Erstveröffentlichung am 08.12.2023 - Gestern war dein Pferd noch fit, aber heute lahmt es auf einmal stark auf einem Bein. Aber musst du jetzt gleich den Tierarzt holen? Hast du schon die Hufe ausgekratzt? Wenn nicht, solltest du das gleich nachholen. Kannst du erkennen, ob im Huf des lahmen Beins irgendein Fremdkörper steckt? Kommt er dir wärmer vor als normal?
Vergleiche seine Temperatur mit einem anderen Huf. Wenn der betroffene Huf wärmer ist als der andere, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass dein Pferd ein Hufgeschwür hat. Was du sonst noch tun kannst, bevor du einen Fachspezialisten holst, findest du weiter unten unter „Erste Massnahmen“.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Das Hufgeschwür ist ebenso wie die Hufrehe eine Pododermatitis – also eine Entzündung der Huflederhaut. Während die Hufrehe aber eine aseptische Entzündung ist (nicht von Erregern hervorgerufene Entzündung), gehören Hufgeschwüre zu den sogenannten „septischen Entzündungen“. Diese werden von Bakterien oder anderen Krankheitserregern hervorgerufen.
Eine Hufgeschwür ist immer äußerst schmerzhaft für das betroffene Tier, weil sich der Eiter innerhalb der Hornkapsel nicht ausbreiten kann und die Huflederhaut von vielen Nerven durchzogen ist. Falls ein Hufgeschwür nicht behandelt wird, bahnt sich der Eiter irgendwann einen Weg bis zum Kronrand oder zu den Ballen und verursacht dort eine eitrige Wunde. Eine unbehandelte septische Pododermatitis kann unter Umständen auch Knochenstrukturen im Huf angreifen.
Hufgeschwür Symptome sind ziemlich eindeutig, sodass die Erkrankung recht einfach diagnostiziert werden kann. Das Hauptsymptom für einen Hufgeschwür ist eine akute schwere Lahmheit in allen Gangarten. Im Stand wird der Huf zumeist entlastet. Unter Umständen kann auch die Fessel anschwellen oder Fieber auftreten. An den Mittelfußarterien ist ein verstärktes Pulsieren zu spüren. Beim Abtasten mit einer Hufuntersuchungszange reagiert das Pferd mit Abwehrverhalten.
Hier die Symptome von Hufgeschwüren auf einen Blick:
Hufgeschwür entwickeln sich durch eine eitrige Wundinfektion im Inneren des Hufs. Diese entsteht entweder direkt durch das Eindringen eines Fremdkörpers, aber auch indirekt durch das Einwandern von Infektionserregern in rissige Hornstrukturen oder durch stumpfe Traumata. Häufige Auslöser für eine septische Pododermatitis sind unter anderem:
Sauber gehaltene Ausläufe und/oder Boxen verringern maßgeblich das Risiko für die Entstehung eines Hufgeschwürs.
Wie schon eingangs beschrieben, solltest du bei einer plötzlich auftretenden starken Lahmheit zuerst den betroffenen Huf gut auskratzen und auf etwaige eingetretenen Fremdkörper untersuchen. Wenn du einen Nagel oder ähnliches findest, ziehe ihn nicht selbst heraus. Mach mit deinem Smartphone ein Foto vom Huf samt Nagel und schick es deinem Tierarzt per E-Mail. Ruf ihn anschließend an und frage, was du tun sollst.
Wenn dein Pferd eine gültige Tetanusimpfung hat, ist das Ganze halb so wild. Es entwickelt sich nicht zwangsläufig aus jedem eingetretenen Fremdkörper ein Hufabszess. Solltest du keinen Fremdkörper finden, vergleiche die Temperatur des schmerzenden Hufs mit den anderen Hufen. Anschließend kannst du versuchen, die Arterien etwas oberhalb des Fesselgelenks zu ertasten. Sie liegen rechts und links vom Fesselbein in der länglichen Kuhle zwischen Knochen und Sehne.
Dazu streichst du mit Daumen und Zeigefinger von beiden Seiten die Kuhle entlang, ohne dabei fest zu drücken. Wenn du zu fest zupackst, drückst du die Arterien ab und kannst keinen Puls spüren. Auch beim gesunden Huf spürst du keinen Pulsschlag. Das Pulsieren ist nur spürbar, wenn der Huf wegen einer Entzündung stärker durchblutet wird als normal. Jetzt kannst du entscheiden, ob du den Hufschmied oder den Tierarzt kommen lässt. Beide können problemlos ein Hufgeschwür behandeln. Der Tierarzt hat aber zusätzlich noch die Möglichkeit, den Huf wegen etwaiger Folgeschäden zu röntgen.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass der Tierarzt oder der Hufschmied einen Hufgeschwür mit anderen Erkrankungen verwechselt. Obwohl sowohl bei Hufrehe als auch bei Hufgeschwüren die Huflederhaut entzündet ist, kann eine erfahrene Fachkraft beide problemlos auseinanderhalten. Bei einer septischen Pododermatitis nehmen die Pferde beispielsweise nicht die typische Rehestellung ein. Außerdem kann sie jedes Bein betreffen – bei Hufrehe sind hingegen fast immer die Vorderbeine betroffen. Hinzu kommt, dass bei Hufrehe an beiden Mittelfußarterien ein Pulsieren zu spüren ist. Bei einem Hufgeschwür pulsiert aber nur eine der beiden Arterien spürbar.
Zur Diagnose eines Hufgeschwürs geht ein Fachspezialist ebenso vor, wie wir es bei den „Ersten Maßnahmen“ geschildert haben. Zusätzlich tastet er den schmerzenden Huf mit einer Hufuntersuchungszange ab. Wenn ein Pferd hochgradig lahm geht, die Mittelfußarterie pulsiert und es Schmerzen beim Abtasten mit der Hufuntersuchungszange zeigt, gilt die Diagnose Hufgeschwür als gesichert.
In den meisten Fällen ist die Behandlung dann unkompliziert und du kannst dein Pferd schon nach etwa zehn Tagen wieder reiten. Falls du aber erst festgestellt hast, dass irgendetwas mit dem Huf nicht in Ordnung ist, als Eiter aus Kronrand oder Ballen ausgetreten ist, solltest du den Tierarzt zum Röntgen holen. Dann hat sich wahrscheinlich ein tiefes Hufgeschwür (Pododermatitis purulenta profunda) entwickelt, das unter Umständen folgende Strukturen schädigen kann:
In solchen Fällen kann es Monate dauern, bis dein Pferd wieder schmerzfrei laufen kann.
Solange kein tiefes Hufgeschwür vorliegt, ist die Behandlung denkbar einfach. Zuerst werden eventuelle Hufeisen abgenommen. Anschließend tragen Tierarzt oder Hufschmied wie bei der Hufpflege die äußere raue Schicht der Hufsohle ab, um die Situation besser einschätzen zu können. In den meisten Fällen zeigen sich schon jetzt Hinweise auf die Lokalisation der Vereiterung. Das können zum Beispiel rot oder dunkel verfärbte Sohlenbereiche sein. Manchmal wölbt sich die Sohle auch an einer Stelle sichtbar nach außen.
Wenn optisch nichts zu erkennen ist, kommt wieder die Hufuntersuchungszange zum Einsatz. Tierärzte machen im Zweifelsfall eine Röntgenaufnahme. Sobald der Eiterherd lokalisiert ist, wird ein Kanal eröffnet, aus dem Eiter, zersetztes Gewebe und Wundflüssigkeiten austreten können. Sobald der Druck im Inneren des Hufs durch die abfließenden Entzündungsprodukte nachlässt, reduzieren sich auch die Schmerzen. Bei einem akuten Hufabszess (Pododermatitis purulenta superficialis) ist eine anschließende Behandlung mit Schmerzmitteln oder Antibiotika nicht nötig. Sie kann sogar den Heilungsprozess beeinträchtigen.
Hausmittel haben durchaus ihre Berechtigung, wenn sie richtig eingesetzt werden. Manchmal kann die Wissenschaft heute sogar nachweisen, warum sie wirksam sein können. In Omas guter alter „Hühnersuppe gegen Grippe“ wurde vor nicht allzu langer Zeit zum Beispiel ein Wirkstoff entdeckt, der sich positiv auf das Immunsystem auswirkt. Aus irgendwelchen Gründen benutzten die Omas auch Sauerkrautverbände bei Halsschmerzen. Und frische, zerquetschte Kohlblätter wurden traditionell dazu eingesetzt, Furunkel oder Abszesse reifen zu lassen.
Dabei ging es allerdings um weiche Menschenhaut, nicht um geschlossene Hornkapseln wie bei Pferdehufen. Hufschmiede müssen schlanke Hufnägel mit kräftigen Hammerschlägen in einen Pferdehuf hineintreiben. Und jetzt soll ein Sauerkrautverband, der doch früher eigentlich bei Halsschmerzen eingesetzt wurde, die extrem schmerzhafte Erkrankung deines Pferdes kurieren? Gibt es irgendwelche seriösen Fallstudien, die beweisen, dass so etwas funktioniert?
Vergiss nicht: Dein Pferd hat bei einem Hufabszess ebenso starke Schmerzen wie bei einer Hufrehe. Willst du da wirklich herumexperimentieren, wenn doch dein Hufschmied das Problem in kürzester Zeit aus der Welt schaffen kann? Wenn du Sauerkrautwickel ausprobieren möchtest, dann teste ihre Wirkung doch bei deiner nächsten Grippe. Oder wende sie an, wenn du einen Splitter im Finger hast. Für die Behandlung eines Hufgeschwürs solltest du aber aus Tierschutzgründen eher die medizinisch erprobte Methode verwenden.
Wenn du deinem Pferd jeden Tag die Hufe auskratzt, entdeckst du sofort, ob sich dort ein Fremdkörper eingenistet hat und kannst rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, bevor ein Hufabszess entsteht. Lass den Schmied oder Hufpfleger alle sechs bis acht Wochen kommen, damit sich Probleme wie eine hohle Wand oder eingezogene Trachten gar nicht erst entwickeln können. Ein gutes Mineralfutter kann dazu beitragen, die Hornqualität von Pferdehufen zu verbessern, sodass Bakterien weniger Eintrittspforten in die Hornkapsel finden.
Hufgeschwüre sind äußerst schmerzhaft und führen zu starken Lahmheiten. Früh genug erkannt, ist die Prognose aber sehr positiv. Wenn der Abszess eröffnet wird, klingen die Symptome zumeist in kurzer Zeit ab und die betroffenen Pferde können wieder geritten werden.
Quellenangaben
https://aaep.org/horsehealth/hoof-abscesses
https://fromeequinevets.co.uk/equine-advice/ailments-and-diseases/hoof-abscesses/
https://vet.purdue.edu/hospital/equine/tips/equine-hoof-abscesses.php
Hier findest du gut strukturierte Beschreibungen sämtlicher wichtiger Pferdekrankheiten – für medizinische Laien verständlich erklärt.
Auf Trabland findest Du ganz einfach Tierärzte in Deiner Nähe.
Mit der Trabland Suchfunktion findest Du bei Bedarf die richtige Tierklinik für Dein Pferd