Etwa zwölf Prozent aller Pferde weltweit leiden unter einer periodischen Augenentzündung, die unbehandelt zum Erblinden führt. Damit ist die equine rezidivierende Uveitis – auch „Mondblindheit“, „ERU“ oder „Iridochorioiditis” genannt – die am häufigsten diagnostizierte Augenerkrankung beim Pferd.
Bereits in der Antike wurde die periodische Augenentzündung bei Pferden diagnostiziert und gelegentlich auch behandelt. Wobei die damaligen Behandlungsansätze wahrscheinlich nicht besonders erfolgreich waren, weil man die Ursachen der Mondblindheit noch nicht kannte. Zum Glück hat sich aber mittlerweile im Bereich „Ophthalmologie beim Pferd“ (Augenheilkunde) so einiges getan...
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Erst in den letzten Jahren wurde entdeckt, dass die equine rezidivierende Uveitis aller Wahrscheinlichkeit nach eine Autoimmunerkrankung ist. Nicht jedes Pferd, dass an einer akuten Augenentzündung leidet, entwickelt später eine chronisch rezidivierende (wiederauftretende) Uveitis. Aber ERU entwickelt sich immer aus einer ersten akuten Augenentzündung. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren als Auslöser für den Ausbruch der rezidivierenden Krankheit zusammenspielen.
Bei verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass etwa 90 % der betroffenen Pferde mit Leptospira spp infiziert waren. Es kommt relativ häufig vor, dass die Tiere sich über den Urin von Mäusen oder Ratten – beispielsweise im Heu – mit Leptospiren anstecken. Es wird angenommen, dass der Verlust der Immuntoleranz eines Auges sowie Kreuzreaktionen zwischen dem Bakterium und körpereigenen Antigenen eine wesentliche Rolle beim Ausbruch der Erkrankung spielen. Es gibt aber auch noch weitere Faktoren wie Viren, mechanische Reizung des Auges oder Parasitosen, die als Auslöser für eine ERU infrage kommen können.
Erkrankte Pferde entwickeln in unbestimmten Zeitabständen wiederkehrende Augenentzündungen, die unbehandelt unweigerlich früher oder später zur Erblindung führen. Die wiederholten Entzündungen verursachen Folgeschäden wie Veränderungen an der Iris, Trübung von Hornhaut und/oder Glaskörper und/oder Linse, Netzhautablösung und Verkleinerung des Auges. Als Fluchttier leidet ein Pferd mit periodischer Augenentzündung nicht nur unter Schmerzen, sondern auch unter dem Stress, der durch seine eingeschränkte Sehkraft verursacht wird.
Eine equine rezidivierende Uveitis kann sich entweder im vorderen oder im hinteren Augenbereich entwickeln. Entzündungen im hinteren Bereich des Auges verlaufen ziemlich symptomlos und werden von Pferdehaltern zumeist nicht erkannt. Sie können aber trotzdem dauerhafte Schädigungen verursachen.
Die Entzündungen im vorderen Augenbereich sind schmerzhaft und zeigen sich hauptsächlich durch folgende Symptome:
Auch wenn diese Symptome öfters zusammen beobachtet werden, müssen sie nicht alle gleichzeitig auftreten. Bei etwa dreißig Prozent der erkrankten Pferde sind beide Augen gleichzeitig betroffen.
Obwohl noch nicht abschließend geklärt ist, was die genaue Ursache für die equine rezidivierende Uveitis ist, geht die Veterinärmedizin davon aus, dass diese Überempfindlichkeitsreaktionen hauptsächlich auf eine überschießende Immunantwort zurückzuführen sind. Allerdings scheint beim Ausbruch der Krankheit auch eine genetische Prädisposition eine Rolle zu spielen:
Bei Appaloosas und anderen Tigerschecken kommt ERU acht Mal häufiger vor als bei anderen Pferderassen. Umweltfaktoren können ebenso zum Ausbruch der Mondblindheit beitragen: In feucht-warmen Regionen tritt die Erkrankung wesentlich öfter auf als bei trockenem oder kaltem Klima. Alter und Geschlecht scheinen hingegen keinen Einfluss auf die Entstehung von einer Periodischer Augenentzündung bei Pferden zu haben.
Wenn dein Pferd schon einmal eine Augenentzündung hatte und jetzt dieselben oder ähnliche Symptome zeigt, solltest du umgehen deinen Tierarzt kontaktieren. Augenentzündungen hinterlassen sehr oft bleibende Schäden. Je früher eine Periodische Augenentzündung beim Pferd diagnostiziert und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen für den langfristigen Erhalt der Sehkraft. Selbst wenn du glaubst, dass dein Pferd einfach nur eine Bindehautentzündung hat, macht es Sinn, einen Veterinärmediziner zu kontaktieren.
Für medizinische Laien ist es nicht immer einfach zu unterscheiden, ob ein Pferd eine Periodische Augenentzündung oder eine Bindehautentzündung entwickelt hat. Bei einer Bindehautentzündung entstehen häufig Symptome, die auch von der equinen rezidivierenden Augenentzündung verursacht werden können. Tränende Augen, geschwollene Augenlider, Lichtempfindlichkeit und Schmerzen kommen bei beiden Erkrankungen vor. Tierärzte können eine Augenentzündung beim Pferd problemlos von einer Bindehautentzündung unterscheiden.
Um festzustellen, ob dein Pferd unter Mondblindheit leidet, wird dich der Tierarzt zuerst nach vorangegangenen Auffälligkeiten im ophthalmologischen Bereich befragen. Anschließend führt er eine gründliche klinische Untersuchung beider Augen durch. Dabei untersucht er das vordere und das hintere Augensegment – auch um eventuelle andere Erkrankungen auszuschließen.
Höchstwahrscheinlich wird er anschließend eine Tonometrie (Augendruckmessung) durchführen. Bei akuten Fällen von Periodischer Augenentzündung bei Pferden ist der Augendruck häufig erhöht (Hypotonie). Um herauszufinden, ob die Hornhaut des Pferdeauges keine Verletzungen oder Wucherungen aufweist, wird er einen Fluoreszenz-Farbstoff in das Auge einbringen, der sich nur an unregelmäßigen Zellformationen anlagert. Das ist wichtig, weil bestimmte Augentropfen oder -salben bei Verletzungen der Hornhaut eine schädliche Wirkung haben können.
Im Akutfall nehmen Veterinärmediziner den betroffenen Pferden Blut ab und lassen in einem Labor ein großes Blutbild erstellen. Dadurch können sie feststellen, ob die erkrankten Tiere unter einer systemischen (den ganzen Körper betreffenden) Krankheit leiden. Außerdem haben sie die Möglichkeit, einen serologischen Test auf Leptospira spp. anfertigen zu lassen. Dieses Bakterium ist zwar in den meisten Fällen der Auslöser für die überschießende Immunreaktion bei der equinen rezidivierenden Uveitis, das Ergebnis des Tests hat aber keine Auswirkungen auf die Therapie der Erkrankung.
Vorrangiges Ziel der Behandlung einer equinen rezidivierenden Uveitis ist die Linderung von Schmerzen, die Bekämpfung der Entzündung und die Vermeidung von Folgeschäden. Dabei sollte während der Erstbehandlung möglichst der Krankheitsauslöser identifiziert werden, damit er gezielt angegangen werden kann. In den meisten Fällen behandeln Tierärzte die Periodische Augenentzündung bei Pferden sowohl lokal als auch systemisch mit entzündungshemmenden Mitteln wie Flunixin Meglumin oder Phenylbutazon. Während der Behandlung sollten jedoch die Nierenwerte deines Pferdes überwacht werden, da nicht alle Tiere diese Medikamente gut vertragen.
Auch bei einer systemischen Behandlung mit Steroiden wie Prednisolon ist Vorsicht angebracht, da entsprechend veranlagte Pferde darauf mit Hufrehe reagieren können. Direkt am Auge angewandte Steroide wie Prednisolonacetat oder Dexamethason wirken zumeist hervorragend und verursachen keine Reheschübe. Allerdings ist es wichtig, das Auge vor der Behandlung mit Steroiden per Fluoreszeinfärbung zu untersuchen, weil sie bei Hornhautgeschwüren nicht eingesetzt werden dürfen.
Alternativ stehen Diclofenac oder Flurbiprofen als nichtsteroidale Medikamente zur Verfügung. Alle Augentropfen oder Augensalben gegen eine Periodische Augenentzündung beim Pferd müssen vier bis sechsmal täglich in das Auge eingebracht werden, da die Tränenflüssigkeit die Wirkstoffe immer wieder ausspült. Zumeist setzt der Tierarzt zusätzlich auch Atropin ein, um die Pupille weit zu stellen. Mit dem Abklingen der Symptome kann die Dosierung der Medikamente reduziert werden. Die Behandlung sollte aber noch etwa einen Monat nach dem Verschwinden der offensichtlichen Symptome fortgeführt werden.
Periodische Augenentzündung beim Pferd: Vitrektomie oder Implantat?
Zur langfristigen Therapie einer equinen rezidivierenden Uveitis eignen sich zwei operative Eingriffe, die bei 70 bis 80 % der Pferde das Wiederauftreten einer ERU verhindern können. Das Entfernen des Glaskörpers im Pferdeauge (Vitrektomie) dient dazu, bakterielle Krankheitsauslöser zu eliminieren. Eine Vitrektomie beim Pferd hat keine Auswirkungen auf seine Sehkraft, da der Glaskörper lediglich bei der Embryonalentwicklung eine Rolle spielt.
Bei nicht-bakteriellen Krankheitsauslösern kann stattdessen ein Cyclosporin-Präparat ins Auge implantiert werden, das etwa zwei bis drei Jahre lang kontinuierlich seinen immunsupprimierenden Wirkstoff abgibt. In den USA ist das mittlerweile eine gängige Praxis. Hierzulande wird dieser Eingriff noch weniger häufig durchgeführt. Die OP Kosten für eine Vitrektomie bei Periodischer Augenentzündung liegen üblicherweise zwischen 1.500 und 2.500 €.
Wenn dein Tierarzt bei deinem Pferd eine Periodische Augenentzündung diagnostiziert hat, kannst du ihn fragen, ob er mit einer unterstützenden homöopathischen Behandlung einverstanden ist. Eine alleinige homöopathische Behandlung ist zu riskant: Immerhin geht es um das Augenlicht deines Pferdes. Bei einer akuten ERU verordnen Homöopathen häufig Aconitum oder Belladonna.
Da Leptospiren leicht durch Fliegen übertragen werden können, kannst du mit einer gut passenden Fliegenmaske das Übertragungsrisiko minimieren. Ein gutes Stall- und Weidemanagement – wie beispielsweise matschige Zonen trocken zu legen – kann unter Umständen dazu beitragen, dass dein Pferd weniger durch Insekten belästigt wird. Außerdem lohnt es sich, auf einwandfreies Raufutter zu achten. Schimmelsporen sind als Allergieauslöser bekannt.
Die Periodische Augenentzündung beim Pferd ist eine ernstzunehmende Autoimmunerkrankung des Pferdeauges. Unbehandelt hat sie nach wiederkehrenden Krankheitsschüben den Verlust der Sehkraft zur Folge. Wenn du aber gleich bei den ersten Anzeichen einer ERU den Tierarzt kommen lässt, gibt es gute Chancen, die Krankheit in den Griff zu bekommen.
Quellenangaben
https://www.ksvdl.org/resources/news/diagnostic_insights/march2019/diagnose-eru-horses.html
https://extension.umn.edu/horse-health/equine-recurrent-uveitis-eru
https://www.pferde-klinik.de/fachgebiete/augenheilkunde/periodische-augenentz%C3%BCndung.html
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