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Zirkuslektionen mit Pferd: Bodenarbeit einmal anders

zuletzt aktualisiert 11.09.2024
Zirzensik Kunststück hinsetzen, Pferd setzt sich vor Trainerin hin
Foto © Trabland | Wolf Fotografie
Inhaltsverzeichnis

Von Claudia Becker, Erstveröffentlichung am 08.12.2023, Überarbeitet am 11.09.2024Hinter Zirzensik verbirgt sich mehr als die bloße Vorführung von Kunststücken. Zirkuslektionen mit Pferd dienen zum einen der Unterhaltung und zum anderen der sinnvollen Beschäftigung und Gymnastizierung. Für dein Pferd sind die Tricks eine echte geistige Herausforderung. Viele Zirkuslektionen für Pferde basieren auf natürlichen Verhaltensweisen, beispielsweise auf dem Imponiergehabe der Hengste. Andere wecken den Spieltrieb. Wie du deinem Pferd Tricks beibringen und damit dir und deinem Tier viel Spaß bereiten kannst, erfährst du in diesem Artikel.
 

Was sind Zirkuslektionen für Pferde?

Der Name sagt es bereits: Zirzensik und Zirkuslektionen für Pferde haben mit Zirkus zu tun. Du kennst bestimmt viele Tricks aus den einschlägigen Vorführungen. So kannst du beispielsweise Pferden das Drehen beibringen oder sie einen Teppich ausrollen lassen. Zu den Zirkuslektionen gehört aber auch die Freiheitsdressur mit Pferden. Die Tiere laufen ohne Seil in der Manege und zeigen beispielsweise den Spanischen Schritt oder steigen auf Kommando.

Außerhalb der Manege dienen Zirkuslektionen dem Pferd, körperlich und geistig fit zu bleiben. Für viele Menschen sind Zirkuslektionen und Zirzensik das Gleiche. Damit haben sie in gewisser Weise Recht. Es gibt Trainer, für die Zirzensik nur aus gymnastizierenden Lektionen besteht, und solche, die darunter eher Tricks mit Pferden verstehen, wie zum Beispiel auf Kommando mit dem Kopf nicken oder flehmen. Die Basis für Zirkuslektionen mit Pferd bildet die Bodenarbeit als Grundlage für eine respekt- und vertrauensvolle Verständigung mit dem Tier.

Zirzensik Übung, Pferd und Trainerin machen Spanischen Schritt
Zirkuslektion Spanischer Schritt
Foto © Trabland | Wolf Fotografie

Teppich ausrollen, Drehen und Ja sagen

Lege einen etwa 1,50 Meter langen Teppich auf den Boden und bestücke ihn mit Leckerlis. Auf den bereits ausgerollten ersten Zentimetern liegt das erste Leckerli. Das Pferdemaul folgt der Leckerli-Spur und rollt dabei den Teppich aus. Willst du Pferden das Drehen beibringen, dann weist du dem Kopf den Weg nach innen und animierst die Hinterhand zum Ausweichen.

Wenn du Pferden Ja sagen beibringen willst, bringst du sie zum Nicken, indem du sie an der Brust anstupst und damit eine Abwehrreaktion auslöst. Beim Nein sagen löst du ein Kopfschütteln aus, indem du dem Pferd in die Nähe der Ohren fasst. Verknüpfe Nicken und Kopfschütteln mit einem Kommando deiner Wahl und gib deinem Pferd eine Belohnung, wenn es so reagiert, wie du es geplant hast.

Beim Spanischen Gruß hebt das Pferd ein Vorderbein und hält es in die Höhe. Aus dieser Übung heraus entwickeln sich später die Polka und der Spanische Schritt. Bei der Polka kommt zum Spanischen Gruß die Schrittbewegung hinzu. Das Pferd hebt dann bei jedem dritten Schritt ein Vorderbein.

Zirzensik mit Pferd: die Freiheitsdressur

Freiheitsdressur gehört bereits zu den fortgeschrittenen Zirkuslektionen für Pferde. Bei dieser Art von Lektionen ist das Pferd frei und nicht über ein Seil mit seinem Menschen verbunden. Den Spanischen Schritt vollführt das Tier entweder am Seil, unter dem Sattel oder frei. Es hebt seine Vorderbeine nacheinander weit in die Höhe und marschiert stolz vorwärts.

Wenn der Spanische Schritt schon gut klappt, wird anschließend oft das Steigen eingeübt. Dabei steht das Pferd auf beiden Hinterbeinen. Das ist sehr anstrengend und belastend für Muskeln, Sehnen und Bänder. Der Spanische Schritt und das Steigen sind Dominanz-Gesten, die Pferde bei Rangauseinandersetzungen verwenden.
Deshalb solltest du diese beiden Zirkuslektionen mit deinem Pferd nur dann einüben, wenn es dich eindeutig als seinen vertrauenswürdigen „Chef“ akzeptiert hat. Woran du das erkennen kannst? Stell ihm einfach einen Eimer mit Kraftfutter vor die Nase und verlange von ihm, zurück zu weichen.

Wenn das nicht „ohne Diskussionen“ klappt, solltest du noch etwas Zeit in die Entwicklung eurer Beziehung investieren, bevor du von deinem Pferd verlangst, Dominanz-Gesten zu zeigen. Bei der Freiheitsdressur gibst du deinem Pferd nämlich vom Boden aus Signale. Es absolviert seine Kunststücke aus der Distanz auf Zuruf oder durch dezente Hinweise mit der Gerte.

Du hast also bei der Freiarbeit mit deinem Pferd keinerlei mechanische Kontrolle mehr über das Tier. Du übst zwar die Zirkuslektionen anfangs am Strick, aber später ist dein Pferd frei. Hier beginnt dann die vielzitierte Kommunikation auf Augenhöhe – wenn ihr denn beide irgendwann dort angekommen seid.

Trabland-Sicherheitstipp:

Wie sagt man so schön? Vier Augen sehen mehr als zwei. Wer in die Freiarbeit mit Pferden einsteigen möchte, sollte sich vorher ein Coaching durch einen erfahrenen Trainer leisten. Bei einer Rangauseinandersetzung zwischen einem „ungebändigten“ Pferd und einem Menschen müsstest du schon ein echter Pferdeflüsterer sein, um nicht den Kürzeren zu ziehen.
 

Zirzensik Nein Sagen Pferd schüttelt Kopf
Zirkuslektion "Nein" Sagen
Foto © Trabland | Wolf Fotografie

Sind Zirkuslektionen mit dem Pferd gefährlich?

Einige Zirkuslektionen mit Pferd bergen ein Sicherheitsrisiko. Dazu gehört beispielsweise das Steigen. Auch beim Spanischen Schritt kann es passieren, dass dich die raumgreifenden Vorderbeine treffen und verletzen. Das geschieht häufig unabsichtlich. Manchmal steckt aber auch Übermut dahinter. Übe mit deinem Pferd solche Lektionen nur, wenn es dir gehorcht und Respekt vor dir hat.

Während das Knien und Hinlegen das Pferd eher in eine unterwürfige Position bringen, gehört das Steigen und weitere Lektionen über dem Boden zum natürlichen Dominanzverhalten. Anfänger sollten lieber auf gefährliche Experimente mit diesen Übungen verzichten. Zur Dominanz neigende Pferde nutzen gerne solche Gelegenheiten und zeigen dabei unter Umständen ein überbordendes Verhalten.

Imponiergehabe gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire männlicher Pferde. Deshalb lernen junge Wallache oder Hengste viele Zirkustricks leichter als Stuten. Das ist auch der Grund, weshalb professionelle Zirkuspferde meistens Hengste sind. Erfahrene Ausbilder kommen zumeist problemlos mit sogenannten „Hengstmanieren“ klar. Weniger erfahrene Pferdeleute sollten sich aber zu ihrer Sicherheit ab und zu eine Supervision durch einen Coach leisten.
 

Sitzendes Pferd.JPG
Zirkuslektion "Sitzendes Pferd"
Foto © Trabland | Marie Schneider

Was bringen Zirkuslektionen einem Pferd?

Wenn Pferde Tricks lernen, entwickeln sie sich geistig und körperlich weiter. Sie prägen sich Bewegungsabläufe ein und verbessern ihre Beweglichkeit. Einige Lektionen trainieren gezielt bestimmte Körperpartien. So ist zum Beispiel die „Bergziege“ gut für den Pferderücken. Zirkustricks mit Pferden, die auf einem Podest stattfinden, sind ebenfalls ein effektives Rückentraining. Steht die Vorhand deines Pferdes auf dem Podest, dehnen sich die Rückenmuskeln und die Hinterhand gewinnt an Stärke, weil sie einen Großteil des Körpergewichts trägt.

Zirkuslektionen für das Pferd trainieren den gesamten Bewegungsapparat. So verhilft die Freiheitsdressur dem Pferd zu einer besseren Körperbeherrschung, Balance und Koordinationsfähigkeit. Bei korrekter Ausführung stärken die Zirkuslektionen beim Pferd zahlreiche Muskeln, Sehnen und Bänder. Außerdem festigen die Übungen das Vertrauen und die Bindung zwischen Tier und Mensch. Durch das gemeinsame Training gewinnen beide an Selbstbewusstsein. Und zu guter Letzt bescheren Zirkuslektionen deinem Pferd tolle Erfolgserlebnisse und die Aussicht auf eine leckere Belohnung.

Sind Zirkuslektionen mit Pferden Tierquälerei?

Wenn du bei der Bodenarbeit deinem Pferd ein paar Tricks beibringst, hat es sicherlich Freude daran. Schließlich bekommt es dafür ein Leckerli. Menschen, die kein Fachwissen, dafür aber umso mehr Vorurteile besitzen oder nur oberflächlich informiert sind, halten Zirzensik für Tierquälerei. Das betrifft nicht nur die Tricks für Pferde, sondern generell alle Auftritte von Tieren vor einem Publikum.

Zirzensik ist nur Tierquälerei, wenn sie das Pferd überfordert oder jemand das Tier mit Gewalt in eine bestimmte Haltung zwingt. Pferden Tricks beibringen dient nicht nur der Unterhaltung, sondern fördert auch die körperliche und geistige Entwicklung der Tiere. Und warum sollen nicht alle Spaß haben – der Trainer, das Pferd und die Zuschauer? Außerdem stellt sich oft die Frage, wer hier wen dressiert. Letztendlich bringt das Pferd den Menschen dazu, ihm ein Leckerli zu geben.

Selbstvertrauen stärken

Richtig ausgeführt kann zum Beispiel der Spanische Schritt das Selbstvertrauen des Pferdes stärken. Introvertierte Pferde erleben sich nach außen hin zu präsentieren.

Wie bringe ich meinem Pferd Zirkuslektionen bei?

Im Idealfall heben die Zirkuslektionen das Pferd Schritt für Schritt auf ein höheres Level. Zur Zirzensik für Anfänger gehören einfache Übungen, die in die Tiefe gehen, beispielsweise das Kompliment. Darauf bauen andere Kunststücke für Pferde auf. Während viele Pferde diese Tricks problemlos lernen, sind die Lektionen über dem Boden schwieriger und auch gefährlicher. Deshalb macht es Sinn, wenn du vor deinem Projekt Freiheitsdressur einen Kurs besuchst.

Achte darauf, dass die Zirkuslektionen für das Pferd in der richtigen Reihenfolge aufeinander aufbauen. Zirzensik mit Pferden beginnt fast immer mit dem Kompliment, gefolgt vom Knien und Ablegen. Erst wenn eine Übung richtig gut sitzt, beginnst du mit der nächsten. Überfordere dein Pferd nicht, sei geduldig und mach immer wieder mal eine Pause. Nicht die Länge einer Übungseinheit ist entscheidend, sondern die Regelmäßigkeit. Baue deine Zirkuslektionen in die tägliche Bodenarbeit mit ein und belohne dein Pferd, wenn es richtig reagiert.

Was muss mein Pferd für Zirkuslektionen schon können?

Die meisten Pferde beherrschen keine Zirkuslektionen. Sie lernen, sich angemessen unter dem Reiter zu bewegen, sich führen zu lassen und beim Putzen brav stehen zu bleiben. Wenn du dich für Zirkuslektionen mit Pferd interessierst, beginnst du am besten mit der üblichen Bodenarbeit und bringst deinem Pferd einen guten Grundgehorsam bei. Es sollte genug Abstand zu dir halten und dich respektieren. Wichtig ist, dass es sich bei dir sicher fühlt, sich anhalten und rückwärts richten lässt.

Bevor du mit der Zirzensik beginnst, sollte dein Pferd gelernt haben, auf deine Stimme und deine Körpersprache zu achten und entsprechend zu reagieren. Außerdem sollte es Zügel- und Gertenhilfen kennen. Beginne mit einfachen Übungen. Locke beispielsweise das Pferdemaul mit einem Leckerli, sodass es deiner Hand folgt. Wärme dein Pferd vor der eigentlichen Bodenarbeit gut auf und bereite es auf die körperlich anspruchsvollen Lektionen vor.

Zirzensik Steigen auf Kommando: Pferd steigt
Zirkuslektion "Steigen" auf Kommando
Foto © Trabland | Wolf Fotografie

Wie bringe ich meinem Pferd das Kompliment bei?

Zu den einfachsten Zirkuslektionen fürs Pferd gehört das Kompliment. In der Zirzensik für Anfänger spielt es eine große Rolle. Mit dem Kompliment ist dein Pferd auf dem besten Weg, weitere Kunststücke zu lernen, denn es bildet die Grundlage für viele andere Tricks. Beim Kompliment lernt dein Pferd, einen Knicks zu machen und sich zu verbeugen. Dabei liegt das Karpalgelenk auf dem Boden.

Wenn du deinem Pferd das Kompliment beibringst, stelle es so hin, dass Hinterhand und Vorhand möglichst weit auseinander stehen. Dann lockst du das Pferdemaul mit einem Leckerli weit nach unten. Am besten gelingt der Trick, wenn dir anfangs eine weitere Person hilft. Der Helfer hebt ein Vorderbein, winkelt dieses leicht an und führt es nach hinten, um es auf dem Karpalgelenk abzulegen, während sich der Pferdekopf in einer tiefen Position befindet.

Fazit: Wissen zum Mitnehmen

Die Übergänge zwischen einfachen Gehorsamsübungen und Zirzensik sind oft fließend. Du kannst Pferden Kunststücke beibringen, die in Form bestimmter Rituale den Umgang mit dem Tier erleichtern und die Motivation fördern. Bau einfach in eure Bodenarbeit Tricks für Pferde mit ein und gestalte das Training abwechslungsreicher! Zeigt sich dein Pferd von vornherein kooperativ, ist das schon mal eine gute Grundvoraussetzung. Auch verspielte und neugierige Pferde sind oft exzellente Bewegungskünstler und Clowns.

Diese Tipps helfen dir bei deinen Zirkuslektionen mit Pferden:

 

  • Hüte dich vor allzu großen Erwartungen. Alles braucht seine Zeit und es ist auch eine Frage des Talents. Viele Pferde lernen nie den Spanischen Schritt. Und das ist völlig in Ordnung.
  • Gewöhne den Körper deines Pferdes langsam an die neuen Bewegungen. Jedes Tier lernt in seinem eigenen Tempo.
  • Fordere von deinem Pferd nur das, was es wirklich problemlos leisten kann. Pferde mit Arthrose oder bestimmten anderen Pferdekrankheiten dürfen sich nicht übermäßig dehnen und sollten nur moderat belastet werden.
  • Wer dressiert wen? Sei konsequent, gib präzise Signale und lass dich nicht erpressen. Leckerli gibt es nur zur Belohnung für außergewöhnliche Leistungen (perfektes Matching zwischen deinem Signal und der erwünschten Reaktion).
  • Wickle dir nie den Führstrick um die Hand. Es braucht nicht unbedingt viele Pferdestärken, um einen Finger zu verlieren. Einem Opa, den ich kenne, hat das Seil einer Ziege den kleinen Finger und den Ringfinger schwer verletzt. Fingergelenke sind sehr zerbrechlich.
  • Falls sich dein Pferd übermütig oder provokativ verhält, lass das Ende eurer Übungseinheit trotzdem positiv ausklingen. Verpfuscht dein Pferd eine Lektion, dann schalte einen Gang runter, fordere eine leichtere Übung und schließe mit einer Belohnung ab.

 



Quellen:


https://www.pm-forum-digital.de/project/freiarbeit-und-zirkuslektionen-03-2022/
https://www.horsetricks101.com/2021/01/what-are-the-best-tricks-to-teach-my-horse/
https://www.horsetricks101.com/2012/08/10-simple-tricks-to-teach-your-horse/
https://www.youtube.com/watch?v=J0IFClGcW7g
https://www.youtube.com/watch?v=WlxBrJ0rhtY

 

Bodenarbeit mit dem Pferd
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Bodenarbeit mit Pferden - kreativ und facettenreich

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Bodenarbeit mit Pferden

Hinter dem Begriff Bodenarbeit verbergen sich verschiedene Aktivitäten mit dem Pferd, die vom Boden aus erfolgen. „Vom Boden aus“ bedeutet, dass der Reiter nicht auf dem Pferderücken sitzt, sondern neben dem Pferd, am Boden stehend, arbeitet.

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