Erstveröffentlichung am 17.01.2024 - Es hat schon Pferde gegeben, die ohne das kleinste Anzeichen einer Verletzung plötzlich einen Huf nicht mehr belasten konnten. Oder sie trugen mit einem Mal ihren Schweif völlig schief. Andere, die normalerweise weiche Gänge hatten, waren von heute auf morgen kaum mehr auszusitzen.
Wenn Pferde einen Nerv eingeklemmt haben, sind Symptome wie diese nicht ungewöhnlich. Sie können aber auch auf Pferdekrankheiten wie das Cauda-Equina-Syndrom auf DSLD, auf eine Radialisparese oder die Blockade des Iliosakralgelenks hinweisen.
Ein erfahrener Pferdeosteopath kann die Symptome eines eingeklemmten Nervs beim Pferd zumeist recht schnell zum Abklingen bringen. Wenn das nicht klappt, brauchst du einen Tierarzt.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Viele Reiter hatten selbst schon einmal Ärger mit dem Ischiasnerv und wissen, wie weh ein „Hexenschuss“ tut. Oft reicht eine unbedachte Bewegung aus – und danach hat man noch tagelang Schmerzen. Deinem Freizeitkameraden ergeht es da nicht anders: Wenn beim Pferd ein Nerv eingeklemmt ist, hat es große Schmerzen und kann sich nicht mehr normal bewegen. Für ein Beutetier ist das – von der psychologischen Seite her gesehen – die reinste Katastrophe.
Das Wissen, nicht mehr richtig zu „funktionieren“ falls ein Beutegreifer kommt, ist für ein Fluchttier unglaublich belastend. Es steht deshalb unter Vollstress. Du solltest also Verständnis dafür haben, dass ein Pferd mit eingeklemmtem Nerv neben körperlichen Symptomen vielleicht auch unerwünschte Verhaltensweisen zeigen kann.
Aber hat dein Pferd wirklich „Ischias“ oder ist es vielleicht doch etwas anderes? In den nächsten Abschnitten haben wir für dich verschiedene Möglichkeiten zusammengestellt.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie sich beim Pferd ein Nerv einklemmen kann: sei es beim Aufstehen nach dem Wälzen, bei einer verpatzten Landung nach einem Sprung oder beim Ausrutschen im Matsch. Selbst eine ungeschickte Bewegung bei einer Rangelei auf der Koppel oder ein Ausrutscher beim Pferdetransport können ausreichen, um die Bewegungsfähigkeit deines Pferdes für einige Zeit massiv zu beeinträchtigen. In vielen Fällen kann aber ein Osteopath oder ein Physiotherapeut für Pferde dazu beitragen, dass diese Beschwerden schnell wieder abklingen.
Schulterlahmheit bei Pferden lässt uns schnell an einen eingeklemmten Nerv denken. Und tatsächlich verlaufen im Schulterbereich einige Nerven, deren Reizung eine Lahmheit verursachen können. In den meisten Fällen ist der Radialisnerv (Nervus radialis) betroffen. Eine Quetschung oder sonstige Verletzung des N. Radialis führt zu einer Lähmung bestimmter Muskeln, die für die Streckung im Ellenbogengelenk, im Karpalgelenk und der Zehen zuständig sind.
Bei einer Radialisparese (Lähmung des Nervus Radialis) können Pferde die betroffene Gliedmaße nicht mehr korrekt nach vorne strecken, obwohl sie in der Lage sind, diese im Stand zu belasten. Außerdem entsteht durch eine Radialislähmung eine Taubheit in der betroffenen Region – ähnlich wie bei einem „eingeschlafenen Fuß“. Dort ist dann auch die Berührungsempfindlichkeit stark herabgesetzt. Ein Tierarzt oder Pferdephysiotherapeut testet deshalb bei seiner Diagnose unter anderem, ob die Reflexe deines Pferdes normal sind.
Hier die Symptome einer Radialislähmung beim Pferd:
Wie du bestimmt erkannt hast, sollte man gelähmte oder eingeklemmte Nerven an der Schulter eines Pferdes wirklich ernst nehmen. Auch wenn das Problem normalerweise mit Pferdephysiotherapie relativ gut zu behandeln ist, solltest du schnell reagieren, bevor die Erkrankung chronisch wird. Und bei den aktuellen Tierarztkosten kann wohl kein Pferdehalter eine OP in einer Pferdeklinik brauchen.
Dein Pferd ist im Galopp hart zu sitzen, tritt nicht richtig unter und arbeitet nur noch ungern mit? Macht es sich im Rücken fest? Dann könnte es unter Umständen eine Iliosakralgelenk-Blockade (ISG) oder eine Blockade in der Lendenwirbelsäule haben. Dadurch wird häufig auch der Ischias-Nerv (Nervus Ischiadicus) gereizt.
Das kann sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:
Wenn du vermutest, dass dein Pferd seinen Ischiasnerv eingeklemmt hat, lohnt es sich, einen Termin mit einem fähigen Pferde-Osteopathen zu vereinbaren.
Bei Problemen im Halsbereich (zervikalen Dysfunktionen) können sehr viele unterschiedliche Auslöser in Frage kommen: angefangen von Defekten in den knöchernen Strukturen über Erkrankungen wie CVCM oder PSM bis hin zur Arthrose der Halswirbelsäule und Entzündungen des Nackenbands. Bei all diesen Erkrankungen können Symptome auftreten, die an einen eingeklemmten Nerv im Pferdehals denken lassen.
Ein gereizter oder eingeklemmter Nerv beim Pferd im Halsbereich kann folgende Symptome verursachen:
Zur Diagnose von Funktionsstörungen und Schmerzen im Hals eines Pferdes solltest du den Tierarzt deines Vertrauens heranziehen. Wenn du dich vorher noch intensiver mit zervikalen Dysfunktionen beschäftigen möchtest, raten wir dir zu folgender wissenschaftlicher Publikation: https://doi.org/10.3390/ani11020422 .
Probleme mit dem Iliosakralgelenk (ISG) können nicht nur Rückenbeschwerden, sondern auch Beschwerden direkt an der Hinterhand verursachen. Eine verspannte Kruppenmuskulatur kann zum Beispiel den Ischiasnerv reizen, was wiederum zu Taktunreinheiten in der Bewegung führen kann. Wenn sich noch dazu das betroffene Bein kälter anfühlt als die anderen, ist es durchaus möglich, dass du es bei deinem Pferd mit einem eingeklemmten Ischiasnerv zu tun hast. Ansonsten kommt bei Lahmheiten oder Auffälligkeiten der Hinterhand noch das Cauda-Equina-Syndrom infrage – was aber eher selten ist.
Hier die Symptome bei Pferden mit eingeklemmtem Nerv an der Hinterhand:
Erfahrungsgemäß ist Physiotherapie oder Osteopathie für Pferde mit eingeklemmtem Nerv an der Hinterhand eine gute Option. Ein erfahrener Pferdeosteopath kann deinem Tier zumeist schon durch die erste Behandlung eine gewisse Erleichterung verschaffen. Falls du lieber mit einem Tierarzt zusammenarbeiten möchtest, stehen diesem natürlich wesentlich mehr Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung als einem Naturheilpraktiker.
Die Diagnosemethoden bei einem eingeklemmten Nerv deines Pferdes variieren je nach Lokalisation der Beschwerden. Für einen Tierarzt sind solche Diagnosen echte Herausforderungen. Symptome, die auf einen eingeklemmten Nerv schließen lassen, können durch sehr viele verschiedene Erkrankungen verursacht werden.
Tierheilpraktiker, die mit manueller Therapie arbeiten, legen weniger Wert auf eine umfassende Diagnose als auf eine rasche Linderung der Symptome. Letztendlich liegt es bei dir zu entscheiden, was dir wichtiger ist: genau zu wissen, aus welchem Grund dein Pferd die Symptome eines eingeklemmten Nervs zeigt – oder sie möglichst schnell auf natürliche Weise zu reduzieren.
Ein Tierarzt richtet nach seiner umfangreichen Diagnose die Behandlung eines eingeklemmten Nervs beim Pferd ganz auf den zugrundeliegenden Befund aus. Je nach Ursache kann er abschwellend wirkende Medikamente (Antiphlogistika), kortisonhaltige Präparate oder Schmerzmittel für Pferde verordnen. Bei Myopathien (Muskelerkrankungen) oder neurologischen Erkrankungen wird er diese Krankheiten mit speziell dafür geeigneten Medikamenten behandeln.
Außerdem wird er dir eine Empfehlung für eine situationangepasste Bewegungstherapie geben. Natürlich wird er dich auch beraten, falls er der Meinung ist, dass die Beschwerden deines Pferdes unter Umständen mit deinem Sattel oder mit deiner Reitweise zu tun haben könnten. Das tut aber auch der Naturheilpraktiker – nur ist er eher Praktiker und probiert lieber, als dass er analysiert. Wenn du Tierarzt, Pferdeosteopathen und Pferdephysiotherapeuten gemeinsam einspannen kannst, hast du extrem gute Erfolgsaussichten.
Falls du zusätzlich einen erfahrenen Tierheilpraktiker, der sich mit Homöopathie bei Pferden auskennt, in dein Team holen kannst, bekommt dein Freizeitkamerad auch positiven Input auf der feinstofflichen Ebene. Außerdem kannst du die Genesung deines Pferdes mit Kräutermischungen unterstūtzen, die auch als Zusatzfuttermittel bei Arthrose eingesetzt werden. Teufelskralle, Ginseng, CBD & Co können beim Pferd ebenso wirksam sein wie beim Menschen.
Wie beugt man einem "Hexenschuss" vor? Durch bewusste Bewegungen und vor allem durch ausreichend Bewegung. Gut ausgebildete Rücken-, Bauch- und Nackenmuskulatur fangen problemlos kleine Ausrutscher ab. Wenn die stabilisierenden Muskeln aber nicht ausreichend entwickelt sind, passiert es in solchen Situationen schnell, dass bei Mensch oder Pferd ein Nerv eingeklemmt wird.
Zusätzlich zum regelmäßigen Muskelaufbau-Training beim Pferd lohnt es sich auch, die Haltungsbedingungen in Augenschein zu nehmen. Gibt es bei Offenstallhaltung vielleicht Rangeleien in der Gruppe, die Verletzungen verursachen könnten? Hat dein Pferd bei Paddockhaltung vielleicht Stress mit einem seiner Boxen-Nachbarn und schlägt deshalb an die Boxenwand oder scharrt andauernd am Boden? Oft reicht es aus, solche Probleme zu identifizieren, um die Ursache der Probleme deines Pferdes zu beseitigen.
Quellenangaben
https://www.mdpi.com/2076-2615/11/2/422/htm#B134-animals-11-00422
https://tmbz-seehof.de/multiple-nervenlaehmung-an-der-schultergliedmasse
https://flexikon.doccheck.com/de/Cauda-equina-Syndrom_(Pferd)
https://flexikon.doccheck.com/de/Nervus_ischiadicus_(Veterin%C3%A4rmedizin)
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