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Verlasspferd: In der Ruhe liegt die Kraft!

zuletzt aktualisiert 24.09.2024
Gefahrensituation Motorrad von Reiterin besser meistern mit Verlasspferd
Foto © Chelle129 shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Von Claudia Becker & Anja Höhmann - Vielen Reitern, ob im Freizeit-, Turniersportbereich oder bei Pferden, die im Reitschulbetrieb eingesetzt werden, ist die Zuverlässigkeit wichtig. Vor allem für Kinder-, Jugendliche oder Anfänger, die brauchen ein echtes Verlasspferd, dem sie in jeder Situation vertrauen können.

Solche Tiere sind an die unterschiedlichsten Umweltreize gewöhnt und verhalten sich im Straßenverkehr sowohl im Gelände ruhig und sicher. Gerade Pferde, die in Reitschulen eingesetzt werden, sind verlässlich. Das ist für angstfreies Reiten lernen und die Unfallvermeidung enorm wichtig. Neben der genetischen Veranlagung spielt die Ausbildung des Pferdes eine große Rolle für den sicheren Einsatz beim Reiten und Fahren.

Was ist ein Verlasspferd?

Wie der Name bereits sagt, ist ein Verlasspferd ein Pferd, auf das man sich verlassen kann – und zwar in fast jeder Situation. Ein solches Tier ist wie eine Lebensversicherung und deshalb sehr wertvoll und schon gar nicht selbstverständlich.

Pferde sind Fluchttiere, die schnell in Panik geraten. Sie folgen ihren Instinkten und suchen bei Gefahr das Weite. Diese Reflexe so zu trainieren, dass das Pferde vertraut und in den unterschiedlichsten Situationen ruhig bleibt, ist Aufgabe des Menschen.

Das geschieht durch Gewöhnung an jene Reize, die die Fluchtreaktion auslösen. Um Unfälle zu vermeiden, muss ein Pferd weitgehend schrecksicher sein. Auch beim Reiten in der Bahn darf das Tier nicht wegen jeder Kleinigkeit scheuen. Unverzichtbar sind Verlasspferde vor der Kutsche, in Reitschulen, auf Umzügen sowie als Therapie- und Polizeipferde.

Welche Pferderassen sind die besten Verlasspferde? 

Im Allgemeinen gibt es unter den Kalt- und Warmblüter sowie unter den Ponyrassen geeignete Pferde für Anfänger. Weniger unter den Vollblütern, da sie als temperamentvoll, sensibel und reaktionsfreudig gelten. Schließlich beschreibt die Einteilung in Kalt-, Warm- und Vollblut das Temperament.

Das Kaltblut hingegen besitzt ein eher ruhiges Gemüt. Sie bringt so schnell nichts aus der Ruhe.

Der Warmblüter ist das typische Sportpferd als auch Freizeitpferd, er hat von allem ein bisschen.

Fjordpferde, Kaltblüter, Haflinger und einige andere Ponyrassen sind ruhige Pferdetypen und bestens für Anfänger. Auch das American Quarter Horse (Warmblut), mit ihrer natürlichen Veranlagung sind verlässliche, gelassene und freundliche Verlass- und Anfängerpferde.

Letztlich gibt es unter allen Pferderassen verlässliche Pferde, die sich als besonders arbeitswillig, kooperativ und umgänglich erweisen. Generell ist die Voraussetzung hierfür, das Vertrauen in das Pferd und ein Reiter, der ihm die nötige Sicherheit gibt.

Bei den Polizeipferden handelt es sich beispielsweise um Warmblüter wie Hannoveraner, Oldenburger und Westfalen. Es ist außerdem möglich, hoch im Blut stehende Pferde so auszubilden, dass sie nahezu jede Situation meistern.

Bestes Beispiel hierfür sind die zahlreichen Araber und Andalusier, die als Showpferde vor tosendes Publikum über brennende Hindernisse springen. 

Reiterin schmust mit ihrem Verlasspferd
Reiterin mit ihrem Verlasspferd
Foto © photography shutterstock.com

Was macht ein Pferd zum Verlasspferd?

Eines vorweg: Es gibt nur wenige Pferde, die sich nicht zum Verlasspferd eignen. Selbst Pferde mit nervösem Grundcharakter begegnen unter den passenden Voraussetzungen gewohnten Dingen mit einer gewissen Gelassenheit. Schon die Aufzucht beeinflusst das spätere Verhalten als Reitpferd. Fohlen, die von klein auf mit verschiedenen Umweltreizen in Kontakt kommen, erwerben ein stärkeres Nervenkostüm und sind zeitlebens zuverlässiger.

Die Haltungsform trägt maßgeblich zur Entwicklung verlässlicher Pferde bei. Generell beeinflusst auch die Auslastung das Verhalten des Pferdes. Tiere, die rund um die Uhr im Offenstall leben oder sich regelmäßig unter dem Sattel auspowern, sind ausgeglichener. Unausgelastete Pferde mit zu viel Energie warten regelrecht auf eine Gelegenheit, um sich Luft zu machen, in dem sie bocken, scheuen oder durchgehen.

Der Bewegungsdrang ist in diesem Fall zu groß, um ruhig und gelassen zu bleiben. Es kitzelt förmlich unter den Hufen. 

Mit gezieltem Training zum Verlasspferd

Übung macht den Meister. Das gilt nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch bei der Ausbildung zum verkehrs- und geländesicheren Freizeitpartner. Die Gewöhnung an verschiedene Reize ist das A und O der Geländeausbildung.

Erst wenn mehrere Motorräder an dem Pferd vorbeigerauscht sind, bleibt es irgendwann ruhig. Ein Pferd, das nie einen LKW gehört oder einen Traktor auf sich zufahren sah, kann seine Scheu vor diesen Dingen nicht ablegen.

Tipps für die Ausbildung zum Verlasspferd

Die Ausbildung zum Verlasspferd zielt in erster Linie auf eine Desensibilisierung ab. Das geschieht mithilfe der Gefahrensimulation. Das Gelassenheitstraining findet auf einem speziell präparierten Parcours statt. Mögliche Hindernisse sind Wippen, knisternde Planen und Streifenvorhänge.

Auch Luftballons, Ratschen, Blechdosen, laute Geräusche und ein an der Gerte befestigtes Tuch eignen sich bestens für das Antischrecktraining und zur Gewöhnung an unangenehme Reize. Anfangs reagieren viele Pferde panisch, nach und nach lässt die Furcht nach und weicht der Akzeptanz.

Das richtige Verhalten des Reiters

Unsicherheit und Skepsis übertragen sich vom Reiter auf das Pferd. Ein erfahrener Reiter atmet ungeachtet der Situation weiter ruhig ein und aus, spricht sanft mit dem Tier und treibt das Pferd bei einem Ausweichversuch zur vermeintlichen Gefahrenquelle hin. Der Reiter klebt nicht auf dem Sattel. Er kann absteigen, wenn sich das Pferd beharrlich weigert.

Es ist kein Zeichen von Schwäche, in heiklen Situationen vom Pferd zu steigen. Vor allem bei der Ausbildung junger Pferde ist das oft sinnvoll. Viele Pferde beruhigen sich, wenn der Reiter neben ihnen steht.

Besonders wichtig: Der Mensch stellt sich zwischen Pferd und Gefahrenquelle und dient dem Tier mit seiner Ruhe und Gelassenheit als Vorbild. Auf keinen Fall darf der Reiter mit flüchten, sei es im Sattel oder neben dem Pferd stehend. Es gibt allerdings auch Tiere, die sich vom Boden aus gar nicht handhaben lassen und sich in einem solchen Fall losreißen. Dann ist es geschickter, auf dem Pferd zu bleiben. 

Eignet sich ein Verlasspferd für einen ängstlichen Reiter?

Ein gut ausgebildetes und routiniertes Verlasspferd ist die beste Wahl für einen ängstlichen Reiter, insofern es sich um ein Tier mit freundlichem Charakter handelt, denn es gibt geländesichere Pferde, die die Schwäche des Reiters erkennen und das schamlos ausnutzen.

Ein ängstlicher Reiter eignet sich nicht dazu, ein Verlasspferd auszubilden. Ängstliche Pferde brauchen einen Verlassmenschen. 

Worauf sollte man achten, wenn man ein Verlasspferd kaufen möchte?

Beim Kauf eines Verlasspferdes ist Vorsicht geboten, nicht immer handelt es sich dabei um ein gut ausgebildetes und gesundes Reitpferd. Auch Lahmheiten, Stoffwechselstörungen, gesundheitliche Einschränkungen oder Medikamente können dazu führen, dass das Pferd weniger Umweltreize aufnimmt, dadurch einen verminderten Vorwärtsdrang hat und alles mit sich machen lässt.

Ehemalige Sportpferde werden nach Beendigung ihrer Karriere, auch gern als zuverlässige Freizeitpartner oder als bedingt reitbar angepriesen.

Möchte man ein Pferd kaufen ist eine Ankaufsuntersuchung immer zu empfehlen. Diese gibt über vieles Aufschluss, was mit dem Pferd los ist. Häufig sind ältere Pferde ruhiger und verlässlicher als Youngster und eignen sich besonders gut für Anfänger oder schwächere Reiter.

Aufgrund ihrer Erfahrung sind sie hervorragende Lehrmeister. Aber leider ist auch damit verbunden, dass der Zeitpunkt des Abschieds schneller in den Fokus rückt und das Krankheitsrisiko steigt.

Wer allerdings ein verlässliches Wander- oder Distanzpferd sucht, der braucht einen gesunden jungen Partner mit Ausdauer.

Generell gilt, wer keine Überraschung erleben möchte und auf Nummer sicher gehen will, kauft ein Pferd nur mit Ankaufsuntersuchung und vereinbart ein Rückgaberecht. Falls sich das Tier als charakterlich schwierig oder als nicht gesund herausstellt, ist das von Vorteil und die AKU macht sich bei konkretem Verdacht, schnell bezahlt.

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FAZIT

Ein Regelmäßiges Training, die Gewöhnung an Umweltreize und Vertrauen in das Pferd gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen bei der Ausbildung. Auch die genetischen Veranlagungen spielen Rolle. Doch das eher ruhige Rassen wie Haflinger, Kaltblüter und Co. immer die besten Anfänger- oder Freizeitpferde sind, ist nicht richtig. Vollblüter und Trakehner gelten beispielsweise als besonders heikel und schwierig. Deshalb darf man Verlässlichkeit nicht mit anfängergeeignet gleichsetzen. Oft ist es das Zusammenspiel mit einem selbstsicheren Reiter, dass ein Tier zum Verlasspferd

 

Quellen:

https://www.polizei.sachsen.de/de/8730.htm

https://www.fundis-reitsport.de/blog/ausbildung/gelassenheitstraining-pferd/

https://www.wege-zum-pferd.de/artikel/verlasspferd/

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