Du hast bestimmt schon öfters etwas über Therapeutisches Reiten gehört oder gelesen. Vielleicht interessiert Dich ja sogar der Beruf des Hippotherapeuten? Es ist schließlich faszinierend, wie Pferde kranken oder behinderten Menschen zu besserer Lebensqualität verhelfen können.
Hier erfährst Du alles Wichtige über Hippotherapie: Für wen sie geeignet ist, wer sie durchführen darf, was sie kostet, welche Pferde dazu optimal sind und wie die Ausbildung zum Hippotherapeuten vor sich geht.
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Hippotherapie wird als Physiotherapie auf dem Pferderücken bezeichnet. Bei dieser speziellen Form der Therapie unterstützt das Pferd den Hippotherapeuten, welcher insbesondere die Gangmechanik der Tiere im Schritt nutzt.
So kann er die Bewegungskompetenz von Patienten mit neurologisch bedingten Bewegungsstörungen positiv beeinflussen. Dabei wirken die Patienten selbst nicht aktiv auf das Pferd ein, sondern sitzen passiv im Spreizsitz auf dem Pferderücken.
Hippotherapie ist also keine Reittherapie. Diese spezielle Therapie darf ausschließlich von medizinischem Fachpersonal mit entsprechender Zusatzausbildung durchgeführt werden.
Sämtliche Therapieformen, die Pferde als Therapeutikum nutzen, fallen unter den Oberbegriff „Therapeutisches Reiten“. Das ist etwas verwirrend, weil Hippotherapie keine Reittherapie im eigentlichen Sinne ist. Der Patient verhält sich dem Pferd gegenüber passiv – er reitet nicht, sondern wird geführt.
Anders beim Heilpädagogischen Reiten: Dabei geht es zwar vorrangig um den betreuten Umgang mit Pferden, es werden aber auch die ersten Grundlagen des Reitens vermittelt. Also kann man diese Therapieform tatsächlich als „Reittherapie“ bezeichnen.
Beim Heilpädagogischen Reiten steht die psychologische und soziale Entwicklung der Klienten im Vordergrund. Bei der Hippotherapie geht es um die Weiterentwicklung ihrer Bewegungskompetenz.
Außerdem gibt es noch das Heilpädagogische Voltigieren, das auch in die Kategorie „Reittherapie“ fällt. Diese Therapieform hat ähnliche Zielsetzungen wie das Heilpädagogische Reiten, fördert aber noch stärker Gleichgewicht und Selbstvertrauen.
Ärzte verschreiben Hippotherapie hauptsächlich Patienten mit Bewegungsstörungen wie spastischen Paresen oder Ataxien. Hippotherapie empfiehlt sich besonders bei überlastungsbedingten Lumbalgien („Hexenschuss-Schmerzen“) durch
und ähnlichen Krankheitsbildern. Hippotherapie kann zudem auch positive Auswirkungen auf orthopädische Erkrankungen, generelle Koordinationsstörungen oder Wahrnehmungsstörungen haben.
Für bestimmte Patienten ist Therapeutisches Reiten nicht zu empfehlen. Um Kontraindikationen auszuschließen, findet Physiotherapie auf dem Pferderücken nur aufgrund ärztlicher Verordnung statt. Bei folgenden Befunden ist Hippotherapie kontraindiziert:
Zu Beginn einer Therapieeinheit besteigt der Patient das Pferd – je nach Mobilität – entweder auf die klassisch-sportliche Weise oder über eine Rampe / Treppe. Stark mobilitätseingeschränkte Personen werden von der Rampe aus auf den Pferderücken gehoben.
Dann lässt der Pferdeführer das Pferd antreten und die eigentliche Therapie beginnt. Dabei kümmert sich ein ganzes Team um den Patienten und das Pferd: Ein Hippotherapeut, ein Pferdeführer und manchmal auch noch ein weiterer qualifizierter Helfer.
Wenn jemand sehr unausbalanciert ist oder Angst hat, sitzt der Therapeut häufig hinter dem Patienten auf dem Pferd, um ihn von hinten zu umfassen und ihm Sicherheit zu geben.
Hippotherapie Übungen sollten möglichst auf einem ebenen Platz mit mindestens 60 Meter langen Seiten, einer Ovalbahn oder auf einem ebenen Weg ohne Kurven stattfinden, damit auch stark mobilitätseingeschränkte Patienten ihr Gleichgewicht problemlos halten und sich entspannen können.
Hippotherapie Übungen wirken auf vielen verschiedenen Ebenen. Vorrangig geht es darum, dass die dreidimensionalen Bewegungen eines Therapiepferds im Schritt relativ erschütterungsfrei auf das Becken und die Wirbelsäule des Patienten übertragen werden. Dadurch wird er veranlasst, sich der Bewegung des Pferdes anzupassen. Dabei werden Muskelpartien rhythmisch angespannt und wieder entspannt.
Der Clou bei der Sache ist: Im Schritt werden bestimmte Muskelpartien vom Pferd bewegt, die wir normalerweise beim Laufen verwenden. Bei professionell ausgeführten Hippotherapie-Sitzungen entwickelt der Patient ein besseres Körperbewusstsein. Gesamtmotorik und Bewegungskoordination verbessern sich.
Außerdem entsteht durch die Erfolgserlebnisse bei der Hippotherapie neue Motivation für weitere Therapien – sie wirkt also auch gegen Therapiemüdigkeit.
Damit sich durch Hippotherapie nachweisbare Veränderungen in Motorik und Koordination entwickeln können, sollte der Patient über einen längeren Zeitraum mindestens einmal pro Woche an einer Therapiesitzung teilnehmen. Je häufiger er auf dem Pferderücken sitzt, desto schneller stellen sich Erfolge ein.
Muskelaufbau und die Verbesserung der Bewegungskoordination brauchen ihre Zeit. Positive psychologische Effekte stellen sich hingegen schon in kürzester Zeit ein.
Wenn Du bereits eine Ausbildung als Ergotherapeut oder Physiotherapeut abgeschlossen hast, kannst Du eine Zusatzausbildung zum Hippotherapeuten machen. Du musst vorher allerdings Deine Erfahrung im Umgang mit Pferden nachweisen.
In Deutschland kannst Du diese berufsbegleitende Zusatzqualifikation unter anderem an der Europäischen Akademie für Equine Seminare bei Hannover, bei der Deutschen Gruppe Hippotherapie in Süddeutschland oder beim Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten in Warendorf erwerben.
In der Schweiz gibt es Ausbildungsmöglichkeiten in Basel oder bei der ZHW in Winterthur.
Hippotherapie ist für den Anbieter kostenaufwendig. Er braucht dazu mindestens ein speziell ausgebildetes Therapiepferd, das „bombensicher“ sein muss. Diese Ausbildung kostet Zeit und Geld.
Außerdem muss das Therapiepferd das ganze Jahr über gefüttert, gepflegt und tierärztlich versorgt werden. Hinzu kommt die Arbeitszeit des Hippotherapeuten, die Entlohnung des Pferdeführers und des pferdekundigen Helfers.
Von daher ist der Preis von mindestens 30,00 bis 50,00 € pro Therapieeinheit durchaus gerechtfertigt, zumal es keine andere Therapie gibt, mit der auf natürliche Weise dieselben Effekte erzielt werden können.
In der Schweiz ist Hippotherapie seit 1994 als kassenpflichtige medizinische Maßnahme für Kinder mit Zerebralparese und Patienten mit Multipler Sklerose anerkannt. Es gibt dort bei entsprechenden Diagnosen Hippotherapie auf Rezept und die Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Deutschland hinkt da leider noch hinterher, hier zahlt die Krankenkasse Hippotherapie leider nicht. Allerdings finanzieren viele andere Kostenträger Maßnahmen wie Behindertenreiten, Heilpädagogische Reittherapie oder Hippotherapie im Rahmen von Behindertenwerkstätten, Therapeutischen Wohngemeinschaften und anderen sozialen Einrichtungen.
Hippotherapie ist keine Reittherapie, sondern Physiotherapie mithilfe von Pferden. Hippotherapie eignet sich vorrangig zur Verbesserung der Körperwahrnehmung, der Motorik und der Bewegungskoordination. Außerdem wird sie häufig bei Therapiemüdigkeit eingesetzt.
In Deutschland haben Ergotherapeuten oder Physiotherapeuten mit Pferdeerfahrung die Möglichkeit, eine berufsbegleitende Zusatzausbildung zum Hippotherapeuten zu absolvieren.
„Therapeutisches Reiten“ ist der Überbegriff für verschiedene pferdegestützte Heilmethoden. Die bekannteste davon ist die Reitpädagogik, auch Heilpädagogisches Reiten genannt. Hier kommt es zu einer ganzheitlichen Förderung von Menschen mit geistiger, emotionaler oder körperlicher Beeinträchtigung.