Erstveröffentlichung am 16.10.2022 - Vernachlässigte Pferdehufe können zu bleibenden Schäden am Bewegungsapparat eines Pferdes führen. Selbst Barhufer in Offenstallhaltung können in unseren Breiten ihre Hufe nicht so abnutzen, wie die Natur es vorgesehen hat. Es gibt zu wenig Bewegungsanreize und die Untergründe sind zumeist zu weich, um einen natürlichen Abrieb zu gewähren. Ob bei Barhufern oder bei beschlagenen Pferden: Pferdehalter brauchen einen guten Hufschmied. Hier erfährst du alles Wissenswerte rund ums Thema „Hufbearbeitung“.
Bevor Autos durch unsere Straßen fuhren, waren Pferde noch das gängige Transportmittel auf Reisen: sei es vor der Postkutsche oder unter dem Reiter. In der Landwirtschaft zogen sie im Frühjahr den Pflug oder die Egge. Im Herbst brachten sie schwere Wagen mit der Ernte in die Scheunen der Bauern. Und selbst wenn wir uns nicht so gerne daran erinnern: Im Krieg mussten Pferde früher ebenso wie die Menschen in der Armee dienen.
In der vorindustriellen Epoche gab es fast überall Hufschmiede. Sie sicherten den Broterwerb der Landwirte und garantierten Reitern eine problemlose Reise. Jeder kannte die Devise: „Ohne Huf kein Pferd“. Zu dieser Zeit war es üblich, dass ein Schmied die Hufeisen und teilweise sogar die Hufnägel zum Beschlagen eines Pferdes selbst anfertigte. Es gab damals ja noch so gut wie keine Industrie – und irgendwie mussten die Pferdehufe schließlich vor zu starkem Abrieb geschützt werden.
Heutzutage sind Pferde zumeist keine Arbeitstiere mehr – und schon gar kein Kanonenfutter. Trotzdem gibt es nach wie vor unzählige Pferde in Deutschland, die als Sport- und Freizeitkameraden genutzt werden. Ein Hufschmied unserer Epoche muss seine Eisen aber nicht mehr selbst schmieden, sondern braucht die industriell vorgefertigten Hufeisen in verschiedenen Größen und Varianten nur noch an das jeweilige Pferd anzupassen.
Vor dem Zurichten der Hufeisen hat ein Schmied noch einige Vorbereitungen zu erledigen. Als Erstes muss er die alten Eisen abnehmen – was leichter gesagt, als getan ist. Dann hat er die Aufgabe, die Hufe des Pferdes auszuschneiden und anzupassen, um eine plane Auflagefläche für die Hufeisen zu schaffen. Das ist wichtig, damit das Gewicht des Pferdes nicht nur auf einzelne Bereiche des Eisens konzentriert ist.
Sobald der Pferdehuf für den Beschlag vorbereitet ist, wählt der Schmied im Normalfall ein industriell vorgefertigtes Hufeisen, das im Großen und Ganzen dem jeweiligen Huf entspricht. Daraufhin passt er es an die individuelle Anatomie des entsprechenden Hufs an. Beim Heißbeschlag brennt er dann das Eisen in die oberste Hornschicht der Unterseite des Pferdehufs ein, um eine perfekte Auflagefläche zu erhalten.
Beim Kaltschlagen wird dieser Schritt übersprungen. Anschließend nagelt der Schmied das Hufreisen auf, kneift die überstehenden Hufnagel-Spitzen ab und nietet das Eisen fest. Zum Schluss werden die übrig gebliebenen Enden der Hufnägel noch geglättet, damit sich niemand daran verletzen kann. Das alles passiert in gebückter Haltung - ein echter Knochenjob....
Wenn dein Pferd gesunde Hufe hat, reicht es aus, sie alle sechs bis acht Wochen von einem Schmied oder einem Hufpfleger bearbeiten zu lassen. Bei Fehlstellungen wie dem Bockhuf oder Problemen wie eingezogenen Trachten ist es meistens nötig, die Hufe noch öfter korrigieren zu lassen. Dasselbe gilt für Krankheiten wie Hufrehe oder andere Formen der Huflederhautentzündung.
Bei Erkrankungen des Pferdehufs arbeiten Tierarzt und Hufschmied üblicherweise eng zusammen. Sie entscheiden in jedem Einzelfall gemeinsam, wie oft die Hufe eines erkrankten Pferdes bearbeitet werden sollten. Je schneller das neue Hufhorn nachwächst, desto häufiger kann der Schmied seine Korrekturen durchführen, um den Normalzustand wieder zu erreichen.
Wer ein Pferd mit gesunden Hufen in guter Hornqualität besitzt, kann sich glücklich schätzen. Es braucht bei normaler Belastung keine Hufeisen. Falls seine Hufe – beispielsweise durch einen Wanderritt – außergewöhnlich strapaziert werden, ist aber dennoch ein Hufschutz nötig. Dazu eignen sich neben Hufeisen auch gut sitzende Hufschuhe oder Kunststoffbeschlag zum Aufkleben.
Aber auch bei Barhufern müssen die Hufe regelmäßig ausgeschnitten werden. Wieso Wildpferde keinen Hufschmied brauchen? Sie wandern jeden Tag 20 bis 30 km und nutzen so ihre Hufe natürlich ab. Weil sich dein Pferd im Laufe des Tages wahrscheinlich weniger bewegt, solltest du im Abstand von sechs bis acht Wochen Termine mit einem Hufpfleger oder einem Hufschmied deiner Nähe vereinbaren.
Hufpfleger ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Deshalb gibt es für diesen Beruf auch keine Richtlinien zur Ausbildung. Theoretisch kann sich jeder X-Beliebige „Hufpfleger“ nennen, ohne deshalb gesetzlich belangt werden zu können. Es ist lediglich gesetzlich festgelegt, dass Hufpfleger keine Pferde beschlagen dürfen.
Das darf nur der Hufschmied. Die korrekte deutsche Bezeichnung für seinen Beruf ist übrigens Hufbeschlagschmied. Nur wer eine dreijährige theoretische und praktische Ausbildung zum Hufbeschlagschmied hinter sich hat, besitzt ausreichende Fertigkeiten und Kenntnisse, um ein Pferd zu beschlagen.
Die Kosten für den Termin mit einem Hufschmied in der Nähe deines Stalls können sehr unterschiedlich ausfallen. Das Ausschneiden und Glätten eines Barhufs ist natürlich weniger Aufwand als ein Rundum-Beschlag. Noch dazu kommt es darauf an, ob dein Pferd in einer eher ländlichen Region oder im Einzugsgebiet einer Großstadt steht. Normalerweise kannst du davon ausgehen, dass der Schmied für die reine Hufbearbeitung zwischen 40 und 60 € verlangen wird.
Beim beschlagenen Pferd kommt es zudem darauf an, ob alle vier Hufe oder nur die Vorderhufe Eisen bekommen sollen. Dann macht es auch noch einen Unterschied, ob die alten Hufeisen wiederverwendet werden können, oder ob der Schmied neue Eisen bereitstellen und anpassen muss. Orthopädische Spezialbeschläge erfordern mehr Fachkenntnis als ein normaler Hufbeschlag und sind dementsprechend teurer. Generell kannst du davon ausgehen, dass sich die Hufschmied Kosten für den Beschlag eines Pferdes mit neuen Hufeisen an allen vier Hufen zwischen 100 und 160 € bewegen.
Wer die vielseitige duale Weiterbildung zum Hufbeschlagschmied hinter sich hat, besitzt auf jeden Fall genügend Fachkompetenz, um die Hufe deines Pferdes professionell zu bearbeiten. Es gibt aber auch noch andere Kriterien, die bei der Auswahl eines Hufschmieds eine Rolle spielen sollten. Zum einen muss er bei Pferden Grenzen setzen können und deren Einhaltung konsequent verlangen.
Andererseits sollte er aber auch geduldig sein und ein „Händchen für Pferde haben“. Außerdem sollte er bereit sein, auf Fragen der Pferdehalter zu antworten und sich mit ihnen abzusprechen. Und natürlich sollte er sich ausreichend Zeit für seine Arbeit nehmen. Pferde beschlagen ist schließlich Millimeterarbeit – auch wenn es für Laien nicht so aussieht.
Schau dir am besten an, welche Hufschmiede in der Nähe deines Stalls arbeiten und erkundige dich nach ihrem Renommee. Viele Schmiede haben auch eine eigene Website, auf der du vielleicht Bewertungen von Pferdehaltern finden kannst. Nutze einfach gleich hier unsere Suchfunktion.
Hier das Wichtigste zum Thema Hufbearbeitung auf einen Blick:
Wenn du noch weitere Fragen rund um das Thema Hufpflege, Hufschmied oder Pferde beschlagen hast, kannst du sie gerne weiter unten als Kommentar einstellen. Wir beantworten sie garantiert.
Berufe mit Pferden bieten vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten im medizinischen, pflegerischen, züchterischen und sportlichen Bereich.