Von Claudia Becker, Erstveröffentlichung am 12.07.2024 - Auch Pferde haben ihre Ticks. Dazu gehört das Koppen. Neben dem Weben ist das Koppen die häufigste Verhaltensstörung beim Pferd. Das Pferd schluckt Luft und rülpst. Das ist auf Dauer ungesund, weshalb du das Koppen deinem Pferd am besten schnell abgewöhnst. Doch das ist leichter gesagt als getan. Die Ursachen des Koppens sind Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Zu den häufigen Auslösern gehören Stress, Nervosität und eine besondere Empfindsamkeit. Wenn dein Pferd koppt, ist das vielleicht sogar ein Zeichen von hoher Intelligenz.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
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Beim Koppen handelt es sich um eine sogenannte „Unart beim Pferd“. Die Verhaltensstörung zählt zu den Stereotypen. Das sind immer wiederkehrende Bewegungsmuster, die keinen Sinn machen oder dem Tier sogar schaden, ähnlich wie bei Zwangsstörungen von Menschen. Zu den bekanntesten Stereotypen gehören das Weben: das Hin- und Hertreten von einem Vorderbein auf das andere. Auch das Im-Kreis-laufen der Raubkatzen im Zoo ist eine Stereotypie. Viele psychomotorischen Verhaltensauffälligkeiten treten bei nicht artgerechter Haltung auf. Das ist auch ein möglicher Ursprung, wenn dein Pferd koppt.
Einer Schweizer Studie zufolge neigen viermal am Tag gefütterte Voll- und Warmblutpferde ohne Weidegang eher zu Stereotypen. Freie Bewegung, Körperkontakt zu Artgenossen, viel Raufutter und wenig Kraftfutter zählen zu den Faktoren, die das Risiko verringern, dass ein Pferd zu koppen beginnt. Das Koppen ist eine Übersprungshandlung. Diese basiert, genauso wie beim Weben, auf sinnlosen Bewegungsmustern. Das Koppen beim Pferd entsteht nicht unbedingt als Reaktion auf eine aktuell angespannte Situation, sondern eher durch eine psychische Dauerbelastung.
Beim Koppen öffnet das Pferd den Schlundkopf, indem es die untere Halsmuskulatur stark anspannt. Daraufhin strömt Luft in die Speiseröhre, was sich anhört, als wenn das Pferd rülpst. Die Luft entweicht durch das Maul. Es gibt zwei verschiedene Arten von Koppern: die Aufsetz- und Freikopper. Aufsetzkopper setzen ihre oberen Schneidezähne an einem Gegenstand ab oder beißen hinein. Häufig ist das ein Balken oder die Futterkrippe. Deshalb ist auch der Begriff „Krippensetzer“ geläufig.
Extreme Aufsetzkopper lassen sich sogar auf der Koppel nicht von ihrer Unart abbringen. Sie nutzen jede Gelegenheit und stehen am Holzzaun und koppen. Beim Freikoppen ist das Pferd nicht auf Gegenstände zum Absetzen angewiesen. Es nimmt seinen Kopf zur Brust und bewegt ihn dann ruckartig nach vorne. Freikoppen ist beim Pferd viel seltener als das Aufsetzkoppen. Das Freikoppen entwickelt sich oft aus dem Aufsetzkoppen im Laufe mehrerer Jahre und ist ein Zeichen einer seit Längerem bestehenden Verhaltensstörung.
Welchen Sinn das Koppen für das Pferd hat, ist noch nicht ganz eindeutig erforscht. Sehr wahrscheinlich dient das Verhalten dem Abbau innerer Spannungen. Koppt das Pferd, dann sinkt die Herzfrequenz. Schon allein das wirkt auf das Tier beruhigend. Zusätzlich kommt es zur Ausschüttung körpereigener Endorphine. Die als Glückshormone bezeichneten Substanzen entstehen auch beim Menschen in der Hirnanhangdrüse in bestimmten Situationen: beispielsweise beim Ausdauer- und Extremsport oder bei angenehmen Erlebnissen. Viele Menschen sind süchtig nach Endorphinen.
Endorphine besetzen im Körper die gleichen Rezeptoren wie Morphin und andere Opiate. Tatsächlich wirken Endorphine ähnlich wie eine Droge. Sie können Schmerzen reduzieren und euphorische Zustände erzeugen. Einige Wissenschaftler vermuten, dass Pferde mit Magenproblemen das Koppen zur Schmerzlinderung nutzen. Das Koppen dient dem Stressabbau und versetzt das Pferd womöglich in einen Zustand der inneren Zufriedenheit. Letztendlich weiß aber niemand genau, wie sich ein koppendes Pferd fühlt und ob es unter seinen Zwängen leidet.
Koppen Pferde, dann leiden sie oft an chronischer Langeweile. Auch wenn die Ursachen noch nicht abschließend erforscht sind, so ist klar, dass Unterbeschäftigung, Bewegungsmangel und fehlende soziale Kontakte die Entstehung der Verhaltensstörung fördern. Insbesondere in der Box gehaltene Sportpferde zeigen häufig diese Unart. Mit über zehn Prozent koppen überproportional viele Vollblüter. Beobachtungen zeigen, dass die Neigung zum Koppen beim Pferd oft genetisch bedingt ist. Die Verhaltensstörung tritt in einigen Zuchtlinien gehäuft auf.
Vermutlich gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Koppen und einer hohen Leistungsbereitschaft und Intelligenz. Das erinnert ein wenig an die hochbegabten Asperger-Autisten, die ebenfalls häufig stereotype Verhaltensweisen zeigen. Eine weitere mögliche Ursache für das Koppen sind Fütterungsfehler, beispielsweise zu wenig Raufutter und zu lange Futterpausen. Einige Tiermediziner meinen, dass das Koppen die Speichelproduktion anregt, einer Übersäuerung des Magens entgegenwirkt und so Verdauungsbeschwerden lindert. Außerdem stellten Wissenschaftler jüngst fest, dass viele Kopper an Selenmangel leiden.
Koppen Pferde, dann weist das höchstwahrscheinlich auf aktuelle oder in der Vergangenheit liegende Haltungsdefizite hin. Koppende Pferde kompensieren ihren Frust oft auch dann noch, wenn sich die Situation zum Guten wendet. Ob die Pferde unter dem Koppen selbst leiden, ist nicht eindeutig geklärt. Das Maß der gesundheitlichen Schädigung hängt davon ab, wie viel und wie oft das Pferd koppt. Im schlimmsten Fall verbringen die Pferde bis zu 65 Prozent der Tageszeit mit dem Koppen.
Kopper sind Pferde mit zumeist stark abgenutzten oberen Schneidezähnen. Manche Tiere bekommen deshalb Probleme beim Fressen. Auch eine Gewichtsabnahme ist möglich, denn die häufige Anspannung der Halsmuskulatur kostet Energie. Koppt das Pferd, dann frisst es in dieser Zeit nicht und konsumiert keine Kalorien. Dass Kopper Luft schlucken, aufgasen und davon Koliken bekommen, hat sich als falsch erwiesen. Gelegentlich koppende Pferde sind gesundheitlich kaum beeinträchtigt. Viele Menschen stört das Rülpsen und sie hoffen, dass das Koppen ihres Pferdes aufhört.
Pferden das Koppen abzugewöhnen, ist schwer, denn das Tier handelt unter einem inneren Zwang. Gängige Methoden zielen darauf ab, die Symptome zu lindern. Das geschieht beispielsweise medikamentös mit Serotonin oder mechanisch mit einem Kopperriemen. Der eng am Hals anliegende Riemen verhindert das Anspannen der Muskulatur. Einige halten das für eine humane Methode, andere für Tierquälerei, weil bei etlichen Pferden die zwanghafte Unterdrückung ihres Verhaltens Stress erzeugt.
Damit das Pferd beim Koppen die Zähne nicht aufsetzt, bestreichen viele Reiter den Krippenrand oder den Aufsetzbalken mit einer ekelig schmeckenden Paste. Einige Pferdehalter schrecken auch nicht vor dem Einsatz von Elektrodrähten zurück. Bei stark koppenden Pferden hilft oft eine Operation. Dabei durchtrennt der Chirurg bestimmte Nerven und Muskeln. Infolgedessen kann das Pferd den Unterhals nicht mehr anspannen und koppen. Etliche Reiter sind davon überzeugt, dass Bachblüten das Koppen beim Pferd reduzieren.
Koppen Pferde, dann liegt das häufig an einer nicht artgerechten Aufzucht. Hat sich die Verhaltensstörung verfestigt, dann ist es, wie bereits erwähnt, kaum mehr möglich, dem Pferd das Koppen vollständig abzugewöhnen. Oft entsteht die Untugend schon im Jungpferdealter. Es ist deshalb wichtig, rasch auf die ersten Anzeichen zu reagieren. Beobachtungen zeigen, dass Fohlen, die lange an der Mutterstute saugen, später seltener koppen. Zu den weiteren Risikofaktoren zählt eine zu schnelle Umstellung auf Kraftfutter.
Eine artgerechte Haltung und ausreichend Beschäftigung sind schon beim Fohlen wichtig, weil sich das Koppen bei Pferden später nur schwer wieder korrigieren lässt. Da Stress zu den Auslösern gehört, achtest du am besten darauf, dass dein Pferd in seinem Tagesablauf reichlich Möglichkeit zum Entspannen hat. Biete deinem Tier viel Abwechslung und fordere es geistig und körperlich ohne allzu viel Druck. Die schon erwähnten Bachblüten gegen das Koppen beim Pferd zielen darauf ab, die Psyche zu stabilisieren. Ein Wirkversprechen gibt es allerdings nicht.
Bei meiner Arbeit in einem Vielseitigkeitsstall lernte ich vom Weben über das Boxenlaufen und Kopfschlagen bis hin zum Koppen der Pferde verschiedene Verhaltensauffälligkeiten kennen. Die Kopper waren Englische Vollblüter und andere Sportpferde. Bei Arabern habe ich das Koppen noch nicht beobachtet. Das lag vermutlich daran, dass sie als Distanz- und Freizeitpferde in artgerechter Offenstallhaltung lebten. Wenn ein Pferd koppte, dann stand es zumeist in der Box. Bei den Koppern kam alles zusammen: Anspannung, Langeweile, Nervosität und Genetik.
Ich kannte mal eine Vollblutstute, die das Kraftfutter vor einem Holzpfahl serviert bekam, weil sie sonst nicht ruhig fressen konnte. Sie nahm ein Maul voll aus dem Eimer, biss in den Pfahl, koppte, bediente sich dann wieder aus dem Eimer, koppte, und so weiter. Die Stute lief früher in München auf der Rennbahn, beendete ihre Karriere und genoss fortan ihr Leben als Freizeitpferd. Die Angewohnheit des Koppens ist ihr leider geblieben. Ihr späteres Fohlen hatte diese Angewohnheit nicht.
Ein Kopper ist ein Pferd mit einer schlechten Angewohnheit. Während etwa fünf Prozent aller Pferde Kopper sind, ist der Anteil bei den Vollblütern mehr als doppelt so hoch. Ob das Koppen Magenprobleme verursacht oder umgekehrt, darüber streiten sich die Geister. Ein empfindlicher Magen ist jedenfalls typisch für viele Vollblüter, ganz egal, ob diese koppen oder nicht. Koppen beim Pferd war früher ein Gewährsmangel und mindert auch heute noch den Kaufwert um etwa 10 – 60 %.
Das Zusammenspiel der Erbfaktoren mit den äußeren Bedingungen veranlassen ein Pferd zum Koppen. Dass das Koppen ansteckend ist und sich die Pferde diese Unart gegenseitig abgucken, halten viele Forscher für einen weitverbreiteten Mythos. Koppen auffallend viele Pferde in einem Stall, dann liegt das zumeist an den frustrierenden Haltungsbedingungen, unter denen letztendlich alle Tiere leiden. Eine artgerechte Pferdehaltung mit viel Bewegung und Sozialkontakten bekämpft die Ursachen anstelle der Symptome, sodass diese sogenannte „Untugend“ gar nicht erst entsteht.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Koppen
https://web.archive.org/web/20070125040559/http://www.uni-giessen.de/~gi1547/UnserPferd.pdf
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