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Sicherheit beim Umgang und Reiten

zuletzt aktualisiert 21.08.2024
Reiter stürzt über Zaun vom Pferd
Foto © Angela Lock shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Die Sicherheit mit Pferd ist ein wichtiges Thema, denn jedes Jahr passieren laut Versicherungsstatistik allein in Deutschland 20 000 bis 35 000 Reitunfälle mit teils schweren Folgen. Tritte und Bisse gehören nach dem Sturz vom Pferd zu den häufigsten Unfallursachen.

Und dann gibt es noch die kleineren Missgeschicke wie zerquetschte Zehen, Brandblasen an den Händen und blaue Flecken durch den ein oder anderen Rempler.

Kurzum, der Umgang mit Pferden ist gefährlich. Zum einen handelt es sich um Fluchttiere, die in heiklen Situationen panisch reagieren, zum anderen bringt ein durchschnittlich großes Reitpferd über eine halbe Tonne auf die Waage. 

Vertrauen für mehr Sicherheit am Pferd

Viele Menschen sitzen staunend im Zirkus und bewundern den mutigen Löwen-Dompteur. Doch was so gefährlich aussieht, ist das Resultat einer engen Beziehung zwischen Mensch und Tier. Die meisten Dompteure kennen ihre Löwen bereits von Geburt an. Sie sind mit ihnen vertraut und haben keine Angst.

Was dennoch die Herzen der Zuschauer zum Stocken bringt, ist die Gefährlichkeit der Raubkatzen. Theoretisch könnten sie den Menschen sofort töten. Bei Pferden ist das nicht anders. Es sind mächtige Tiere mit harten Hufen und einem niederschmetternden Gewicht. Nur ist uns das im täglichen Umgang nicht bewusst, weil wir genauso wie der Dompteur ein sehr enges Verhältnis zu ihnen pflegen.

Zudem sind Pferde allgegenwärtig und keine Exoten wie Löwen. Weniger gefährlich sind sie deshalb jedoch nicht. 

Was gefährdet die Sicherheit zwischen Pferd und Mensch?

Pferde sind Pflanzenfresser. Das Attackieren anderer Tiere zu Nahrungszwecken ist ihnen fremd. Dennoch birgt ihre Natur gewisse Gefahren. Pferde sind Fluchttiere, die in kritischen Situationen kopflos davonrennen. Sie besitzen eine ganz andere Wahrnehmung als wir und reagieren vor allem auf bewegte Dinge, die der Mensch oft gar nicht sieht.

Das Steppentier hat im Lauf der Evolution gelernt, auf diese Art und Weise zu überleben. Seine langen schnellen Beine sind sein Kapital. Pferde in Menschenobhut müssen lernen, ihre Urfurcht zu überwinden und der Situation entsprechend so zu reagieren, dass ein sicheres und reibungsloses Agieren möglich ist. Dazu braucht das Pferd viel Vertrauen. 

Pferde sind Bewegungsseher

Pferde nehmen ihre Umwelt mit feineren Sinnen war, als wir Menschen. Zudem ist ihr Sichtfeld anders aufgebaut. Das Dreidimensionale Sehen ist ihnen nur in einem schmalen Bereich des Sichtfeldes möglich, weshalb sie Bewegungsseher sind, die die Bewegungen im Zweidimensionalen Bild sehen. Mit ihrem feinen Gehör erkennen sie leise Gefahren und reagieren dementsprechend.

Fehler in einer Gefahrensituation: Der Mensch sollte sich zwischen die Gefahrenquelle und das Pferd begeben
Fehler in einer Gefahrensituation: Der Mensch sollte sich zwischen die Gefahrenquelle und das Pferd begeben
Foto © Trabland | Peter Schmitz

Welche Pferde sind gefährlich?

Der Schlüssel zu mehr Sicherheit liegt im Tier selbst. Es gibt Pferde, die von Natur aus schreckhafter sind als andere. Diese Eigenschaften sagt man zum Beispiel dem Trakehner und allgemein vollblütigen Pferden nach. Sie benötigen einen sensiblen und einfühlsamen Menschen, der sie mit viel Fachkompetenz und Feingefühl zu einem zuverlässigen und sicheren Partner ausbildet.

Generell problematisch sind Pferde ohne ausreichende Grundausbildung. Sei es, dass sie panisch reagieren, oder aufgrund mangelnden Respekts dem Menschen gegenüber unvorhersehbar reagieren. Es gibt Pferde, die steigen, buckeln, den Menschen umrennen, ihn gegen die Wand drücken, beißen, schlagen und sich losreißen.

Hier fehlt es oft an der nötigen Ausbildung. Viele dieser Tiere besitzen von vornherein einen dominanten Charakter, andere sind schlichtweg vom Menschen verdorben. 

Erfahrung ist der beste Lehrmeister

Eine gute Ausbildung ist enorm wichtig, um die Sicherheit mit Pferden zu erhöhen und den Umgang und das Reiten möglichst risikofrei zu gestalten. Am Größten ist die Sicherheit mit einem Pferd, das man gut kennt und dessen Verhalten sich realistisch einschätzen lässt. Viele Unfälle ereignen sich mit fremden Tieren oder weil wir bei unserem landjährigen Pferd unachtsam werden. 

Die Gewöhnung an vermeintlich gefährliche Situationen gehört zu den wichtigsten Aufgaben in der Ausbildung für eine bessere Sicherheit mit dem Pferd. Auf keinen Fall darf der Mensch „mitflüchten“, sondern er muss mit gutem Vorbild vorangehen.

Das Meiden von Gefahrenquellen ist der falsche Weg, vielmehr ist es sinnvoll, das Pferd in einem sicheren Umfeld mit allen möglichen Eventualitäten zu konfrontieren.

Ein gutes Antischrecktraining besteht im Absolvieren spezieller Hindernisparcours mit Flatterfahnen, bunten Bändern und Angstsekunden, die der allgemeinen Gewöhnung dienen. Vor allem die Erfahrung erhöht die Sicherheit mit dem Pferd, weshalb viele ältere Tiere als zuverlässiger gelten. Je mehr das Tier bislang erlebt und durchgestanden hat, desto mehr Selbstvertrauen entwickelt es in kritischen Situationen. Manchmal müssen 30 Motorräder an einem Pferd vorbeirauschen, ehe es annähernd ruhig bleibt.

Bitte beachten

Achtung, dies sind Beispiele! Es ist wichtig, dass die Gewöhnung an schwierige Situationen in einer sicheren Umgebung stattfindet und die Eigensicherung nicht aus dem Blick gelassen wird. Sollte man die Gelassenheit im Gelände trainieren, dann ist erst sinnvoll ein sicheres und erfahrenes Begleitpferd dabeizuhaben.

Tipps für mehr Sicherheit mit dem Pferd

Die Sicherheit mit dem Pferd genießt höchste Priorität beim Reiten und beim allgemeinen Umgang mit dem Tier. Das sieht auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) so. Deshalb gab es eine gründliche Überarbeitung der Reitabzeichen. Anstelle des Basispasses tritt der Pferdeführerschein Umgang und anstelle des Reitpasses der Pferdeführerschein Reiten. Bei beiden Kompetenznachweisen steht die Sicherheit mit dem Pferd im Fokus. 

Außerdem ist das Einhalten der Bahnregeln ein wichtiger Aspekt für ein sicheres Miteinander. Die Bahnregeln sollten daher jedem bekannt sein.

Fehler bei der Sicherheit im Umgang: Fehlende Handschuhe
Fehler bei der Sicherheit im Umgang: Fehlende Handschuhe bedeuten ein erhebliches Verletzungsrisiko
Foto © Trabland | Peter Schmitz

Das korrekte Führen für mehr Sicherheit am Pferd

Es gibt etliche Unarten, die die Sicherheit mit Pferd gefährden. Dazu gehört zum Beispiel das Verhalten am Führstrick. Ein gut ausgebildetes Pferd läuft artig am lockeren Strick neben seinem Menschen her. Es zieht nicht. Generell ist das Pferd aus Sicherheitsgründen immer am Strick zu führen und nicht nur am Halfter.

Reißt sich das Pferd los, leidet der Finger. Ebenso fatal ist das Wickeln von Strick oder Longe um die Hand oder gar um die Hüfte. Geht das Pferd durch, schleift es den Menschen mit. Der Strick muss immer so in der Hand liegen, dass man ihn im Gefahrenfall schnell loslassen kann.

Selbstverständlich muss sich das Equipment in einem tadellosen Zustand befinden. Das Halfter sitzt weder zu fest noch zu locker und ist ebenso schadfrei wie der Strick. Handelt es sich um ein unruhiges Pferd, das die Angewohnheit besitzt, einem auf die Füße zu treten, sind Sicherheitsschuhe sinnvoll. 

Dass sich der Mensch am anderen Ende der Leine umsichtig und vorausschauend verhält, versteht sich von selbst. Bekommt das Pferd beim Spazierengehen Angst vor irgendetwas, dann begibt sich der Mensch zwischen die Gefahrenquelle und sein Tier.

Das vermittelt dem Pferd ein Gefühl von Sicherheit und bringt den Menschen aus dem Fluchtweg. Andernfalls könnte es passieren, dass das Pferd vor der Gefahrenquelle, beispielsweise einem Auto, Traktor, einer flatternden Plane oder einem Mülleimer, flüchtet und den Menschen umrennt.

Da man das Pferd in der Regel rechts führt, befindet sich die führende Person automatisch zwischen dem Tier und den fahrenden Autos. Beim Führen auf den Paddock oder die Koppel dreht man das Pferd immer zuerst mit dem Kopf zu sich, ehe man es losmacht und frei laufen lässt. Dadurch lassen sich Tritte durch übermütiges Davongaloppieren verhindern. 

Reiterin führt Pferd an Auto Vorbei - Sicherheit beim Reiten
Foto © Trabland | Peter Schmitz
Gefahrensituation Pferd weg von der Gefahr richtig
Richtiges Verhalten, der Mensch begibt sich zwischen Gefahrenquelle und sein Pferd
Foto © Trabland | Peter Schmitz

Sicherheit mit Pferd beim Anbinden

Sicher sind nur jene Anbindestellen, von denen sich das Pferd nicht lösen kann. Dazu eignen sich an der Wand oder einem stabilen Pfahl befestigte Anbinderinge. Wackelige Zäune oder Türen eignen sich nicht dazu. Im schlimmsten Fall reißt sich das Pferd los und zieht die Tür oder den Zaun hinter sich her.

Der Anbindeplatz ist frei von Gefahrenquellen. Der Boden bietet optimalen Halt, ist weder rutschig noch liegen darauf spitze Gegenstände, zum Beispiel Nägel vom letzten Hufschmiedbesuch. Es befinden sich keine freiliegenden Stromleitungen, Leitern oder Ähnliches in Reichweite.

Wichtig ist auch der Sicherheitsabstand von nebenstehenden Pferden. Das gilt vor allem dann, wenn sich die Tiere nicht verstehen. Zwischen zwei streitende Pferde zu geraten, ist für den Menschen sehr gefährlich. Das Anbinden erfolgt mit einem Sicherheitsknoten, der sich durch ein kurzes Ziehen am Leinenende rasch wieder löst.

Sicherheit auf dem Pferd

Die meisten Unfälle passieren beim Reiten. Durchgehende, stürzende, bockende, steigende und stolpernde Pferde stellen ein hohes Risiko dar. Ein gut ausgebildetes, erfahrenes und gelassenes Reitpferd ist die beste Unfallverhütung. Dennoch gibt es einige Dinge, die die Sicherheit mit Pferd deutlich verbessern. Dazu gehören: 

  • passende und fehlerfreie Ausrüstung für Pferd und Reiter 
  • Helm und Schutzweste
  • Ausritte gut planen und Gefahrenquellen ausschließen
  • für eine reibungslose Kommunikation im Ernstfall sorgen
Reiterin mit Schutzweste auf Pferd für mehr Sicherheit beim Reiten
Eine Sicherheitsweste beim Reiten kann vor Verletzungen schützen
Foto © Elena Elisseeva shutterstock.com

Die perfekte Ausrüstung für mehr Sicherheit mit dem Pferd

Vor dem Ritt sind Sattel und Trensenzaum zu kontrollieren. Alles muss gut sitzen und darf keine Schäden aufweisen. Das gilt insbesondere für den Sattelgurt und die Gurtstrippen. Der Reiter schützt sich mit einem Helm, der der aktuellen Sicherheitsnorm entspricht. Reithandschuhe bieten einen besseren Schutz beim Halten der Zügel.

Darüber hinaus gibt es mittlerweile gute Reitschutzwesten, die die Bewegungsfreiheit kaum einschränken. Bei Nebel und Dunkelheit ist es sinnvoll, mit Reflektoren auf sich aufmerksam zu machen. 

Wer ins Gelände reitet, hinterlässt am besten eine Wegbeschreibung auf dem Hof. Somit ist sichergestellt, dass Reiter und Pferd im Ernstfall schnell gefunden werden. Im besten Fall weiß der Reiter gut über den Verlauf der Reitstrecke Bescheid und kennt auch Einschränkungen durch Jagden, Motocross- und andere Veranstaltungen.

Der Wetterbericht ist ebenfalls bekannt. Ein Erste Hilfe-Set für unterwegs, aber auch das Handy leisten gute Dienste. Außerdem bewährt sich ein Tracker zum Befestigen am Sattel. Dieser sendet bei Gefahr eine SMS an die hinterlegten Notfallkontakte. 

Besondere Regeln gelten für das Reiten im Schnee. Wer hier sicher unterwegs sein möchte, sollte einiges beachten.

Namen für die Ausreitstrecken

Es ist sinnvoll beliebten Ausreitstrecken Namen zu geben, die alle Reiter vom Hof kennen. Dadurch kann man mit einer kurzen Information dafür sorgen, dass im Notfall nach einem gesucht werden kann und die Zeit, bis zum Eintreffen der Hilfe, reduziert wird.

Reiterin auf Pferd erhält Reitunterricht für Erwachsene von einer Reitlehrerin
Reiten lernen
Das Pferdevirus erwischt vor allem ziemlich junge Mädchen. Wenn sie als Kind nicht reiten lernen konnten, fangen sie oft als Erwachsene an, Reitstunden zu nehmen.

Fazit:

Die Lehrgänge für den Pferdeführerschein Umgang und Pferdeführerschein Reiten bilden eine gute Basis für mehr Sicherheit mit dem Pferd. Darüber hinaus ist das Wichtigste neben einem gelassenen Charakter des Pferdes die Vertrauensbasis zwischen Mensch und Tier sowie eine gute Grundausbildung.

Darüber hinaus erhöht eine der Situation angemessene Schutzausrüstung die Sicherheit mit Pferd. Ein Reithelm und eine Schutzweste gehören ebenso dazu wie Reflektoren beim Reiten in der Dunkelheit. 

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