Von Emmeline Moyon - Von den elf bekannten Bahnregeln hast du bestimmt schon gehört, schließlich sind sie im Reitsport kaum wegzudenken. Das Wort „Regeln“ klingt ja an sich nicht sonderlich spannend. Warum Bahnregeln trotzdem wichtig sind und worauf du bei ihrer Umsetzung achten solltest, erklären wir dir im folgenden Artikel.
Mit diesem Know-How startest du gut vorbereitet in deine nächste Reitstunde. Wir sind zwar auf dem Reitplatz oder in der Reithalle nicht im Straßenverkehr, aber auch beim Reiten erleichtern feste Vereinbarungen reibungslose Abläufe.
Sobald du dich mit mehreren Reitern gleichzeitig in der Halle oder auf dem Platz befindest, kommen die Bahnregeln zum Einsatz. Diese Regeln gelten überall, wo Reiter und Pferde in einem eingefriedeten Bereich trainieren – auch auf Turnieren und Abreiteplätzen. Deswegen ist es wichtig, sich ein wenig mit diesen Regeln vertraut zu machen.
Wenn du dich mit jemand anderem in der Reitbahn befindest, gebt ihr natürlich aufeinander acht. Bahnregeln sind die Basis für euren Umgang miteinander. Diese Regeln lernst du in jeder Reitschule. Sie sind eine der Grundlagen des Reitunterrichts und helfen dabei, Streitigkeiten oder Reitunfällen vorzubeugen. Wenn alle Reiter sie gut kennen würden, wäre so mancher Zickenkrieg vermeidbar.
Reiten lernen macht viel mehr Spaß, wenn alle Beteiligten aufeinander Rücksicht nehmen. Du hast Probleme damit, all diese Bahnregeln beim Reiten im Kopf zu behalten? Meistens hängen die Regeln zum Nachlesen irgendwo an der Reithalle aus und du kannst dort nachschauen, wenn du dir einmal unsicher sein solltest. Hier haben wir die elf Bahnregeln in Stichpunkten zusammengefasst:
Sobald du die Reitanlage betreten möchtest, kündigst du dies am besten mit einem lauten "Tür frei!" an. Die anderen Reiter werden dir darauf mit einem "Tür ist frei!" antworten. Dann kann es losgehen. Jetzt kannst du mit deinem Pferd risikolos die Tür passieren. Auch wenn du durch die Bande keine freie Sicht hast, kannst du dich so absichern.
Beim Auf- und Absitzen oder Nachgurten solltest du möglichst niemandem im Weg stehen. Deshalb erledigst du das in der Mitte des Zirkels oder auf der Mittellinie. So störst du niemanden, der gerade sein Pferd auf dem Hufschlag reitet. Wenn du eine Aufstiegshilfe nutzen willst, kannst du es genauso machen. Verhalte du dich dabei unauffällig, um die anderen Pferde nicht zu erschrecken.
Reiten kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Wenn du dein Pferd durchparieren möchtest, um etwas zu trinken oder deine Jacke auszuziehen, solltest du das mit einem Ruf ankündigen. Es ist nur fair, darauf zu achten, dass du dabei andere Reiter nicht behinderst. So kannst du stressfrei eine wohlverdiente Pause einlegen.
Halte immer genügend Abstand zu anderen Pferden ein und denke einfach vorausschauend wie beim Fahrrad- oder Autofahren. Du verringerst die Gefahr einer Kollision mit den übrigen Reitern, wenn du ihren Pferden Zeit und Platz zum Ausweichen gibst. Als Faustregel kannst du dir merken: eine Pferdelänge Abstand nach vorne und hinten sowie mindestens anderthalb Meter zur Seite.
Wenn du auf der linken Hand reitest, hast du den Vorrang vor Reitern, die auf der rechten Hand reiten. Aber auf der rechten Hand bist du dann an der Reihe mit dem Ausweichen. Auf der linken Hand reitest du, wenn deine linke Hand zum Bahninneren zeigt. Wenn deine rechte Hand zum Bahninneren zeigt, reitest du auf der rechten Hand. Beim Reitsport gilt also kein Rechts vor Links wie im Straßenverkehr.
Wer ganze Bahn reitet, hat Vorrang vor Reitern auf dem Zirkel. Falls du auf dem Zirkel reitest, weichst du also auf den zweiten Hufschlag aus. Reiter auf der ganzen Bahn haben auch Vorrang vor Reitern, die Volten oder Schlangenlinien reiten. Auf welcher Hand sie reiten, spielt in diesem Fall keine Rolle. Das klingt vielleicht etwas kompliziert – aber mit der Zeit gehen einem die Bahnregeln in Fleisch und Blut über.
Auf dem Reitplatz sind die Reiter in verschiedenen Geschwindigkeiten unterwegs. Wenn sie in unterschiedlichem Tempo reiten, hat die schnellere Gangart immer Vorrang vor der langsameren. Reitest du also im Trab oder Galopp, hast du Vorrang vor Reitern im Schritt. Bei viel Betrieb auf dem Reitplatz oder in der Halle, sind der erste und zweite Hufschlag für Trab und Galopp reserviert, der dritte gehört den Schrittreitern.
Aus der Regel "schnell vor langsam" kannst du die Regel zum Ausweichen beim Tempo reduzieren ableiten. Wenn du aus Galopp oder Trab in den Schritt übergehst oder komplett anhalten möchtest, weichst du auf den zweiten oder sogar auf den dritten Hufschlag aus. Beim Durchparieren solltest du die Zirkel-Bereiche möglichst auslassen, damit du niemandem in die Quere kommst.
Wir wünschen uns wahrscheinlich alle, kreisrunde Zirkel und perfekte Schlangenlinien zu reiten. Aber dann ist beim zweiten Bogen der Schlangenlinie die Halle mal wieder zu kurz. Was tun? Einfach mittendrin aufhören, damit das Missgeschick nicht so auffällt? Das geht leider nicht. Die Bahnregeln verlangen, dass du eine einmal begonnene Bahnfigur fertig reitest – auch wenn das Ganze vielleicht nicht so elegant aussieht.
Warum? Bahnfiguren sind etwas, das andere Reiter einkalkulieren können. Sie können sich darauf einstellen, dass du beim Reiten einer Bahnfigur mit deinem Pferd höchstwahrscheinlich verschiedene Bahnpunkte passieren wirst. So wissen sie im Voraus, ob sie an bestimmten Stellen ausweichen sollten. Wenn du das Ganze aber mittendrin abbrichst, weiß kein Mensch mehr, was du als Nächstes vorhast.
Longiere dein Pferd nur auf dem Platz oder in der Reithalle, wenn du es zuvor mit anderen Reitern abgesprochen hast. Auf einer Reitanlage gibt es nur begrenzten Platz. Deshalb sollten sich höchstens zwei weitere Reiter auf dem Reitplatz oder in der Halle befinden, wenn du dort dein Pferd longierst.
Dadurch haben alle genug Platz und du kannst dich komplett auf das Longieren konzentrieren. Bei der Longenarbeit im Beisein anderer Reiter sollten diese problemlos neben deinem Pferd vorbeireiten können. Das bedeutet, dass dein Pferd an den geschlossenen Seiten der Bahn allerhöchstens den zweiten Hufschlag betreten darf.
Am Ende einer Reiteinheit ist es eigentlich selbstverständlich, dass du die Anlage wieder aufräumst. Auch wenn du vielleicht nach dem Reiten erschöpft bist: Jeder Reiter freut sich, den Platz zu Beginn seiner Trainingseinheit einwandfrei vorzufinden. Dazu gehört, dass du Pferdeäpfel einsammelst, Hindernisse wieder abbaust und vielleicht sogar den Hufschlag harkst.
„Für mich ist eine weitere Bahnregel selbstverständlich und wichtig: Es gilt das Gebot der Höflichkeit und Rücksichtnahme. Höflichkeit schadet Niemanden und erspart einiges an Streitigkeiten und schwierigen Situationen. Rücksichtnahme ist besonders wichtig, wenn ein Reiter Probleme mit seinem Pferd hat. Du solltest im Notfall diesem Paar die Vorfahrt gewähren, ausweichen und dem Reiter deine Hilfe anbieten.“
Du wirst merken, dass es bei euch bestimmt noch weitere Bahnregeln gibt, die individuell vom Stallbetreiber festgelegt wurden. Mit ihnen machst du dich am besten schon vertraut, bevor du zum ersten Mal in einem neuen Stall reitest. Dadurch läuft beim Reiten alles reibungslos ab und deinem tollen Einstieg im Stall steht nichts mehr im Wege.
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass ein Smartphone im Sattel nichts verloren hat. Lass es einfach in der Reittasche. Durch dein Handy könntest du abgelenkt werden und in kritischen Situationen verspätet reagieren. Noch dazu können sich Pferde bei „seltsamen Klingeltönen“ oder sehr lautem Klingeln erschrecken und scheuen. Und du willst doch nicht verantwortlich dafür sein, dass ein anderer Reiter den Boden küsst?
Lass Pferde bitte nicht frei laufen, wenn sich noch andere Reiter auf dem Platz befinden. Sprich die Freiarbeit mit deinem Pferd vorher mit den anderen ab. Durch einen wertschätzenden, offenen Umgang miteinander und einer guten Kommunikation lassen sich mögliche Probleme leicht vermeiden. Dann kannst du dich mit deinem Pferd so richtig gut entfalten.
Neben all den Bahnregeln ist noch etwas sehr wichtig: Die Freude am Reiten und am Umgang mit den Pferden. Reitsport macht schließlich Spaß und sollte eine Bereicherung für Mensch und Tier sein. Vergiss nach einer abgeschlossenen Reiteinheit nicht das Leckerei oder ein Lob für dein Pferd. Auch wenn es zum Reiten in der Bahn zahllose Regeln gibt: Sobald du mit deinem Pferd recht gut klarkommst, kannst du ja auch im Gelände reiten oder auf Wanderritte gehen.
Reiten mit Bahnregeln sind wichtig für die Sicherheit von Reiter und Pferd. Sie gewährleisten ein konfliktfreies Miteinander und bilden die Grundlage des Reitunterrichts. Auch Anfänger sollten bereits diese Regeln beherzigen. Neben den Bahnregeln ist auch eine gute Kommunikation unter den Reitern wichtig für die sichere Nutzung einer Reitanlage.
Reiten lernen und auf dem Pferd tolle Abenteuer erleben. Reiten fördert den Muskelaufbau, steigert die Kondition und festigt die Beziehung zum Pferd.
Wer nach einer guten Reitschule sucht, sollte sich ausreichend Zeit nehmen, um die verschiedenen Angebote in seiner Region miteinander zu vergleichen. Das ist besonders wichtig, wenn Du gerade erst mit dem Reiten anfangen willst. Hier erfährt Du alles über Reitschulen.