Als Gangreiten oder Gangpferdereiten bezeichnet man das Reiten auf Gangpferden, also Pferden, die neben Schritt, Trab und Galopp noch weitere Gangarten besitzen.
In der Regel werden zusätzlich zu den typischen Grundgangarten noch Tölt und Rennpass als Gänge bezeichnet. Teilweise wird die Definition aber noch weiter gefasst. Dann fallen auch Gänge wie Foxtrott, Marcha, Walk, (Speed) Rack und Slow Gait unter die Definition von Gangreiten.
Gangpferderassen besitzen von Natur aus zusätzliche Gangarten. Schon im Fohlenalter zeigen die Pferde diese. Durch eine genetische Variation im Gen DMRT3, die nahezu alle Gangpferde besitzen, können die Pferde hohe Geschwindigkeiten gehen ohne zu galoppieren. Stattdessen nutzen die Tiere laterale Bewegungen, die besonders erschütterungsarm sind.
Obwohl die Gangarten angeboren sind, brauchen die meisten Pferde konsequenten Training und Zeit, um die Gangarten gleichmäßig und so bequem gehen zu können.
Eine besonders bekannte Gangpferderasse sind Islandpferde. Islandpferde beherrschen die Gangart Tölt, einige sogar auch noch den Rennpass und sind damit „vier- oder sogar fünfgängig“.
Weitere Gangpferderassen sind Aegidienberger, töltende Traber, Arravani, Pado Fina, Paso Peruano, Mangalarga Marchador, das Mongolische Pferd, Tennessee Walker, American Saddlebred, Missouri Foxtrotter, American Standardbred, Rocky Mountain Horse, Gaited Morgan, Walkaloosa, Canadian Pacer und einige weitere Rassen weltweit.
Neben den klassischen Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp gibt es die Gangart Tölt und (Renn-)Pass sowie einige Abwandlungen des Tölts. Der Tölt kann bei den unterschiedlichen Gangpferderassen in Richtung Trab oder Pass verschoben sein. Dies wird je nach Rassestandard geduldet oder ist unerwünscht.
Es gibt auch „Dreigänger“ unter den Gangpferden, die ausschließlich einen Schritt, den Tölt sowie den Galopp beherrschen. Trab ist hier nicht erwünscht, beispielsweise beim Paso Peruano.
Tölt ist eine sehr fließende Viertakt-Gangart, die in der Fußfolge eines gelaufenen Schrittes absolviert wird. Ein Huf berührt immer den Boden, es gibt keine Schwebephase. Dadurch fühlt sich die Gangart im Sattel eher wellenförmig an, es gibt kaum Erschütterungen. Der Sitzkomfort ist enorm hoch, weshalb auch Reitanfänger oder Reiter im Rückenproblemen oft problemlos tölten können, während sie in den normalen Grundgangarten Probleme haben im Sattel zu bleiben.
Getöltet werden kann sowohl in einem ruhigen Tempo als auch im Arbeits- oder Renntempo. Übrigens ist Tölt auch für die Pferde sehr angenehm. Da sie immer einen Huf auf dem Boden haben, haben sie mehr Halt in unwegsamen Geländen und kommen dennoch schneller voran als im Schritt.
Rennpass oder fliegender Pass ist eine fünfte Gangart, die einige Islandpferde beherrschen. Hierbei handelt es sich um eine Zweitakt-Lateral-Bewegung. Rennpass ist, wie der Name schon sagt, in der Regel sehr schnell und beinhaltet nach dem Auffußen des lateralen Beinpaares eine Flugphase.
Eine Fußfolge ist die Abfolge der Hufe, die hintereinander auf den Boden auffußen. Eine Phasenfolge ist die zeitliche Abfolge, wie lange und wann die Hufe den Boden berühren und wieder verlassen. Im Schritt ist die Fußfolge hinten links, vorne links, hinten rechts, vorne rechts. In der Phasenfolge wechseln sich Zweibein- und Dreibeinstützen ab, das heißt es sind immer zwei bis drei Hufe gleichzeitig am Boden. Im Tölt bleibt die Fußfolge identisch, in der Phasenfolge wechseln sich jedoch Einbein- und Zweibeinstützen ab.
Gangreiten ist eine spannende Abwechslung zum klassischen Reitsport. Durch die bequemen Gänge können auch Anfänger, Personen mit Rückenbeschwerden oder unsichere Reiter problemlos auf Gangpferden Platz nehmen ohne Erschütterungen befürchten zu müssen. Nur bestimmte Pferderassen besitzen mehr als die drei klassischen Grundgangarten, unter anderem Islandpferde.
Der Einsatz von Gangpferden ist umfangreich. Ob auf speziellen Gangpferdeturnieren, im Trail, als Show- oder Wander- und Freizeitpferd, Gangpferde sind vielseitig und sehr beliebt.
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