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Barockreiten als Alternative zum Dressurreiten

zuletzt aktualisiert 31.07.2024
Weißes Pferd bei der Klassischen Barocken Reiterei
Foto © Abramova Kseniya shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Wer sich für die barocke Reitweise entschieden hat, kennt dieses Gänsehautfeeling, wenn das Pferd unmittelbar auf die leisesten, nahezu unsichtbaren Hilfen reagiert. Dieses Gefühl der Gedankenübertragung zwischen dir und deinem Pferd ist der beste Beweis dafür, dass ihr beide zusammen eine harmonische Einheit bildet.

Während es beim herkömmlichen, englischen Dressurreiten – wie der Name schon sagt – um die Dressur des Pferdes geht, stehen beim Barockreiten genau diese Einheit und das gegenseitige Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd im Vordergrund.

Barockreiten – eine alternative Reitweise für wahre Pferdefreunde

Die klassisch-barocke Reitweise ist für ein besonders feinfühliges Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter bekannt. Nur dadurch sind unter anderem auch das einhändige Reiten oder das Reiten im Damensattel möglich – zwei klassische Reitweisen, die ebenfalls zum Barockreiten zählen.

Dabei ist die Barockreiterei weit mehr als eine altertümliche Art des Reitens. Denn beim klassischen Barockreiten handelt es sich eher um die Kunst der unsichtbaren Verständigung zwischen Pferd und Reiter als um Reitsport im herkömmlichen Sinn.

Was ist klassisch Barock reiten?

Die klassisch-barocke Reitweise überzeugt durch eine gewaltfreie, an den Bedürfnissen des Pferdes orientierte Ausbildung. Als Vorbild für die heutige Barockreiterei gilt Reitmeister François Robichon de la Guérinière (* 1688; † 1751). Diesem ist auch die Beschreibung des korrekten Sitzes auf dem Pferd zu verdanken, die bis heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren hat. Beim Barockreiten wird das Pferd nicht nach einem vorher festgelegten Standartschema ausgebildet. Stattdessen lernt es zuerst die ihm leichter fallenden Lektionen.

Diese besondere Ausbildungsweise – vom Leichten zum Schweren – beschrieb de la Guérinière in seinem Buch „École de Cavalerie“. Zum Barockreiten gehören Lektionen auf und über der Erde ebenso wie die Arbeit am langen Zügel. Auch das Reiten im Damensattel zeigt, wie wichtig neben Zügelhilfen auch Schenkel- und vor allem Gewichtshilfen beim Reiten und besonders beim Barockreiten sind. Der richtige Sitz (nach de la Guérinière) garantiert, dass das Pferd die Hilfe ausreichend wahrnehmen und richtig interpretieren kann.

Weißes Pferd mit Reiter beim Barockreiten
Beim Barockreiten steht das Wohlbefinden des Pferdes an erster Stelle
Foto © mar_chm1982 shutterstock.com

Barockreiten versus Dressurreiten

Klassisch Barock reiten ähnelt in vielen Punkten der herkömmlichen, englischen Reitweise. Doch neben einigen Gemeinsamkeiten gibt es grundlegende Unterschiede zwischen der englischen Reitweise und dem klassisch-barock Reiten. Die Dressur als Ausbildung des Pferdes dient bei der klassisch-barocken Reitweise der Gesunderhaltung des Pferdes und stellt nach Robichon de la Guérinière eine Art Vervollkommnung der natürlichen Bewegungen des Pferdes dar. Hierfür findet die Ausbildung des Pferdes in dessen individuellem Tempo und ganz ohne Zwang oder Druck statt.

Die Motivation des Pferdes bleibt erhalten und das Pferd lernt, auf kleinste Hinweise und Veränderungen der Sitz- Zügel- oder Schenkelhaltung zu reagieren. Beim Barockreiten heißt dies vor allem, dass du das Pferd in keiner Weise störst, sondern eure nonverbale Kommunikation durch den richtigen reiterlichen Sitz vervollkommnest. Im Gegensatz zur englischen Dressurreiterei ist das einhändige Barock Reiten sämtlicher Lektionen das vorrangige Lernziel. Auch die Kunst des einhändigen Reitens im Damensitz unterscheidet das Barockreiten von der herkömmlichen Reitweise.

Barockpferde Ausbildung

Damit ein Pferd Lektionen der Hohen Schule wie beispielsweise Levaden oder Capriolen beherrscht, ist eine lange Ausbildungszeit vonnöten. Nicht immer ist es das Reiten selbst, sondern vor allem auch die Bodenarbeit am langen Zügel, bei welcher das Pferd lernt, bestimmte Bewegungen zu vervollkommnen und auf Wunsch seines Reiters oder Führers auszuführen. Sprünge, Wendungen und andere spektakulär anmutende Bewegungen dienten im Krieg einst dem Schutz von Reiter und Pferd und verlangen ein hohes Maß an Versammlung.

Ein ausgebildetes Barockpferd ist motiviert und hat Spaß an der Arbeit und dem abwechslungsreichen Training mit und ohne Reiter. Neben Lektionen auf und über der Erde finden im Verlauf der Ausbildung vor allem die einhändige Kandare sowie spezielle Barocksättel und Damensättel Verwendung. Im Laufe der Ausbildung lernt das Pferd, auf minimale Zügelhilfen zu reagieren. Der Einsatz einer einhändig geführten Kandare – wie es in Kriegszeiten unumgänglich war – ermöglicht bereits in der Ausbildung eine besonders sensible Zügelführung.

Zum Staunen und Schmunzeln:

Im Rahmen meiner Ausbildung zur Pferdewirtin hatte ich einmal die Ehren an einem Showreiten teilzunehmen, bei welchem wir das Barockreiten und unterschiedliche Barocksättel vorstellen sollten. Ich ritt dafür einhändig auf einem altertümlichen Barocksattel auf blanker Kandare. Im Gegensatz zu mir hatte das Pferd eine langjährige Ausbildung genossen und schien meine Gedanken lesen zu können. Es reagierte auf mich, noch bevor ich mir meiner dezent ausgeführten Hilfen überhaupt bewusst geworden war – ein unvergessliches Erlebnis!

Was mir jedoch ebenso unvergesslich in Erinnerung blieb, ist dieses Ungetüm von einem barocken Kavalleriesattel. Die extra breite Auflagefläche dieses museumsreifen Sattels war knochenhart, was mir allerlei schmerzhafte Beschwerden meiner eigenen Sitzfläche einbrachte. Ich weiß noch, dass mir so ein Kavalleriesattel äußerst ungeeignet schien, um einen Krieg hoch zu Ross zu gewinnen. Wenn dich der Feind nicht zermürbt, besorgt dies mit der Zeit der eigene Sattel, dachte ich, hielt aber Training und Show dennoch tapfer durch.

Welche Pferde sind Barockpferde?

Im Grunde können Pferde der unterschiedlichsten Pferderassen für das klassisch-barocke Reiten ausgebildet werden. In ihrer gesamten Erscheinung ähneln sich die meisten typischen Barockpferde jedoch sehr. Die meisten für das Barock Reiten ausgebildeten Pferde weisen einen eher muskulösen, jedoch schlanken Körperbau mit stark ausgeprägter Hinterhandmuskulatur sowie auffallend üppigen Mähnen und Schweifen auf. Sie besitzen zudem eine besonders elegante und stolze Ausstrahlung. Vor allem Lipizzaner, Knabstrupper, Friesen, Andalusier und Kladruber gelten aufgrund ihres Körperbaus und eleganten Erscheinungsbildes als typische Barockpferderassen.

Ursprünglich wurden vor allem Kriegs-, Parade- und Reitkunstpferderassen sowie Pferde der Hofreitschulen als Barockpferderassen bezeichnet. Oftmals stammen diese Pferde entweder von den Berber-Pferden Afrikas oder iberischen Pferderassen ab. Kutschpferde wie Friesen oder Kladruber gelten aufgrund ihres genetischen Ursprungs, ihres daher kräftigen, aber eleganten Körperbaus sowie des imposanten Erscheinungsbildes ebenfalls als Pferde, die sich hervorragend für das Barockreiten eignen. Dennoch können auch Pferde weiterer Pferderassen für das klassisch-barocke Reiten ausgebildet und beim Barockreiten eingesetzt werden.

Schwarzer Barockpinto mit weißen Flecken und Beinen auf grüner Wiese
Der aus den Niederlanden stammende Barockpinto ist ebenfalls besonders geeignet für die Hohe Schule
Foto © Annabell Gsoedl shutterstock.com

Barockreiten lernen

Jeder, der klassisch-barock reiten lernen möchte, kann dies in einer Reitschule tun, in der die klassisch-barocke Reitweise gelehrt wird. Idealerweise hast du ein eigenes Pferd, so dass ihr beide durch das Training zu einer symbiotischen Einheit zusammenwachst. Als künftiger Barock Reiter ist es vor allem wichtig, dass du dich in dein Pferd hineinversetzen kannst. Durch ein regelmäßig stattfindendes, intensives Training lernst du dabei, die Körpersprache deines Pferdes zu verstehen und dich ihm in einer für Pferde verständlichen Sprache mitzuteilen.

Wenn du klassisch-barock reiten lernen möchtest, solltest du nach einem Barockreitzentrum bzw. einer Barockreitschule in der Nähe Ausschau halten. Eine Barockreitschule, die einem Verband für klassisch-barocke Reiterei angeschlossen ist, gibt dir zudem die Gelegenheit, Gleichgesinnte zu treffen, die von der klassischen Barockreiterei genauso fasziniert sind wie du. Ob Reiten im Damensattel, Arbeit am langen Zügel oder Arbeit an der Hand: Barockreiten ist für dich und dein Pferd auf jeden Fall gleichermaßen von Vorteil.

Was ist ein Barocksattel?

Die besondere Konstruktion eines Barocksattels lässt eine andere Hilfengebung zu als ein englischer Sattel. Die Sitzfläche ist so geformt, dass du als Reiter in puncto Beckenposition eine größere Bewegungsfreiheit hast. Dies ermöglicht dir, auch unabhängig von anderen Hilfen dein Pferd zu versammeln. Zusätzlich kannst du deine Sitzknochen verstärkt zur Hilfe nehmen, um allein durch den Sitz auf dein Pferd einzuwirken. Die meisten für das klassisch-barocke Reiten konzipierte Sättel besitzen keine Kniepauschen und einfache, abgesteppte Sattelblätter.

Durch die eher einfachen Sattelblätter hast du mehr Spielraum bei der Position deiner Schenkel. Zudem ist die Auflagefläche eines Barocksattels größer als beim englischen Sattel und bildet durch die hintere Galerie eine Art Rahmen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei einem Barocksattel um einen ganz besonderen Dressursattel handelt, der es dem Reiter ermöglicht, die Hilfen vor allem über den Sitz und die Gewichtsverteilung zu geben, wodurch nur ein geringes Maß an Zügelhilfen benötigt wird.

Warum mussten Frauen im Damensattel reiten?

Das Reiten im Damensitz wurde den Frauen im 19. Jahrhundert sowohl von der Kirche als auch von der von Männern dominierten Welt vorgeschrieben, da das Reiten im Herrensattel für Frauen als unsittlich galt. Denn die Moral von der Geschicht: Damen reiten so halt nicht! Dabei erfordert das Reiten im Damensattel ein besonders gutes Körpergefühl und bietet wenig Sicherheit. Daher wurde ab 1928 das Springen im Damensattel – zumindest deutschlandweit – untersagt und der Damensattel selbst verlor immer mehr an Popularität.

Heute dagegen ist der Damensattel wieder in Mode gekommen und das Reiten im Damensattel gilt als bewundernswerte Herausforderung. Es muss als Element des Barockreitens mit weitaus weniger Hilfegebungen als im Herrensitz auskommen. Daher fördert diese etwas ungewohnte Reitweise vor allem die richtige Sitzhaltung, dein Gleichgewichtsgefühl und die Zusammenarbeit mit deinem Pferd. Darüber hinaus ist diese barocke Art des Reitens ein spannendes Erlebnis – sowohl für dich als Reiter als auch für dein Pferd.

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