Erstveröffentlichung am 11.12.2023 - Influenza beim Pferd – auch Hoppegartner Husten, Pferdegrippe, Rennbahnhusten oder Tracheobronchitis genannt – verursacht ähnliche Symptome wie eine Grippe beim Menschen. Ebenso wie bei der „Menschen-Influenza“ kann man erkrankte Tiere nur symptomatisch behandeln: Gegen das Pferdeinfluenzavirus selbst gibt es keine Therapie. Antibiotika wirken nur bei bakteriellen Zusatzinfektionen.
Wenn bei deinem Pferd Influenza diagnostiziert wurde, solltest du es von seinen Stallkameraden isolieren. Das Virus ist hochansteckend und kann sich in kurzer Zeit epidemieartig im gesamten Pferdebestand ausbreiten. Als Vorbeugung gegen Influenza bei Pferden sind Impfungen auf dem Markt, die jedoch keinen vollständigen Schutz gegen die Erkrankung bieten.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Influenza beim Pferd ist eine Virusinfektion, die Schleimhäute der Nüstern, des Rachens und zumeist auch die der oberen und unteren Atemwege angreift. Sie geht häufig mit hohem Fieber einher. Der trockene Husten bei einer Pferdeinfluenza entsteht durch den Versuch der Tiere, zerstörte Schleimhautpartikel abzuhusten. Charakteristisch für eine Influenza beim Pferd sind die kurze Inkubationszeit und das abrupte Einsetzen der Symptome.
Das Pferdeinfluenza-Virus (Equines Influenza Virus, Kurzform EIV) stammt ursprünglich von Vögeln. Diese Viren gehören zu den Typ A Influenzaviren. Influenza beim Pferd wurde bisher immer von zwei Subspezies / Unterarten verursacht: EIV H7N7 und EIV H3N8. Vom equinen Pferdeinfluenzavirus H7N7 wird angenommen, dass diese Unterart heute nicht mehr existiert. Die Subspezies H3N8 stammt ursprünglich aus den USA und ist heute fast rund um den Globus verbreitet.
Die Virus-Subspezies H3N8 befällt heutzutage auch Vögel (Vogelgrippe) und wurde eine Zeitlang sogar bei Hunden festgestellt. Diese Unterarten haben sich jedoch durch Mutationen an die einzelnen Tierarten angepasst und können sich ausschließlich in ihnen erfolgreich vermehren. (Quelle: CEH – Center for Equine Health – der veterinärmedizinischen Ausbildungsstätte UC Davis School, USA) Es ist also unwahrscheinlich, dass sich dein Pferd eine Influenza von einem Vogel mit Vogelgrippe einhandelt.
Wie eingangs bereits erwähnt, ähneln die Symptome einer Influenza beim Pferd denen der Influenza beim Menschen. Plötzlicher Krankheitsausbruch, hohes Fieber, eingangs trockener Husten, unter Umständen Nasenausfluss und leicht angeschwollene Kehlgang-Lymphdrüsen können Anzeichen für eine Pferdegrippe sein. Es ist gut möglich, dass dein Pferd bei einer Infektion mit Pferdeinfluenza ebenso „Knochenschmerzen“ empfindet wie ein Mensch bei einer Grippeinfektion. In jedem Fall wirkt es bei einer Pferdegrippe matt und hat kaum Appetit.
Leitsymptome sind das plötzliche Einsetzen der Krankheit, hohes Fieber und der trockene Husten.
Laborversuche haben gezeigt, dass Pferdeinfluenza-Viren menschliches Gewebe infizieren können. Bei einigen wenigen Personen wurden Antikörper gegen das Virus gefunden, was auf eine zurückliegende Infektion hinweist. Aber auch wenn Influenza bei Pferden heftige Symptome verursacht, bleiben infizierte Menschen symptomfrei. Für das Pferdeinfluenza-Virus ist der Mensch ein Fehlwirt. Das bedeutet, dass EIV H3N8 zwar Menschen befallen, sich aber nicht in ihnen weiterentwickeln kann.
Pferdegrippe wird zu 90 % durch Tröpfcheninfektionen verursacht. Die Übertragung des Virus erfolgt fast immer von Pferd zu Pferd. Die mit der Ausatemluft ausgeschiedenen Influenzaviren können andere Pferde in bis zu 40 Metern Entfernung erreichen. Auf verschiedenen Oberflächen kann EIV ohne UV-Einstrahlung bis zu drei Tage lang aktiv bleiben.
Die Eigenschaften des Pferdeinfluenzavirus zeigen auf, weshalb eine epidemieartige Influenza bei Pferden in Stallhaltung häufiger auftritt als bei Pferden in Offenstallhaltung oder auf großen Weiden. Pferde in freier Natur meiden oder verjagen Artgenossen, die offensichtlich gesundheitlich beeinträchtigt sind, weil diese Raubtiere anziehen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, sorgen sie dadurch auch dafür, dass sich Viren nicht so leicht verbreiten können.
Rund um den Globus sind Herpersviren verbreitet, die bei Pferden unter anderem auch Atemwegserkrankungen auslösen können. Wenn ein Pferd die Infektion mit einem Herpesvirus überstanden hat, ruht dieser inaktiv in seinem Organismus und kann jederzeit wieder ausbrechen, sobald das Tier unter Stress gerät. Etwa 80 % aller Pferde in Deutschland tragen das Herpesvirus in sich. Es kann also durchaus sein, dass ein Pferd mit grippeähnlichen Symptomen mit Herpes infiziert ist. Auch bei Druse treten Symptome auf, die denen einer Pferdegrippe ähneln. Dein Tierarzt kann diese unterschiedlichen Krankheiten aber problemlos voneinander abgrenzen.
Der laute trockene Husten ist charakteristisch für eine Influenza beim Pferd. Wenn dieser in Kombination mit Fieberschüben auftritt, geht dein Tierarzt höchstwahrscheinlich davon aus, dass dein Pferd unter einer Pferdegrippe leidet. Zur Sicherheit kann er zusätzlich Labortests in Auftrag geben. Zumeist ist das aber nicht nötig, weil das Krankheitsbild der Pferdeinfluenza ziemlich eindeutig ist.
Pferdegrippe wird üblicherweise nur symptomatisch behandelt. Falls das Fieber auf mehr als 40° steigt, setzt dein Tierarzt fiebersenkende Medikamente ein. Unter Umständen verabreicht er deinem Pferd auch schmerzlindernde und/oder entzündungshemmende Arzneimittel. Sollte nach einer Weile eine bakterielle Zusatzinfektion – beispielsweise durch Streptokokken – zu den üblichen Krankheitsanzeichen hinzukommen, werden Antibiotika zur Therapie eingesetzt.
Wegen der hohen Ansteckungsgefahr bei einer Pferdegrippe ist die Isolation deines Pferdes von seinen Stallkameraden erst einmal nicht zu umgehen. Falls dein Pferd in einer Box stehen muss, solltest du darauf achten, dass die Einstreu möglichst staubfrei ist – also nicht aus Stroh besteht. In puncto Fütterung empfiehlt sich eingeweichtes Heu, damit die Atemwege deines Pferdes beim Fressen nicht durch Staub belastet werden. Beim Ausmisten oder beim Fegen der Stallgasse sollte dein Pferd an einen anderen Platz gebracht werden.
Wichtig: Nach dem Abklingen der Symptome dauert es ungefähr drei Wochen, bis sich die angegriffenen Epithelzellen der Atemwege regeneriert haben. In dieser Zeit besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die betroffenen Pferde bakterielle Zusatzinfektionen oder andere Komplikationen entwickeln. Sie sollten dann keinesfalls geritten oder anderweitig gefordert werden. In den USA gilt die Faustregel, dass Pferden nach einer Pferdegrippe für jeden Tag mit Fieber eine Woche „Stallruhe“ gegönnt werden soll.
Thymian ist eines der besten Naturheilmittel gegen Influenza bei Pferden und kann bei der Therapie von Pferdegrippe unterstützend eingesetzt werden. Beim Inhalieren von Thymian-Tee werden bis zu 70 % der Wirkstoffe genau dort resorbiert, wo sie gebraucht werden: in den Bronchien und in der Lunge. Als Dosierung empfehlen sich vier Teelöffel Thymian auf einen Liter Wasser.
Im Handel erhältliche Kräutermischungen für Pferde mit Atemwegsproblemen können ebenso helfen, die Symptome einer Pferdegrippe zu reduzieren. Tierheilpraktiker verabreichen häufig zu Beginn einer Pferdeinfluenza homöopathisch aufbereitetes Ferrum Phosphoricum und/oder Aconitum, worauf im weiteren Verlauf der Erkrankung oft Belladonna folgt. Bei starker Schleimproduktion verwenden sie gern Dulcamara.
Seit Januar 2023 dürfen Sportpferde nur noch an Turnieren teilnehmen, wenn sie gegen Equine Influenza und das Equine Herpesvirus EHV-1 geimpft sind (Quelle: Deutsche Reiterliche Vereinigung – FN). Die Influenza Impfung beim Pferd besteht – ebenso wie die Impfung gegen das Herpesvirus – aus einer Grundimmunisierung und einer halbjährlichen Auffrischungsimpfung. Die häufigen Impfintervalle sind notwendig, weil das Pferdeinfluenzavirus eine starke Tendenz zu Mutationen zeigt und die Impfstoffe immer wieder angepasst werden müssen.
Influenza Impfungen bei Pferden sind in Deutschland nicht gesetzlich vorgeschrieben. Sie verhindern auch nicht unbedingt die Ansteckung eines Pferdes mit Influenzaviren. Aber bei einem geimpften Pferd sind die unangenehmen Symptome einer Pferdeinfluenza wesentlich schwächer als bei einem ungeimpften Tier. Außerdem scheidet es weniger Viren aus, was dazu beiträgt, die Ansteckungsgefahr zu verringern.
Viele Betreiber von Reitställen und Pensionsbetrieben bestehen deshalb auf gültige Impfungen gegen Herpes und Influenza bei Pferden, die in ihren Betrieb aufgenommen werden sollen. Falls dein Freizeitpartner bisher noch ungeimpft ist, wird dich dein Tierarzt gern über die Kosten für Influenza Impfungen bei Pferden unterrichten. Sie liegen in jedem Fall niedriger als die Kosten für die Behandlung einer Pferdegrippe und bewegen sich im Bereich von 30 bis maximal 100 €.
Es besteht auch die Möglichkeit, die Kosten weiter zu reduzieren, indem du dein Pferd gegen Herpes und Influenza gleichzeitig impfen lässt (Kombinationsimpfung). Einige Pferde-Krankenversicherungen übernehmen die Behandlungskosten für Pferdeinfluenza nur bei geimpften Tieren. Allerdings ist es wichtig, die Impfungen rechtzeitig aufzufrischen. Wenn du die rechtzeitige Auffrischung der Influenza Impfung deines Pferdes vergessen hast, musst du wieder mit der Grundimmunisierung anfangen.
Eine Influenza beim Pferd hat zwar nur in den seltensten Fällen lebensbedrohliche Auswirkungen, ist aber dennoch nicht zu unterschätzen. Einerseits ist die Erkrankung schmerzhaft und zehrt an den Kräften deines Freizeitkameraden, andererseits können sich daraus auch chronische Atemwegserkrankungen entwickeln. Mit einer Influenza Impfung sind Pferde wesentlich besser in der Lage, eine Pferdegrippe zu überstehen. Auch wenn du kein Turnierreiter bist, solltest du deshalb keinesfalls die Kosten für die Impfung deines Pferdes scheuen.
Quellenangaben
https://www.msdvetmanual.com/respiratory-system/respiratory-diseases-of-horses/equine-influenza
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