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Wissenswertes zum Beruf Tierheilpraktiker

von
Susanne Krauzig
zuletzt aktualisiert 21.03.2025
Frau mit blauer Bluse und blauen Handschuhen öffnet Maul vom weißen Pferd
Foto © Vaillery shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Eine ganzheitliche Therapie ist wohl bei den meisten Pferdekrankheiten einem einseitigen Behandlungsansatz vorzuziehen. In freier Natur „behandeln“ Wildpferde ihre Krankheiten durch das Fressen bestimmter Kräuter, Rinden und anderer Naturprodukte. Ihr instinktives Wissen um die Heilkraft der Pflanzen existiert schon seit Urzeiten. Wir Menschen müssen uns das Wissen um natürliche Behandlungsmethoden erst durch mühsames Lernen aneignen. Passionierte Natur- und Tierfreunde entscheiden sich vielleicht für den Beruf des Tierheilpraktikers. Sie erlernen während ihrer Ausbildung zahlreiche Aspekte der Naturheilkunde und können so dazu beitragen, dass Pferde im Krankheitsfall eine ganzheitliche Behandlung erhalten.

Was ist ein Tierheilpraktiker eigentlich genau?

Tierheilpraktiker, kurz THP, ist ein freier Beruf. Unter diesen Oberbegriff fallen Homöopathen, „Kräuterhexen“, Spezialisten für Traditionelle Chinesische Medizin und weitere Fachspezialisten aus dem Bereich der Alternativmedizin für Tiere. Die Berufsbezeichnung „Tierheilpraktiker“ ist – ähnlich wie bei dem Beruf „Reitlehrer“ – nicht gesetzlich geschützt.

Um eine Praxis als Heilpraktiker (für Menschen) eröffnen zu dürfen, müssen in Deutschland gewisse Zulassungsvoraussetzungen erfüllt werden. Für Tierheilpraktiker gilt das nicht. Da von staatlicher Seite bisher noch kein verbindlicher Befähigungsnachweis zur Ausübung des Berufs eines Tierheilpraktikers gefordert wird, ist die Tätigkeit eines THPs durch verschiedene Regelungen stark eingeschränkt. Dazu gehören hauptsächlich Vorschriften aus folgenden Rechtsbereichen:

 

  • Arzneimittelgesetz
  • Betäubungsmittelgesetz
  • Tierschutzrecht
  • Tierseuchenrecht

Was macht ein Tierheilpraktiker?

Üblicherweise unterstützt ein Tierheilpraktiker mit seiner Behandlung die Genesung eines kranken Tieres. Er kann aber auch Tierhalter in puncto artgerechter Tierhaltung beraten, um dadurch eventuell bestimmten Krankheiten vorzubeugen. Dasselbe gilt für die Beratung zu einer individuell an das jeweilige Tier angepassten Fütterung. Pferdeheilpraktiker verabreichen ihren Patienten häufig  homöopathische oder pflanzliche Arzneimittel.

Viele Tierheilpraktiker für Pferde kooperieren mit Pferdekliniken oder Pferde-Tierärzten. Das macht schon allein deshalb Sinn, weil THPs nach deutscher Rechtslage bei der Behandlung von Tieren einen stark eingeschränkten Handlungsspielraum haben. Pferdeheilpraktiker unterhalten zumeist eine Fahrpraxis und besuchen ihre Patienten vor Ort. Aber nicht jeder THP ist selbstständig. Mittlerweile gibt es auch immer mehr Pferdekliniken, bei denen Tierheilpraktiker oder Pferdephysiotherapeuten fest angestellt sind.

Welche Behandlungen darf ein Tierheilpraktiker nicht durchführen?

Da sich die Ausbildung eines Tierheilpraktikers auf naturheilkundliche Verfahren beschränkt, darf er seinen vierbeinigen Patienten keine verschreibungspflichtigen Medikamente verabreichen. Daraus ergibt sich, dass er auch keine mit Schmerzen verbundenen Eingriffe an einem Pferd vornehmen kann, weil das Tierschutzgesetz vorschreibt, dass Tiere dazu betäubt werden müssen.

Sogar Impfungen dürfen laut deutschem Recht ausschließlich von Tierärzten vorgenommen werden, weil THPs invasive Eingriffe untersagt sind. Das Setzen von Nadeln an Akupunkturpunkten gehört laut aktueller Rechtslage ebenso zu den invasiven Eingriffen. Tierheilpraktiker dürfen also zwar Akupressur anwenden, Akupunktur bleibt aber Tierärzten mit einer Zusatzausbildung in Naturheilkunde vorbehalten.

Ausnahmeregelung: THPs, die invasive Therapieverfahren wie Infusionen, Akupunktur oder Injektionen anwenden möchten, müssen nachweisen können, dass sie diese Verfahren erlernt haben, über eine jährlich zu erneuernde „Notfallausbildung“ verfügen und sich permanent weiterbilden.

Tierheilpraktiker oder Tierarzt für dein Pferd kommen lassen?

Es gibt eine Faustregel, die für sämtliche Pferdekrankheiten gilt: ohne Diagnose keine Behandlung. Wenn du nicht genau weißt, was mit deinem Pferd los ist, kannst du auch nicht effektiv dagegen vorgehen. Eine gut gemeinte sanfte Therapie mit alternativmedizinischen Methoden kann unter Umständen nach hinten losgehen. Schlimmstenfalls kann dadurch wertvolle Zeit verloren gehen, die zur frühzeitigen Behandlung einer ernsthaften Erkrankung nötig gewesen wäre. 

Selbst wenn im Ausbildungsplan der meisten Tierheilpraktiker-Schulen „Diagnostik“ als Lehrfach angeführt wird, lassen sich die Kenntnisse eines THPs in puncto Anatomie, Physiologie, Pathologie und Diagnostik in keinem Fall mit denen eines Veterinärmediziners vergleichen. Ein Tierarzt kann seine Approbation (staatliche Genehmigung zur Berufsausübung) erst nach mindestens fünf Jahren Universitäts-Studiums und mehreren Examen erhalten.

Die Ausbildung eines Tierheilpraktikers dauert üblicherweise nicht mehr als zwei Jahre, erfolgt an kostenpflichtigen Privatschulen und endet ohne staatlich anerkannten Abschluss. Also ist für Diagnosen ein Pferdetierarzt der richtige Ansprechpartner. Ein Tierheilpraktiker kann den Tierarzt aufgrund seiner geringeren medizinischen Kenntnisse nicht ersetzen, kann jedoch bei oder nach ärztlichen Therapien dazu beitragen, den Heilungsprozess eines vierbeinigen Patienten mit natürlichen Heilmethoden zu beschleunigen.

Er kann auch Pferdebesitzer dabei unterstützen, geeignete natürliche Maßnahmen zur Krankheitsprävention (Vorbeugung von Krankheiten) auszuwählen. Neben der Beratung zur artgerechten Pferdehaltung und einer individuell angepassten Pferdefütterung steht ihm ein großes Spektrum alternativmedizinischer Methoden zur Verfügung, wie zum Beispiel Homöopathie, TCM, Phytotherapie, Bach-Blüten-Therapie oder Magnetfeldtherapie.

Pferd wird geröntgt
Für Diagnosen ist der Tierarzt der richtige Ansprechpartner
Foto © Osetrik shutterstock.com

Wie verläuft eine Tierheilpraktiker Ausbildung?

Die Ausbildung zum Tierheilpraktiker vermittelt medizinischen Laien grundlegende Kenntnisse über

 

  1. Anatomie der Haus- und Nutztiere
  2. Physiologie der Haus- und Nutztiere
  3. häufig vorkommende Krankheiten / Pathologie
  4. verschiedene Naturheilverfahren
  5. artgerechte Tierhaltung
  6. artgerechte Fütterung
  7. die Organisation einer Tierheilpraktiker-Praxis
  8. die rechtlichen Rahmenbedingungen

 

 

Eine Ausbildung zum Tierheilpraktiker dauert zwischen einem und zwei Jahren und wird gegebenenfalls durch ein Praktikum oder mehrere Praktika ergänzt. Zumeist ist sie so konzipiert, dass du sie berufsbegleitend absolvieren kannst. Je nach Ausbildungsinstitut hast du die Auswahl zwischen Blockunterricht, Wochenendseminaren oder Fernunterricht.

Am Ende der Tierheilpraktiker Ausbildung findet zumeist eine Instituts-interne Prüfung statt, mit der die erfolgreiche Absolvierung der Lehrfächer dieser speziellen Schule für Tierheilpraktiker bestätigt wird. Wenn das Ausbildungsinstitut einem Tierheilpraktiker-Berufsverband angehört, ist es möglich, dass deine Ausbildung ebenfalls durch diesen Verband anerkannt wird. Die erfolgreich abgelegte Prüfung ist jedoch auch dann kein staatlich anerkannter Abschluss.

An einigen Privatschulen wird mit einem Tierheilpraktiker-Diplom am Ende der Ausbildung geworben. Die Bezeichnung „Diplom“ ist in diesem Fall irreführend und faellt sogar in die Kategorie „unlauter Wettbewerb“. Ein Diplom bescheinigt eine bestandene staatliche Prüfung für einen handwerklichen Beruf, an einer Fachhochschule oder an einer Universität. Unser Tipp: Wenn ein Ausbildungsinstitut für Tierheilpraktiker mit Diplomen wirbt, suche nach Alternativen.

Voraussetzungen für den Beruf des Tierheilpraktikers

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit als THP ist ein Interesse an Tieren, das stärker ausgeprägt ist, als bei den meisten Tierhaltern. „Ein gutes Händchen“ im Umgang mit Tieren ist ebenfalls notwendig, da Tierheilpraktiker ja auch häufig Kontakt zu vierbeinigen Patienten aufnehmen, die sie noch nicht kennengelernt haben. Ganz besonders wichtig ist aber die Bereitschaft, sich medizinisches Wissen anzueignen.

Auch wenn internationale Krankheitsbezeichnungen oder andere medizinische Fachbegriffe für Laien manchmal wie Chinesisch klingen – als THP brauchst du dieses Wissen, um dich durch Fachartikel und Studien weiterbilden zu können. Also mach dich unter anderem auf eine Runde „Vokabel-lernen“ gefasst, falls du dich für diese Ausbildung entscheidest. Was auch noch ungemein wichtig für Tierheilpraktiker ist: ihre psychische Belastbarkeit.

Menschen, die sich schnell ekeln oder die kein Blut sehen können, sind für die Ausbildung zum Tierheilpraktiker nicht geeignet. Aber auch Personen, die sich mit jedem kranken Tier identifizieren und nach dem Kontakt zu ihm so stark mitleiden, dass ihr tägliches Leben dadurch beeinflusst wird, sollten besser nach Alternativen Ausschau halten. Ein Job sollte schließlich Spaß machen und nicht das Privatleben beeinträchtigen.

Eine weitere Eigenschaft, die ein THP besitzen sollte, um in seinem Beruf erfolgreich zu sein, ist eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit. Abgesehen vom Bereich Tierkommunikation hast du als Tierheilpraktiker ja auch in beratender Funktion mit den Tierhaltern zu tun. Du solltest also in der Lage sein, dich in andere Menschen hineinzuversetzen und deine Ratschläge so auszuformulieren, dass dein Gesprächspartner sie nachvollziehen kann.

 

Hier die wichtigsten Eigenschaften, die ein Tierheilpraktiker besitzen sollte:

 

  1. ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit
  2. Erfahrung im Umgang mit Tieren
  3. Interesse an medizinischen Themen
  4. Bereitschaft zur Weiterbildung
  5. psychische und physische Belastbarkeit
  6. Flexibilität
Ein kleines braunes Fläschchen liegt mit weißen Blumen auf grünen Blättern
Tierheilpraktiker behandeln Pferde mit Naturheilmitteln
Foto © ElenVik shutterstock.com

Welche Ausbildungsinstitute für Tierheilpraktiker sind empfehlenswert?

In Deutschland kannst du die Ausbildung zum Tierheilpraktiker entweder als Fernstudium oder als Präsenz-Unterricht / Blockunterricht buchen. Dadurch eignet sich dieser Ausbildungsgang auch als berufsbegleitendes Studium. Unterrichtsinhalte, Dauer der Ausbildung und die dadurch erworbenen Bescheinigungen variieren von einem Ausbildungsinstitut zum anderen.

Wir bei Trabland sind der Meinung, dass medizinische Laien eine sehr umfassende Ausbildung benötigen, um guten Gewissens Tierhalter beraten oder Naturheilverfahren anwenden zu können.  Deshalb empfehlen wir dir Ausbildungsinstitute, die möglichst viele Themenbereiche detailliert behandeln. Ein Anhaltspunkt für die Qualität entsprechender Ausbildungsangebote kann die Kooperation mit einem der zahlreichen Tierheilpraktiker-Verbände in Deutschland sein.

Fazit: Wissen zum Mitnehmen

  • Tierärzte und Tierheilpraktiker sollten möglichst kooperieren.
  • Ein THP kann den Tierarzt nicht ersetzen.
  • Er kann jedoch Naturheilkunde komplementär einsetzen.
  • Tierheilpraktiker ist ein freier Beruf.
  • Er ist nicht staatlich anerkannt.
  • Einige Institute bieten Ausbildungen zum THP an.
  • Es gibt jedoch keine einheitlichen Richtlinien zu den Ausbildungsinhalten.

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

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