Zum Westernreiten gehört mehr als nur auf einem Westernsattel irgendwie spazieren zu reiten. Westernreiter wirken zwar entspannt, aber sie kommunizieren ebenso mit ihrem Pferd wie es ein Dressur- oder ein Springreiter tut.
Bei allen Reitweisen gilt, dass die Hilfen im Optimalfall so fein sind, dass man sie von außen betrachtet nicht sieht. Außerdem werden sie beim Westernreiten impulsartig gegeben: Sobald das Pferd reagiert, hört der Impuls auf. Diese Art der Hilfengebung nennt man auch „Signalreiten“.
Die spezielle Reitweise der amerikanischen Kuhhirten hat sich aus einem ganz bestimmten Grund entwickelt.
Westernreiten ist eine Arbeitsreitweise, die sich in Amerika entwickelt hat. Einige Jahrzehnte nachdem die ersten Siedler ihre Claims abgesteckt hatten, gab es in vielen amerikanischen Regionen schon eine intensive Rinderzucht.
Erfolgreiche Züchter hatten so große Rinderherden, dass sie Hilfspersonal brauchten, um die Tiere zu versorgen, die Zäune instand zu halten und die Rinder von hier nach da zu treiben. Das war die Geburtsstunde der Cowboys.
Der Job der Kuhjungen bestand darin, sich Tag für Tag bei jedem Wetter um die Rinder ihres Gutsherrn zu kümmern. Eine anstrengende Arbeit, zumal damals noch alle Distanzen per Pferd zurückgelegt wurden.
Den ersten Cowboys wurde schnell klar, dass sich die militärische Reitweise, die sie aus ihren europäischen Heimatländern kannten, nicht für diesen Job eignete.
Sie brauchten ein Pferd, das nicht andauernd getrieben oder zurückgehalten werden musste. Außerdem brauchten sie eine freie Hand beim Reiten, um bestimmte Arbeiten schnell vom Pferd aus zu erledigen. Das war die Geburtsstunde des Westernreitens.
Beim sogenannten „Englisch Reiten“ hat das Pferd im Optimalfall eine permanente leichte Zügelanlehnung. Vor allem in der Dressur wird es bei jedem Schritt mit Kreuz und Schenkel angetrieben, um zu erreichen, dass sich das Pferd vermehrt aufrichtet und die Hinterhand stärker untertritt. Die Nasenlinie sollte sich beim Englisch Reiten kurz vor der Senkrechten befinden. Wenn große Meister Dressur reiten, sind die „tanzenden Pferde“ ein faszinierender Anblick.
Es dauert aber sehr lange, bis man lernt, ein Pferd auf diese Weise zum Tanzen zu bringen.
Beim Westernreiten wird das Pferd nicht an den Zügel heran geritten. Es geht zumeist in einer entspannten natürlichen Dehnungshaltung, mit dem Kopf etwa auf Widerristhöhe. So kann der Pferderücken das Reitergewicht ohne Anspannung tragen.
Bei der Westernreitweise hältst du die in leichtem Bogen durchhängenden Zügel in der linken Hand.
Damit das Pferd trotz signalartigen Hilfen seinem Fluchtinstinkt in erschreckenden Situationen widersteht, benötigt es eine sichere Vertrauensbasis zum Reiter.
Reiterliche Impulse kommen nur, wenn sich irgendetwas verändern soll: Gangartenwechsel, Tempowechsel, Richtungswechsel etc.
Bei allen reiterlichen Einwirkungen (ob Western oder Englisch) übst du Druck auf dein Pferd aus. Der Druck wird sofort weggenommen, wenn das Pferd die gewünschte Reaktion zeigt. Die Einwirkung beim Signalreiten ist dabei spärlicher als bei der Englischen Reitweise.
Die passende Antwort auf diese Frage kann dir wohl nur dein Trainer geben. Aber wir können hier beispielhaft auf die Hilfengebung beim Westernreiten eingehen.
Beim Westernreiten setzt du dein Gewicht wesentlich bewusster ein als beim Englisch Reiten.
Ein Pferd tritt vermehrt unter das Reitergewicht, ohne sich dabei zu verspannen. Das kannst du dazu ausnutzen, dass dein Pferd mit minimalen Zügel- und Schenkelhilfen vorwärts, seitwärts und rückwärts geht.
Um beispielsweise eine Biegung zu reiten, schaust du in die gewünschte Richtung und drehst dabei gleichzeitig deine Schultern mit. Dadurch verlagert sich dein Gewicht auf den inneren Gesäßknochen und dein Pferd wird sich in die Richtung bewegen, in die du schaust.
Damit die Biegung auch „rund wird“, verhältst du mit dem Außenschenkel die Hinterhand und drückst den äußeren Zügel mit etwas erhobener Hand gegen den Pferdehals.
Der innere Schenkel fordert das Pferd zur Biegung auf.
Das war nur ein Beispiel – das richtige Westernreiten lernt man am besten auf einem gut ausgebildeten Pferd.
Wenn du Turnierambitionen hast, solltest du dir ein Quarter Horse oder ein Paint zulegen, das für die Western-Disziplin gezüchtet wurde, in der du punkten möchtest.
Ansonsten kannst du auch dein bisheriges Lieblingspferd behalten und es von einem Westerntrainer trainieren lassen.
Versuche als Western-Einsteiger aber nicht, dein Pferd ohne Unterstützung selbst umzustellen. Ein Erstklässler kann seinem Klassenkameraden wohl kaum das Schreiben beibringen.
Aus dem Nähkästchen geplaudert: Westernhilfen sind physiologisch so stimmig, dass ein guter Westerntrainer ein englisch gerittenes Pferd oft innerhalb einer einzigen Sitzung daran gewöhnen kann.
Die Art der Signalreitweise ist auch den englisch gerittenen Pferden am Anfang ihrer Reitpferdeausbildung bekannt gemacht worden. Es dauert jedoch auch eine Weile, bis die neue Dosis der Hilfen so gut verankert sind, dass ein Pferd sie auch bei einem Western-Einsteiger umsetzen kann.
Grundsätze wie Takt, Losgelassenheit, Anlehnung und Durchlässigkeit beinhalten beide Reitweisen.
Reining ist Western-Dressur. Dabei werden Aufgaben wie 360° Grad-Drehungen, flüssiges Rückwärtsrichten aus dem Galopp, fliegende Galoppwechsel und die eindrucksvollen „Sliding Stops“ verlangt.
Beim Sliding Stop pariert das Pferd mit stark untergesetzter Hinterhand aus dem Galopp zum Stehen, wobei die Vorhand aufgrund des Tempos noch ausläuft, während die Hinterhand (mit einem sehr glatten Spezialbeschlag) hinterher schleift.
Bei allen Reining-Aufgaben (Pattern) müssen die Zügel leicht durchhängen.
Bei der Westerndisziplin „Pleasure“ wird ein Westernpferd unter dem Reiter vorgestellt und von einer Jury beurteilt.
Dabei geht es nicht um reiterliche Leistungen, sondern um eine stilgerechte Präsentation des Westernpferds. Das Augenmerk der Jury liegt bei der Beurteilung vor allem auf Losgelassenheit, taktklaren Gängen und Raumgriff bei flachen, bequemen Bewegungen.
Jeder fortgeschrittene Dressurreiter „verdient sich die Sporen“, sobald er wirklich weiß, wie er seine reiterlichen Hilfen einzusetzen hat und das auch praktisch umsetzen kann.
Sporen oder Kandaren in professioneller Hand sind keine Tierquälerei. Ganz im Gegenteil: Sie ermöglichen eine feinere Kommunikation zwischen Reiter und Pferd – sofern der Reiter erfahren genug ist und sensibel reitet.
Auch beim Westernreiten werden in bestimmten Situationen Sporen verwendet. Diese stumpfen Rädchensporen sind übrigens wesentlich pferdeschonender als die Sporen, die im Dressursport eingesetzt werden.
Westernreiten ist eine Arbeitsreitweise, die Pferd und Reiter weniger strapaziert als die englische Reitweise. Trotz Verzicht auf Zügelanlehnung können Westernpferde beim Reining spektakuläre Dressur-Leistungen zeigen.
Hier findest Du alle Disziplinen im Überblick
Wer nach einer guten Reitschule sucht, sollte sich ausreichend Zeit nehmen, um die verschiedenen Angebote in seiner Region miteinander zu vergleichen. Das ist besonders wichtig, wenn Du gerade erst mit dem Reiten anfangen willst. Hier erfährt Du alles über Reitschulen.
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