenige Bauern und Forstmitarbeiter das Holzrücken mit Pferden, weshalb der Bedarf trotz aller Bemühungen immer mehr zurückgeht.
Süddeutsche Kaltblüter sind eine sehr robuste Pferderasse, deren Haltung als äußerst unkompliziert gilt. Aufgrund ihrer Größe benötigen sie natürlich entsprechend Platz und freuen sich über tägliche Bewegung, Weidegang und Kontakt zu Artgenossen. Das Süddeutsche Kaltblut arbeitet gerne mit seinem Menschen zusammen und freut sich über umfangreiche Aufgaben im Alltag. Jungpferde dürfen nicht zu früh zugeritten werden, um spätere Erkrankungen des Skelettsystems zu vermeiden.
Bedauerlicherweise erkranken auch Süddeutsche Kaltblüter vermehrt an der modernen Kaltblutkrankheit "Polysaccharid-Speicher-Myopathie" (PSSM). Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, welche Probleme mit der Glykogen-Speicherung mit sich bringt. Symptom ist ein Zittern der Hinterhandmuskulatur, das hin zu Muskelsteifheit und ausgeprägten Schmerzen führen kann. Vor allem leichtfuttrige und bewegungsarme Pferde sind hiervon stark betroffen, weshalb die Ernährung entsprechend angepasst werden muss. Kraftfutter sollte dann nur gefüttert werden, wenn der entsprechende Bedarf vorliegt und durch viel Bewegung ausgeglichen wird. Ein DNA-Test bei Fohlen kann zudem von vornherein Aufschluss über die Krankheit geben.
Das Süddeutsche Kaltblut verkörpert in seiner bayrischen und österreichischen Heimat das klassische Bild eines schweren Zugpferds. Deshalb ist das Süddeutsche Kaltblut auch so stark von Traditionen geprägt und zieht auf Umzügen den geschmückten Festwagen.
In österreichischen und bayrischen Großstädten kommen die eleganten Kaltblüter zudem als Kutschpferde zum Einsatz und begleiten Touristen auf verschiedenen Stadtrundfahrten. Deshalb gehören sie als Passgespann auch zum klassischen Städtebild von Wien, Innsbruck, München oder Passau, schmücken entsprechende Postkarten und natürlich Werbeflyer von Reiseunternehmen.
Das Hauptzuchtgebiet des Süddeutschen Kaltbluts beschränkt sich vorrangig auf die Region Bayern. Dort wird stark auf den Erhalt der Zuchtlinie und die optische Unterscheidung zum nahen Verwandten, dem Noriker, geachtet.
Ein Süddeutsches Kaltblut ist im Schnitt für 4.000 bis 8.000 Euro erhältlich. Der tatsächliche Kaufpreis schwankt natürlich und ist abhängig von Abstammung, Geschlecht, Ausbildungsstand, Gesundheitszustand und Alter.
Das Süddeutsche Kaltblut hat sich vom ehemaligen Arbeitspferd für Land- und Forstwirtschaft zu einem beliebten Freizeitpferd entwickelt und begeistert Kaltblutfans auf der ganzen Welt.
Optisch und charakteristisch unterscheidet es sich bis heute stark von seinem Vorfahren, dem Noriker, und prägt seit dem 20. Jahrhundert eine eigenständige und traditionsreiche Zuchtlinie.
Ruhe, Besonnenheit und Trittsicherheit gehören zu den Wesenszügen dieser freundlichen Kaltblutrasse und machen sie neben einem idealen Freizeitbegleiter auch zu einem hervorragenden Therapiepferd. Bekannt sind sie aber vor allem für ihre enorme Zugkraft und so werden sie auch heute noch gerne als Kutsch- oder Holzrückpferde genutzt.
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