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Tölt und Pass – die etwas anderen Gangarten

zuletzt aktualisiert 31.07.2024
Reiterin mit braunem Pferd im Tölt
Foto © Katha Wittig
Inhaltsverzeichnis

In den letzten Jahren gewann der Begriff Tölt vor allem durch die Freizeitreiterei und Gangpferde, wie Isländer oder Paso Fino an Popularität. Doch neben dem Tölt gehört auch der Pass zu den besonderen Bewegungsmustern, die Gangpferde neben Schritt, Trab und Galopp zeigen können. Nicht jedes Pferd besitzt diese natürliche Veranlagung.

In den folgenden Abschnitten erfährst du alles über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden besonderen Gangarten. Zudem erhältst du spannende Informationen zur Geschichte der Tölt- und Passpferde und deren genetischen Veranlagung. Viel Spaß beim Lesen!

Was sind Tölt und Pass?

Im deutschsprachigen Raum werden unter den Begriffen Tölt und Pass die besonderen Viertakt- und Lateralgangarten zusammengefasst. Diese sind eine spezielle Fähigkeit der sogenannten „Gangpferde“, bei denen das Islandpferd in unseren Breiten die bekannteste Pferderasse ist. Viertakt- und Lateralgänge gibt es nicht nur in den unterschiedlichsten Formen, sondern auch in verschiedenen Geschwindigkeiten.

Je nach genetischer Veranlagung können entsprechende Pferderassen nicht nur in den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp, sondern auch in einer oder zwei weiteren Gangarten geritten werden. Bereits vor Jahrhunderten wurde der Tölt als bequeme Reisegangart geschätzt. Heute spricht er vor allem anspruchsvolle Freizeitreitereiter an.


 

Was ist der Unterschied zwischen Tölt und Pass?

Tölt ist eine klare Viertaktgangart mit Beinstütze. Pass ist hingegen eine laterale Zweitaktgangart mit Flug- oder Schwebephase. Damit ähnelt der Pass der Gangart von Dromedaren und Kamelen. Der generelle Unterschied zwischen diesen beiden Gangarten liegt also im Bodenkontakt. Unter hoher Geschwindigkeit ist beim Pass auch ein gebrochener Zweitakt möglich.

Dieser sehr schnelle Pass (ca. 45 km/h) ist eher unter den Begriffen „Rennpass“ oder „Flugpass“ bekannt und wird in Deutschland vorrangig auf kurzen Strecken unter 250 m geritten. Unter dem Begriff Mit „Schweinepass“ bezeichnen die Reiter aus der Gangpferde-Szene hingegen einen fehlerhaften Tölt, dessen Schrittfolge eher zum Pass tendiert.

Wenn dein Gangpferd Schwierigkeiten mit seinem Tölt hat, kann das auch an seinem Sattel liegen. Mit einem gut sitzenden Gangpferdesattel wird das Tölten gleich viel einfacher für Reiter und Pferd. Außerdem kannst du bei „Gangsalat“ auch mit Hilfsmitteln wie Gewichtsringen die Gangverteilung deines Pferdes beeinflussen. Diese sind aber nur zum kurzfristigen Einsatz gedacht.

Schrittfolge Tölt

Ähnlich wie der Schritt ist der Tölt eine klare Viertaktgangart. Beide Gangarten haben sogar dieselbe Schrittfolge:

1. hinten links
2. vorne links
3. hinten rechts
4. vorne rechts



Schrittfolge Pass

Der Unterschied zwischen Pass und Rennpass liegt in der Geschwindigkeit. Mit dem Rennpass können kurze Strecken im Renntempo zurückgelegt werden. Bei der Schrittfolge im Pass bewegen sich die lateralen Seiten gleichzeitig:

1. hinten links und vorne links gemeinsam
2. hinten rechts und vorne rechts gemeinsam



Schrittfolge Tölt

Der Tölt ist eine Gangart mit acht Phasen und hat keine Schwebephase:

1. fußt ab (vorne links), mit Einbeinstütze (hinten rechts)
2. fußt auf (vorne rechts), mit lateraler Zweibeinstütze
3. fußt ab (hinten rechts), mit Einbeinstütze (vorne rechts)
4. fußt auf (hinten links), mit diagonaler Zweibeinstütze
5. fußt ab (vorne rechts), mit Einbeinstütze (hinten links)
6. fußt auf (vorne links), mit lateraler Zweibeinstütze
7. fußt ab (hinten links), mit Einbeinstütze (vorne links)
8. fußt auf (hinten rechts), mit diagonaler Zweibeinstütze

Wenn ein Pferd beim Tölten seine Schrittfolge zum Pass hin verschiebt – also keinen sauberen Viertakt, sondern eher einen gebrochenen Pass geht – wird es unter Insidern in der Gangpferdeszene „Passtölter“ genannt. Solche Pferde zeigen einen besseren Tölt, wenn sie im Gelände an Bergauf-strecken trainiert werden. Erfahrene Trainer lassen einen „passigen“ Tölter auch manchmal an den Vorderhufen mit relativ schweren Eisen beschlagen, um sein Gangbild zu verbessern.

Sogenannte „Trabtölter“ zeigen einen besseren Viertakt, wenn die Trainingsstrecke leicht bergab geht. Bei ihnen kannst du als vorübergehende Maßnahme Gewichtsringe an den Fesseln der Hinterbeine anlegen, um eine bessere Gangverteilung zu bewirken. Um dem Tier unnötigen Stress zu ersparen, solltest du aber die Korrektur eines Gangpferds lieber einem Fachspezialisten mit jahrelanger Erfahrung im Gangpferdereiten überlassen.
 

Weißes Pferd mit Reiter im Tölt
Ein Pferd im Tölt
Foto © c Dagur Brynjólfsson, CC BY-SA.com

Welche Pferde können Tölt und Pass?

Es hängt mit der Genetik der jeweiligen Rasse zusammen, ob ein Pferd tölten kann oder nicht. Für einen taktklaren Tölt sind zum Beispiel die Islandpferde bekannt. Außerdem zeigen Isländer häufig auch eine Veranlagung zum Pass. Bestimmte mongolische Pferde gelten ebenso als sogenannte Naturtölter. Weitere Pferderassen, die Tölt oder Pass beherrschen, sind unter vielen anderen der töltende Traber, der Arravani, der Paso Fino und der Paso Peruano.

Woher stammten die ersten Pferde mit Tölt?

Durch genetische Untersuchungen wurde bekannt, dass die natürliche Veranlagung für den Tölt oder Pass auf einer Mutation des Gens DMRT3 beruht. Sie ist für eine Kopplung von Nervenzellen verantwortlich, wodurch die speziellen Schritt- und Phasenfolgen von Tölt und Pass möglich werden. Die Mutation erfolgte höchstwahrscheinlich kurz nach der Domestizierung der Pferde in Eurasien, um die Jahre 4000 bis 3000 vor Christus.

Die schnelle Verbreitung der Gangart erfolgte durch die gezielte Auswahl der Zuchttiere. Denn töltende Pferde erfreuten sich bereits damals großer Beliebtheit und ihre bequeme Gangart wurde für das Reisen über lange Strecken genutzt. Im Mittelalter wurden töltende Pferde unter dem Begriff „Zelter“ bekannt. Mit dem Aufkommen der Kutschfahrt rückten die Zuchtziele für Tölt und Pass eher in den Hintergrund. Heute besitzen nur noch wenige Pferderassen weltweit diese besondere Veranlagung.

Ist die genetische Veranlagung zum Tölt nachweisbar?

Die Mutation des Gens DMRT3 ist angeboren und kann nicht im Laufe der Zeit erworben werden. Zwar neigen bestimmte Pferderassen zu einer entsprechenden Veranlagung, das Gen ist aber nicht bei jedem Pferd vorhanden. Selbst bei Islandpferden, die seit der Zeit der Wikinger systematisch rein gezogen wurden, ist die Mutation des Gens unterschiedlich stark ausgeprägt.

Wer also ganz sicher sein will, ob ein Pferd über Gangveranlagung verfügt, sollte einen Gen-Test durchführen lassen. Falls du Ambitionen hast, an Tölt-Turnieren teilzunehmen und nach einem passenden Pferd suchst, lohnt sich das auf jeden Fall. Das Gen lässt sich bereits von Geburt an nachweisen.

Frau auf einem braunen Pferd im Tölt
Islandpferde sind bekannt für ihren Tölt
Foto © Miriam Wagner

Seit wann gibt es töltende Pferde in Deutschland?

Die Popularität der töltenden Pferde in Deutschland begann mit der Entwicklung der Freizeitreiterei in den 70er-Jahren. Zu dieser Zeit verbreitete sich das Islandpferd in Deutschland. Einen großen Beitrag dazu leistete auch die Autorin der Immenhof-Geschichten und Betreiberin des Gangpferdezentrums in Reken, Ursula Bruns.

Mit der Zeit wurden auch andere Gangpferderassen nach Deutschland importiert. Mittlerweile werden viele Gangpferde sogar systematisch in Deutschland gezüchtet. Dazu gehören Rassen wie Paso Fino, Paso Peruano, American Saddlebreds, töltende Traber, Arravanis, töltende Berber und Aegidienberger. Tölt und Pass sind unter vielen Reitern beliebt, die nach neuen Aufgaben und Herausforderungen für sich und ihr Pferd suchen.

In Deutschland werden sogar spezielle Gangpferdeturniere ausgerichtet. Die bekanntesten Vereinigungen hierzulande sind die Internationale Gangpferdevereinigung (IGV) und der Islandpferde-Reiter-und Züchterverband (IPZV). Wenn du einen Tölter kaufen möchtest, findest du bei Trabland zahlreiche Züchter, die sich mit Gangpferderassen befassen.

 

Sind Tölt und Pass einfach zu reiten?

Die beiden Gangarten lassen sich recht bequem sitzen – wobei das nur eingeschränkt für den Pass gilt. Neigt ein Pferd zum „Schweinepass“, also einem fehlerhaften Tölt, kann es durch Dressurlektionen gymnastiziert werden und lernen, eine stärkere Aufrichtung unter dem Sattel zu zeigen. Andernfalls wird das Tölten zu einer unbequemen Sache für Pferd und Reiter.

Aber auch Naturtölter wie Islandpferde werden durch entsprechende Übungen in ihrer natürlichen Veranlagung gestärkt. Reiter, die noch keine Erfahrung im Reiten von Gangpferden haben, sollten zu Anfang die Hilfe eines professionellen Tölt-Trainers in Anspruch nehmen. Natürlich profitieren auch erfahrene Tölt-Reiter von einer professionellen Supervision.

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