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Der richtige Pferdesattel für Pferd und Reiter

von
Claudia Becker
zuletzt aktualisiert 24.09.2024
Ein brauner Sattel auf einem Sattelbock in einer Sattlerei
Foto © Tobias Arhelger shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Die Suche nach dem richtigen Pferdesattel gehört für viele Reiter zu den schwierigsten Aufgaben. Im Idealfall passt der Sattel perfekt zum Pferderücken und bietet zugleich dem Reiter einen angenehmen Sitzkomfort. Kurzum, der Pferdesattel muss gleich zwei Kriterien auf einmal erfüllen und zudem zur ausgeübten Sportart passen, denn Reitsättel gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Ein Westernsattel besitzt einen anderen Aufbau als ein Dressur- oder Springmodell. Und dann gibt es noch Spezialsättel für Wander- und Showreiter

Welche Sattelarten gibt es?

Für jede Sparte der Reiterei gibt es den passenden Pferdesattel. Am bekanntesten sind die Englisch- und Westernsättel. Die klassischen englischen Varianten stehen als Spring-, Vielseitigkeits- und Dressursattel zur Verfügung. Beim Dressursattel ist das Sattelblatt lang und gerade. Das Bein liegt langgestreckt am Pferdekörper und der Reiter nimmt eine aufrechte Haltung ein. Die Einwirkung des Reiters ist im Dressursattel optimal, denn er sitzt besonders nah am Pferd. Allerdings bietet ein Dressursattel weniger Halt als ein Springsattel. Hier ist die Sitzfläche flacher und die Sattelblätter sind kürzer. Außerdem sorgen dicke Pauschen für einen sicheren Sitz. Beim Vielseitigkeitssattel handelt es sich um die goldene Mitte zwischen Dressur- und Springmodell. Der Sitz ist weniger tief als beim Dressursattel, aber tiefer als bei der Springvariante. Vielseitigkeitssättel lassen sich mit langen oder kurzen Bügeln reiten und sind aufgrund ihrer universellen Einsatzmöglichkeiten bei Gelände- und Freizeitreitern beliebt. Es gibt Vielseitigkeitssättel mit Dressur- und Springschwerpunkt.

Der passende Pferdesattel für Freizeit und Gelände

Weit verbreitet sind Westernsättel nicht nur im Westernreitsport, sondern auch beim Freizeit- und Wanderreiten. Durch die breite Auflagefläche verteilt sich das Gewicht des Reiters optimal auf dem Pferderücken. Typisch ist das Sattelhorn, an dem die Cowboys früher das Lasso befestigten. Westernsättel bieten einen sicheren und bequemen Sitz. Ein solcher Pferdesattel eignet sich für stundenlange Ausritte. Der Nachteil ist das hohe Gewicht.

Über eine extra breite Auflagefläche verfügt auch der Trekking- oder Wanderreitsattel. Die Trachten sind lang, die Sattelblätter kurz. Zumeist sind Schnallen und Ösen zum Befestigen des Gepäcks vorhanden. Ebenfalls für lange Ritte eignet sich der Töltsattel, der ursprünglich für Islandpferde konzipiert ist, aber auch auf anderen Gangpferden Verwendung findet. Charakteristisch sind der bequeme Rippsitz und der nach hinten verlagerte Schwerpunkt. Gangpferdesättel verfügen über lange und gerade geschnittene Sattelblätter. Eine optimale Gewichtsverteilung bietet der Distanzsattel für Langstreckenritte. Rein optisch wirkt dieser Pferdesattel mit seinen hochgezogenen Zwieseln und seiner breiten Auflagefläche wie ein Hybrid aus Englisch- und Westernsattel. Über einen ähnlichen Aufbau verfügt der australische Stocksattel, der sich ebenfalls bestens für lange Ausritte eignet. Die freigestellten Sattelenden fördern den natürlichen Bewegungsablauf.

Ein brauner Sattel als Rohling auf einem Sattelbock in einer Sattlerei
Pferdesattel - jede Sparte hat einen passenden Pferdesattel
Foto © Marso shutterstock.de

Spezialsättel für besondere Reitweisen

Sitzbequem, ästhetisch und gut für den Pferderücken ist der Barocksattel. Die breite Auflagefläche verteilt auch hier das Gewicht optimal. Der hochgezogene Hinter- und Vorderzwiesel sorgen bei gleichzeitig tiefem Sitz für einen guten Halt. Barocksättel eignen sich für das Gelände und die Dressur. Sie sind die typische Ausstattung spanischer und portugiesischer Pferde. Im Hobbybereich sehr selten in Gebrauch ist der federleichte Rennsattel. Zu den Raritäten gehört auch der Damensattel, auf dem die Frau im Rock seitlich sitzt. Damensättel sind vor allem beim Showreiten im Einsatz.

Die Merkmale eines passenden Pferdesattels

Ausschlaggebend für die Passform sind das Kopfeisen, die Kammerweite, die Kissenlänge und -form. Im Optimalfall liegt der Pferdesattel gerade und genau im Schwerpunkt zwei Fingerbreit hinter der Schulter und vor dem letzten Rippenbogen. Es ist wichtig, dass der Pferdesattel nicht direkt auf dem Widerrist aufliegt. Zwischen Sattelkammer und Widerrist ist mindestens für zwei Finger Platz, wenn der Reiter auf dem Pferd sitzt. Die Sattelkissen befinden sich links und rechts von der Wirbelsäule, sodass diese freiliegt. Es ist möglich, von hinten durch den Sattelkanal hindurchzublicken. Reitsättel mit viel Wirbelsäulenfreiheit sind zu bevorzugen. Zudem ist darauf zu achten, dass die Sattelkissen nicht auf die Dornfortsätze und die Lendenwirbel drücken. Sie liegen gleichmäßig und vollständig beidseitig auf dem Pferderücken auf. Der tiefste Punkt der Sattelfläche befindet sich über dem Bügelschloss.

Das passiert, wenn der Pferdesattel nicht richtig sitzt

Zu große, zu kleine oder nicht richtig sitzende Reitsättel führen zu Verspannungen, Druckstellen und Rückenschmerzen. Im schlimmsten Fall geht das Pferd lahm, es läuft klamm und verändert seinen Gang derart, dass darunter der gesamte Bewegungsapparat leidet. Das Pferd nimmt eine unnatürliche Schonhaltung ein und belastet damit andere Teile des Körpers so, dass diese auf Dauer Schaden nehmen. Manche Pferde setzen sich gegen die Schmerzen zur Wehr. Sie buckeln, schlagen unruhig mit dem Schweif und zeigen ein allgemeines Unwohlsein. Auch das Durchgehen ist häufig eine Folge des unangenehmen Drucks auf den Rücken, denn Pferde sind Fluchttiere, die auf akuten Schmerz mit Unruhe und erhöhter Aktivität reagieren. Außerdem ist es sehr wichtig, dass sich die Schultermuskeln frei bewegen und die Faszien richtig arbeiten können. Ansonsten kommt es zu einer Bewegungsblockade und das Pferd setzt die reiterlichen Kommandos nicht richtig um.

Das korrekte Vermessen des Pferdesattels

Bei der Auswahl der richtigen Sattelgröße ist die Kammerweite ausschlaggebend. Dabei handelt es sich um den Abstand zwischen den beiden Ortenden beziehungsweise den Enden des Kopfeisens. Die Kopfeisen formen den Bogen des Vorderzwiesels. Die Länge der Kopfeisen unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Um die Kammerweite korrekt zu ermitteln, ist es wichtig, die Enden der Kopfeisen zu kennen, denn für den Messvorgang benötigt man die Position der Innenkanten des nicht sichtbaren Metallteils. Bei neuen Markensätteln ist die Kammerweite ausgewiesen. Manchmal stanzt sie der Hersteller auf das Sattelblatt. Bei gebrauchten Sätteln muss die eingestanzte Kammerweite nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Bei fast allen Reitsätteln ist es möglich, die Kammerweite zu verändern. Besonders leicht geschieht das bei den modernen Modellen mit auswechselbaren Kopfeisen. Hier stehen Kopfeisen in verschiedenen Größen zur Verfügung, die sich in ein und denselben Sattel einbauen lassen. Somit ist eine rasche individuelle Anpassung an das jeweilige Pferd möglich.

Außerdem muss der Pferdesattel unabhängig von der Kammerweite zum Pferderücken passen. Zum Vermessen stehen Hilfsmittel zur Verfügung. So lässt sich zum Beispiel mit einem Messgitter die Struktur des Pferderückens abformen. Auch Maßschablonen sind im Einsatz. Diese helfen wiederum beim Ermitteln der passenden Kammerweite. Zudem gibt es inzwischen moderne Messtechniken, um zu analysieren, ob der Sattel richtig sitzt.

Eine Sattlerin in ihrer Werkstatt beim Aufpolstern der Sattelkissen
Den Pferdesattel jährlich vom Sattler überprüfen lassen
Foto © MintImages shutterstock.com

Passt der Pferdesattel zum Reiter?

Darüber hinaus muss der Pferdesattel zur Körpergröße, Beinlänge und dem Gewicht des Reiters passen. Die Zollangaben beziehen sich auf die Sitzgröße. Für den kleinen Popo reicht eine 16,5 Zoll große Sitzfläche mit 36 Zentimetern aus. Für ein etwas größeres Hinterteil dürfen es gerne 18 Zoll oder 42 Zentimeter sein. Im Idealfall sind hinter dem Po drei bis vier Finger Platz bis zum Sattelkranz.

Wofür benötige ich einen Sattler?

Sattler stellen nicht nur Reitsättel her, sie passen die Sättel auch an und helfen bei der Wahl des richtigen Produkts. Es ist immer sinnvoll, bei der Anschaffung eines neuen oder gebrauchten Modells einen erfahrenen Sattler zu Rate zu ziehen. Dieser vermisst den Pferderücken und analysiert den Sitz des Pferdesattels auch in der Bewegung unter dem Reiter. Das ist wichtig, um Reibungen und Druck zu vermeiden. Im Bedarfsfall ist der Sattler häufig dazu in der Lage, einen nicht passenden Sattel so umzubauen, dass er den Maßen des Pferdes entspricht.

Wie oft ist der Sattel anzupassen?

Vor allem junge Pferde verändern sich noch sehr stark. Sie bauen im Lauf des Trainings Muskeln auf und wachsen in die Breite. Deshalb passt der Erstsattel nach einiger Zeit oft nicht mehr optimal. Darüber hinaus verändert sich auch noch bei erwachsenen Pferden die Struktur des Rückens infolge gesteigerten oder reduzierten Trainings oder infolge einer Gewichtszu- oder Gewichtsabnahme. Regelmäßiger Gebrauch führt zu einem Verschleiß der in den Sattelkissen befindlichen Polster. Diese verändern ihre Form und beeinflussen so die Einwirkung auf den Pferderücken. Deshalb ist es sinnvoll, den Pferdesattel einmal jährlich vom Sattler überprüfen und im Bedarfsfall nachpolstern zu lassen.

Wie viel kostet ein Sattel?

Der Preis richtet sich nach dem Alter, der Sattelart, Qualität und Marke. Ein neuer Pferdesattel des gleichen Typs ist deutlich teurer als ein gebrauchtes Modell. Allerdings kosten gebrauchte Premium-Sättel mehr als No-Name-Sättel. Am teuersten, aber auch exklusivsten sind Maßsättel, die der Sattler exakt an Reiter und Pferd anpasst. Neben den günstigen Importsätteln kosten auch baumlose Modelle nicht die Welt. Diese eignen sich hervorragend für den Übergang oder für die gelegentliche Nutzung.

Die Preise schwanken je nach Qualität sehr stark. So sind neue Shetty-Sättel bereits für 50 Euro und billige Vielseitigkeitssättel für unter 200 Euro zu haben. Oft bestehen diese nicht aus Leder, sondern aus einem Lederimitat. Auch viele baumlose Modelle und Reitpads gibt es in dieser Preisklasse. Gute Markensättel kosten ab 2000 Euro. Besonders hochwertige Sättel kosten 4000 Euro und deutlich mehr. Das trifft insbesondere auf Maßsättel zu.

Ist ein gebrauchter Pferdesattel eine gute Alternative?

Ein perfekt passender Gebrauchtsattel ist besser als ein neues Modell, das die Bewegungsfreiheit des Tiers einschränkt und im schlimmsten Fall drückt. Wichtig ist die Anpassung durch einen erfahrenen Sattler, der den Sitz auch in der Bewegung unter dem Reiter überprüft. Allerdings bieten moderne Modelle häufig mehr Komfort für Reiter und Pferd. So achtet man heute zum Beispiel auf mehr Wirbelsäulenfreiheit und eine bessere Gewichtsverteilung.

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FAZIT

Nur mit dem richtigen Sattel bereitet das Reiten Pferd und Mensch Freude. Wer am Pferdesattel spart, spart am falschen Ende. Viele Menschen kaufen für junge Pferde vorerst ein preiswertes Einsteigermodell oder greifen auf einen gebrauchten Reitsattel zurück. Das ist aber grundlegend falsch, denn gerade der Rücken junger Tiere befindet sich noch im Wachstum. Durch falsche Sättel verursachte Schäden sind oft irreparabel. Hier eignen sich gut sitzende und später leicht anpassbare Sättel sehr gut. Auch das sanfte Anreiten mit baumlosen Modellen hat sich bewährt. Für Pferde mit Rückenproblemen sind weich gepolsterte Sättel ideal. Gelpads und andere entlastende Unterlagen bieten ebenfalls Vorteile. Allerdings ersetzen diese Hilfsmittel keinen perfekt sitzenden Pferdesattel. Ein Pferdesattel darf ohne Decke und Pad nicht drücken.

 

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