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Reiten im Schnee: Genuss oder Chaos mit Ansage?

zuletzt aktualisiert 02.08.2024
Reiterin auf Pferd reitet durch verschneite Berglandschaft
Foto © Trabland | Peter Schmitz
Inhaltsverzeichnis

Das Matschwetter ist vorbei, der Himmel ist klar und die Wintersonne lässt sich endlich mal wieder blicken. In der Nacht sind 20 Zentimeter Schnee gefallen – ein echter Wintertraum.

Natürlich bekommt man da als Reiter Lust auf einen Ausritt durch die Winterlandschaft. Geht es dir auch so? Dann such dir schnell jemanden, der auch Lust auf Reiten im Schnee hat, damit das Abenteuer starten kann, bevor die weiße Pracht wieder wegschmilzt.

Ihr solltet allerdings etwas Zeit zur Vorbereitung einplanen, damit ihr euren Ausritt im Schnee auch optimal genießen könnt.

Eine gute Ausrüstung zum Reiten im Schnee lohnt sich

Triefnase, eiskalte Füße und Finger oder halb erfrorene Ohren müssen nicht sein, wenn du bei Minustemperaturen reitest. Sicher, deine Hände kannst du unter der Mähne deines Pferdes wieder aufwärmen. Aber mit einem Paar guten Winterreithandschuhe bist du noch besser bedient. Warme Chaps und gefütterte Reitstiefeletten können wahrscheinlich das Problem deiner kalten Füße beim Reiten beseitigen. Wenn das auch nicht hilft, kannst du einfach dann und wann absitzen und neben deinem Pferd herlaufen, damit das Blut in den Füssen wieder besser zirkuliert.

Tipp aus unserer Redaktion: Kaufe Winterreitstiefel oder gefütterte Reitstiefeletten mindestens eine halbe Nummer größer als deine übliche Schuhgröße. Dann kannst du darin warme Reitsocken tragen. Wir von Trabland verwenden am liebsten robuste Reitsocken aus Merinowolle. Ansonsten lohnt sich das Zwiebel-Outfit: Thermo-Reitunterwäsche, darüber ein Wollpulli und eine warme Winterreithose, dann eine dicke Reitweste und zum Schluss noch eine wetterfeste Winterreitjacke. Deine Ohren kannst du mit einem Stirnband schützen, das unter deinen Reithelm passt.

Reiten im Schnee - Reiterin reitet flott auf einem Pferd durch den Winterwald
Flotter Spass beim Reiten im Schnee
Foto © Sergii Kumer shutterstock.com

Was tun, wenn Pferde im Winter spinnen?

Jetzt siehst du also aus wie ein sportliches Michelin-Männchen und bist auf dem Weg zu deinem Pferd. Zum Glück legt es nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten. Es ist immer noch knackig kalt und dir ist völlig klar, dass dein Liebling ein wahrer Feuerstuhl sein wird.

Pferde im Winter sind nun mal knackig. Aber das heißt nicht, dass sie so an den Start gehen sollten. Schließlich geht es hier nicht um Galopprennen und du hast bestimmt keine Lust, nach ein paar hundert Metern im Neuschnee zu landen.

Also rein in die Halle oder auf den winterfesten Reitplatz und erst einmal Bodenarbeit machen. Ausbuckeln lassen an der Longe? Keine gute Idee. Wenn du vom Boden aus Buckeln, Steigen und unkontrolliertes Galoppieren erlaubst, gibt es keinen Grund, warum dein Pferd das nicht auch unter dem Reiter ausprobieren sollte.

Fordere also Konzentration von deinem Pferd und löse es durch Volten, Schulterherein und Achten an der Hand. Sobald es konzentriert mitarbeitet, kannst du es noch eine Weile ruhig an der Longe arbeiten. Und dann geht’s ab in den Schnee!

Aufwärmübungen für Reiter und Pferde im Winter

Völlig klar, dass du einen Kaltstart bei der Winterarbeit mit deinem Pferd vermeiden solltest. Schon der kleinste Versetzer kann für Muskelverspannungen oder Sehnenzerrungen sorgen.

Lauft euch also warm – und zwar alle beide. Stangenarbeit in der Halle, Bodenarbeit auf dem Außenreitplatz: Hauptsache, ihr kommt gemächlich in die Gänge.

Dein Stall liegt in einer hügeligen Gegend? Dann bist du ein Glückskind. Wenn du gemeinsam mit deinem Pferd einen Hügel bezwungen hast, seid ihr beide fit für’s Reiten im Schnee.

Reiten im Schnee - Frau Reitet auf Pferd durch tief verschneite Winterlandschaft
Im Tiefen Schnee sollte man das Gelände sehr gut kennen
Foto © Tanhu shutterstock

Kann Reiten im Schnee einem Pferd schaden?

Pferde kommen mit winterlichen Temperaturen viel besser zurecht als ihre Reiter. Geschorene Pferde sollten allerdings beim Reiten im Winter eine Nierendecke tragen, um Muskelverspannungen durch die Kälte zu vermeiden.

Falls du dein Pferd auch bei Temperaturen unter minus 10 °C trainieren möchtest, solltest du nur wenig Trab und keinerlei Galopp von ihm verlangen. Wenn sich der Atemrhythmus eines Pferdes beim Reiten in extremer Kälte stark beschleunigt, kann es die eingeatmete Luft nicht mehr ausreichend erwärmen und du riskierst dadurch ernsthafte Atemwegserkrankungen.

Dass du beim Reiten im Schnee nicht querfeldein oder auf unbekannten Wegen galoppierst, ist wohl selbstverständlich. Unter der ebenen Schneefläche können sich jederzeit Löcher oder Eisflächen verbergen, die vom Wind zugeweht wurden.

Außerdem sollten Geländereiter, die im Winter reiten, dafür sorgen, dass ihr Pferd bei glattem Untergrund eine „gute Bodenhaftung“ hat. Barhufpferde kommen im Allgemeinen mit sämtlichen Wetter- und Bodenbedingungen klar – sofern sie naturnah gehalten werden und die Bodenverhältnisse schon auf der Koppel austesten konnten.

Wer sein Pferd auch im Winter beschlagen lassen muss, kann seine Trittsicherheit auf rutschigem Boden durch Schraubstollen oder Spikes (Widia-Stifte) verbessern lassen.

Schraubstollen haben den Vorteil, dass du sie nach einem Ausritt im Schnee wieder entfernen kannst. Bei normalen Bodenverhältnissen behindern Stollen nämlich das leichte Vorwärtsgleiten der Hufe beim Auffußen – was zum natürlichen Stoßdämpfersystem der Pferde gehört. Dadurch werden die Sehnen an den Pferdebeinen stärker belastet, als es die Natur vorgesehen hat.

Im Optimalfall geht dein Pferd beim Reiten im Schnee einfach barfuß.

Tipps gegen das Aufstollen beim Reiten im Schnee

Beschlagene Pferde haben bei Winterwetter nicht nur das Problem, dass sie ausrutschen können. Wenn der Schnee eher feucht ist, bildet sich zwischen den Schenkeln ihrer Hufeisen eine zusammengepresste Schneemasse. Sie wird mit jedem Schritt höher und fester, bis das Pferd mehr oder weniger auf Stöckelschuhen aus Eis steht. Gar nicht gut für die Trittsicherheit…

„Aufstollen“ nennt man dieses Phänomen: Die Hufeisen verdichten beim Reiten im Schnee die lockere Schneemasse, bis sie so fest wird, dass sie kaum mehr mit dem Hufkratzer gelöst werden kann. Aber dein Hufschmied oder Hufbearbeiter kann etwas dagegen unternehmen. Es gibt zum Beispiel Kunststoffbeschläge, die ein Aufstollen im Schnee verhindern können.

Bestimmte Kunststoffeinlagen (z.B. Hoof-Grip) zwischen Huf und Eisen leisten dasselbe. Und außerdem gibt es einige Hufschuhe, die das Aufstollen beim Reiten im Schnee verhindern. Die kannst du deinem Pferd vor einem Ausritt im Winter anziehen und anschließend kann es wieder barfuß laufen. Kläre einfach mit deinem Hufspezialisten ab, was ganz speziell für dein Pferd die optimale Lösung zum Reiten im Schnee ist.

Aufstollen im Offenstall

Aber nicht nur das Aufstollen beim Ausritt ist für das Pferd unangenehm. Pferde, die auch im Winter im Offenstall stehen oder einen Auslauf im Freien genießen sind dem Schnee ausgesetzt. Hier ist es ebenfalls sinnvoll, die Pferde mit einem passenden Beschlag auszurüsten, wenn diese im Winter ihre Hufeisen behalten.

Reiten im Schnee mit aufgestellten Hufen
Foto © Trabland | Marie Schneider
Aufstollen ist ein Problem im Winter, auch im Offenstall
Aufstollen ist ein Problem im Winter, auch im Offenstall
Foto © Trabland | Marie Schneider

Reiten im Schnee: Top für den Muskelaufbau

Dein Pferd hat schon eine halbwegs gute Kondition und du möchtest sie noch verbessern? Reiten im Schnee ist dafür eine super Option, wenn du dabei die Außentemperaturen und den Trainingszustand deines Pferdes berücksichtigst.

Tiefschnee veranlasst Pferde, ihre Hufe höher anzuheben als normal. Das trainiert bestimmte Muskeln besonders intensiv – was speziell für Gangpferdereiter interessant sein kann.

Im Tiefschnee geht es deinem Pferd ungefähr so wie dir, wenn du am Meer entlang durch trockenen Sand stapfst. Also nichts, was man übertreiben sollte, weil es ansonsten nicht nur die Muskeln, sondern auch Sehnen und Gelenke stark belasten kann.

Aber gegen einen an die Kondition deines Pferdes angepassten Muskelaufbau im Schnee ist nichts einzuwenden.

Im Winter reiten: Wo gibt es sichere Reitwege mit Tiefschnee?

Beim Reiten im Schnee solltest du die Fahrspuren von Feldwegen eher meiden. Dort können sich in manchen ausgefahrenen Kuhlen Eisflächen gebildet haben. Aber zwischen den Fahrspuren liegt bei entsprechender Wetterlage oft unberührter Tiefschnee, der nur darauf wartet, dass ihr hier eure Hufabdrücke versenkt.

Bei den meisten Feldwegen kannst du davon ausgehen, dass dieser „Mittelstreifen“ keine Gefahren verbirgt.

Falls es nicht zu allzu kalt ist und du den Weg gut genug kennst, kannst du hier sogar einen kleinen Galopp durch den Schnee wagen.

Reiterin auf Pferd erhält Reitunterricht für Erwachsene von einer Reitlehrerin
Reiten lernen
Das Pferdevirus erwischt vor allem ziemlich junge Mädchen. Wenn sie als Kind nicht reiten lernen konnten, fangen sie oft als Erwachsene an, Reitstunden zu nehmen.

Fazit:

Reiten im Schnee ist ein tolles Erlebnis und für das Pferd ein gutes Training. Allerdings haben winterliche Ausritte auch ihre Tücken. Unter dem Schnee verbergen sich unsichtbare Hindernisse und im schlimmsten Fall spiegelglatte Eisplatten. Schneegrips und Stollen erhöhen die Sicherheit bei winterlichen Bodenverhältnissen im Gegensatz zu normalen Hufeisen im Schnee.

Geschorene Pferde tragen am besten eine Nierendecke, um sich nicht zu verkühlen. Da es ab November schon um 16 Uhr zu dämmern beginnt, leisten Gamaschen, Satteldecken und Schweifschoner mit Reflektoren gute Dienste.

Darüber hinaus benötigt der Reiter eine dem Wetter angepasste Ausrüstung. Thermostiefel oder Heizsohlen halten die Füße warm. Außerdem gibt es Mützen zur Kombination mit dem Reithelm. Spezielle Reithandschuhe für den Winter verhindern klamme Finger und ermöglichen so eine korrekte Zügelführung.

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